Steh dir nicht im Weg
einmal Abstand brauchte. Mit der Check-your-Mind-Methode haben die beiden gelernt, in solchen heiklen Situationen anders miteinander umzugehen. Er hat gelernt, ihre Ängste zu beschwichtigen, indem er ihr versichert: »Ich komme wieder, aber jetzt brauche ich erst einmal eine Stunde für mich selbst!«, und sie hat gelernt, ihn einfach zu fragen: »Wann können wir weiter miteinander reden und das klären?«
Man kann sich mit der Check-your-Mind-Methode darauf vorbereiten, solche Situationen nicht eskalieren zu lassen. Dabei ist der Ressourcentransport besonders hilfreich, weil man gerade in emotional |164| belastenden Auseinandersetzungen mit dem eigenen Partner Gelassenheit und Souveränität am schnellsten verliert. Jeder Partner kann lernen, anders zu reagieren, und dann werden solche destruktiven Kreisläufe wie aus dem Beispiel auch durchbrochen. Manchmal genügt das schon, um immer wieder auftretende Konflikte zu lösen.
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|165| 13. Check your Mind in der Familie
Wie wir im vorangegangenen Kapitel gezeigt haben, können Sie mit der Check-your-Mind-Methode nicht nur berufliche Situationen bewältigen oder sich Herausforderungen stellen, die Sie bisher vermieden haben, sondern auch Ihre Beziehungsprobleme unter die Lupe nehmen. Auch der familiäre Umgang miteinander kann davon profitieren, wenn Sie wissen, welche Ihrer eigenen negativen Denkmuster zur Verschärfung eines Problems mit Ihren Lieben beitragen. Dadurch werden Streit, Eskalation und Entfremdung untereinander vermieden, und Sie können gemeinsame Lösungen finden. Wir wollen das noch einmal an einem ausführlichen Beispiel demonstrieren.
Beispiel: Frau Hausmann bekommt von der Klassenlehrerin ihrer vierzehnjährigen Tochter eine Einladung zur Elternsprechstunde. Die Tochter besucht die Realschule, und wie Frau Hausmann in der Sprechstunde überraschend erfuhr, hat sie in den letzten Monaten einen so starken Leistungsabfall gezeigt, dass ihre Versetzung gefährdet ist. Sie hat häufig ihre Hausaufgaben nicht gemacht und beteiligt sich nicht am Unterricht. Die schlechten Noten ihrer Klassenarbeiten hatte sie zu Hause wohlweislich verschwiegen. Für Frau Hausmann ist dieses Gespräch mit der Lehrerin wie ein Schlag in die Magengrube. Sie ist zornig auf ihre Tochter, macht sich gleichzeitig aber auch große Sorgen um sie. Sie fragt sich verzweifelt, was mit dem Mädchen los ist, aber auch, was sie selbst falsch gemacht hat.
|166| In dieser emotional aufgeladenen Stimmung stellt sie ihre Tochter zur Rede. Die reagiert, wie fast nicht anders zu erwarten, ebenfalls sehr emotional: »Lass mich doch mit der blöden Schule in Ruhe. Wenn das alles ist, was dich interessiert! Darauf habe ich sowieso keinen Bock mehr!« Nach zwei, drei Wortwechseln in diesem Stil verlässt die Tochter Türen knallend die Szene, um erst am Abend wieder aufzutauchen, während Frau Hausmann nun schon eine gelinde Panik entwickelt.
Das nächste Gespräch zwischen den beiden verläuft auch nicht konstruktiver. Frau Hausmann macht der Tochter Vorwürfe, die diese mit Gegenvorwürfen kontert. Beide fühlen sich sehr schlecht, trotzdem halten sie das noch eine Woche lang so durch. Frau Hausmanns Nerven liegen blank, als sie mit ihrer Freundin über die häusliche Situation spricht. Die Freundin schlägt ihr vor, es einmal mit einer Technik zu versuchen, die sie gerade in einem Seminar kennen gelernt hatte.
Die Freundin fragt: »
Was spürst du denn im Körper am deutlichsten? In welchem Körperteil spürst du, dass es zwischen dir und deiner Tochter einen Konflikt gibt?«
Frau Hausmann antwortet:
»Ich habe einen ganz verkrampften Bauch, weil ich mir solche Sorgen um sie mache.«
Freundin
: »Wie machst du dir Sorgen? Welche Gedanken genau gehen dir durch den Kopf?«
Frau Hausmann:
»Ich denke, wenn sie so weitermacht, schafft sie die Schule niemals. Wie soll sie dann später je einen Job kriegen?! Heutzutage hat man ohne einen vernünftigen Schulabschluss doch überhaupt keine Chancen. Aber so weit denkt sie natürlich nicht. Sie wird noch einmal todunglücklich sein.«
Freundin:
»All diese Gedanken halten wir jetzt einmal schriftlich fest. Hast du noch mehr solche negative Gedanken?«
Frau Hausmann:
»Na ja, ich mache mir selbst natürlich die größten Vorwürfe. Ich hätte viel mehr hinterher sein müssen, dass sie lernt und ihre Hausaufgaben macht. Ich hatte einfach zu wenig Zeit für |167| sie. Und ich frage mich, was ich falsch gemacht habe,
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