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Steh dir nicht im Weg

Titel: Steh dir nicht im Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dehner , Ulrich Dehner
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dass sie so schwierig ist und auch, dass sie so wenig Ehrgeiz hat.«
    Freundin:
»Das sind wahrscheinlich keine echten Fragen, die du dir da stellst, sondern es sind in Wirklichkeit Aussagen, die du in Fragen kleidest. Was steckt wirklich dahinter?«
    Frau Hausmann:
»Ich habe alles falsch gemacht, deshalb hat sie keinen Ehrgeiz. Und ganz oft denke ich, ich hätte sie viel mehr unterstützen müssen, auf Hausaufgaben schauen, mit ihr lernen, solche Sachen!«
    Die Freundin hat mittlerweile fleißig mitgeschrieben und präsentiert Frau Hausmann jetzt die Liste mit den negativen Gedanken: »Wenn du dir diese Liste anschaust, verstehst du dann, dass du einen verkrampften Bauch hast und in Panik gerätst?«
    Frau Hausmann:
»Na ja, wie soll man aber auch anders reagieren? Heutzutage ist man ohne Schulabschluss doch chancenlos …«
    Freundin:
»Lass uns das erst einmal Stück für Stück untersuchen. Dein erster Gedanke lautete ›Wenn sie so weitermacht, schafft sie die Schule nie‹. Ist das denn wirklich zwangsläufig so, dass man durch einmal Sitzenbleiben als völliger Schulversager endet?«
    Frau Hausmann:
»Ich weiß nicht, aber es macht die Sache jedenfalls nicht leichter. Sie ist ja jetzt schon kaum noch motiviert, etwas für die Schule zu tun. Wenn dann noch so ein Misserfolg dazu kommt!«
    Freundin:
»Aha, da ist ja noch ein negativer Gedanke: ›Sie wird durch das Sitzenbleiben so demotiviert, dass sie gar nichts mehr macht‹. Ist das wirklich so, oder gibt es da nicht auch Gegenbeweise?«
    Frau Hausmann:
»Was meinst du mit Gegenbeweisen?«
Freundin:
»Gibt es vielleicht jemanden, den du kennst, der zwar einmal sitzen geblieben ist, später aber trotzdem noch Lebenserfolg hatte?«
    Frau Hausmann muss lachen:
»Ihr Vater ist einmal sitzen geblieben. Er hat es dann aber doch noch zu etwas gebracht!«
    |168|
Freundin:
»Also hat ihn das Sitzenbleiben nicht gänzlich demotiviert?«
    Frau Hausmann
: »Nein, da hatte er offenbar verstanden, dass er was tun muss.«
    Freundin
: »So, dann nehmen wir jetzt einmal für jeden deiner negativen Gedanken ein Blatt Papier. Der negative Gedanke kommt oben hin, und darunter notieren wir alle Gegenargumente, die dir dazu einfallen. Die älteste Tochter meiner Schwester ist übrigens sogar zweimal sitzen geblieben und hat die Schule dann trotzdem noch mit einem guten Abschluss verlassen. Und glaubst du nicht, dass vierzehn sowieso das klassische Alter zum Sitzenbleiben ist? Mitten in der Pubertät hat sie doch wahrscheinlich jede Menge Probleme, neben denen die Schule fast gar nicht mehr existiert!«
    Frau Hausmann
: »Stimmt, sie hat sich vor ein paar Monaten zum ersten Mal verliebt. Der Junge kann sich aber auch nicht so recht entscheiden, mal will er sie, mal wieder nicht. Und sie kriegt wegen jedem Pickelchen fast Depressionen.«
    Freundin
: »Das halten wir auch als Gegenargumente fest: dass sie sich mitten in der Pubertät befindet und Probleme mit ihrer ersten Liebe hat. Schauen wir uns den nächsten negativen Gedanken an: ›Wenn sie die Schule nicht macht, findet sie nie einen Job und wird unglücklich‹. Ist das wirklich zwangsläufig so?«
    Frau Hausmann muss zugeben
: »Sie könnte natürlich auch über den zweiten Bildungsweg später noch weitermachen. Oder sie macht eine Lehre und damit sogar Karriere. Schon mancher hat als Lehrling angefangen und ist im Vorstand geendet.«
    Freundin
: »Lass uns doch einmal die Schlussfolgerung betrachten, die du da ziehst: ›Wenn sie keinen Job findet, wird sie unglücklich‹. Kann man denn zwischen Job und Unglück solch einen ursächlichen Zusammenhang sehen?«
    Frau Hausmann kann es nicht leugnen
: »Ich weiß, worauf du an spielst – natürlich gibt es zwischen Job und Lebensglück keinen zwangsläufigen Zusammenhang. Erst kürzlich habe ich wieder |169| gelesen, dass man in einer Untersuchung herausgefunden hat, dass Leute ihr Glücksgefühl nicht an äußeren Ereignissen wie einem guten Job festmachen. Selbst wer seinen Traumjob bekam, war nach einer Weile genauso unglücklich wie vorher. Befriedigung und Erfüllung kann man zum Beispiel auch in einem Ehrenamt finden. Na ja, und heutzutage muss man ehrlicherweise sagen: Ein guter Schulabschluss bedeutet noch lange nicht, dass sie auch eine gute Stelle findet!«
    Freundin
: »Sag einmal, wie steht es denn mit dem Gedanken ›Ich habe alles falsch gemacht, sonst hätte sie mehr Ehrgeiz.‹ Glaubst du wirklich, dass das stimmt, oder lassen sich dagegen auch logische

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