Steh zu dir
angehalten.« Ihr Gesicht war ausdruckslos. Stevie war erst völlig baff, dann strahlte sie.
»Himmel! Was hast du geantwortet?«
»Ich habe nein gesagt«, erwiderte Carole leise, und Stevie starrte sie an.
»Ehrlich? Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass ihr beide euch liebt und dass er versucht, eure Beziehung wieder in Gang zu bringen.«
»Tut er auch, oder hat er zumindest getan.« Carole war nicht sicher, ob er nach dem Abend zuvor überhaupt noch mit ihr redete. Wahrscheinlich hatte sie ihn sehr verletzt.
»Warum hast du nein gesagt?« Obwohl sich Stevie anfangs Sorgen um diese Beziehung gemacht hatte, war sie jetzt enttäuscht.
»Es ist zu spät. Seitdem ist viel Wasser die Seine hinuntergeflossen. Ich liebe ihn immer noch, aber er hat mich zu sehr verletzt. Davon abgesehen möchte ich nicht mehr heiraten. Das habe ich ihm gestern Abend gesagt.«
»Die ersten beiden Gründe kann ich nachvollziehen. Aber warum willst du nicht mehr heiraten?«
»Es ist vorbei. Einmal geschieden, einmal verwitwet. Und ein gebrochenes Herz in Paris. Warum sollte ich dieses Risiko noch einmal eingehen? Ich tue es nicht. Mein Leben ist so sehr viel einfacher. Es geht mir gut.«
»Du klingst wie ich«, antwortete Stevie bestürzt.
»Du bist jung, Stevie. Und du warst noch nie verheiratet. Du solltest es wenigstens einmal versuchen – falls du den Burschen genügend liebst, um eine solche Bindung einzugehen. Ich habe die Männer geliebt, mit denen ich zusammen war. Jason hat mich verlassen, und Sean starb viel zu früh. Warum das Risiko eingehen?« Sie liebte Matthieu, aber dieses Mal wollte sie, dass ihr Verstand ihr Herz steuerte. Das war sicherer.
»Ja, aber soweit ich es verstanden habe, hat er sich nicht als Mistkerl entpuppt, sondern war ein Gefangener seiner eigenen Misere. Seine Frau ließ ihn nicht gehen, und als Minister musste er sich gewissen Regeln unterwerfen. Aber jetzt ist er verwitwet und im Ruhestand. Und ich habe den Eindruck, dass er dich glücklich macht. Stimmt’s?«
»Ja«, gab Carole ehrlich zu. »Das tut er. Aber selbst wenn er nicht den gleichen Mist baut wie damals: Irgendwann wird er sterben und mich erneut mit gebrochenem Herzen zurücklassen«, sagte sie mit düsterer Miene. »Ich möchte nicht noch einmal mein Glück aufs Spiel setzen. Es tut zu weh.« Es war schwer genug gewesen, über Seans Tod hinwegzukommen. Zwei Jahre hatte sie dafür gebraucht. Und sie war fünf Jahre lang unglücklich gewesen, nachdem sie Matthieu damals verließ. Anfangs hatte sie jeden Tag gehofft, er würde anrufen, um ihr zu sagen, dass er seine Frau verlassen hatte. Aber das tat er nicht.
»Du kannst doch nicht einfach aufgeben!« Stevie war traurig und entsetzt. Sie hatte nicht geahnt, wie sehr Carole verletzt war.
»Ich wollte nicht einmal mehr Sean heiraten. Er hat mich überredet. Aber damals war ich auch erst in deinem Alter. Jetzt bin ich definitiv zu alt.«
»Mit fünfzig? Sei nicht albern. Du siehst aus wie fünfunddreißig.«
»Ich fühle mich wie achtundneunzig. Und mein Herz ist dreihundertzwölf. Glaub mir, es hat schon einiges mitgemacht.«
»Komm schon, Carole. Erzähl keinen Mist. Du bist müde, weil du diese Tortur hinter dir hast. Ich habe dein Gesicht gesehen, als wir damals nach Paris kamen, um das Haus zu verkaufen. Du hast diesen Mann geliebt.«
»Genau das ist der Punkt. Ich möchte mich nie wieder so fühlen. Ich war am Boden zerstört. Als ich ihm auf Wiedersehen sagte und von hier fortging, meinte ich, sterben zu müssen. Monatelang habe ich mich abends in den Schlaf geweint. Wer braucht das? Was ist, wenn er mich verlässt oder stirbt?«
»Und wenn nicht? Wenn du mit ihm glücklich wirst? Dieses Mal richtig, ohne Versteckspiel und gestohlene Zeit? Ich meine richtig glücklich, in einer erwachsenen Partnerschaft. Möchtest du riskieren, das zu verpassen?«
»Ja.« In Caroles Stimme schwang auch nicht der kleinste Zweifel.
»Liebst du ihn?«
»Ja, das tue ich – so erstaunlich, wie das nach der langen Zeit ist, selbst für mich. Er ist sicher ein wunderbarer Mann. Aber ich möchte nicht mit ihm oder irgend jemandem sonst verheiratet sein. Ich möchte frei sein, das zu tun, wozu ich Lust habe. Mir ist klar, wie egoistisch das klingt. Vielleicht war ich im Grunde immer so. Möglicherweise ist Chloe deshalb so sauer, und möglicherweise ist das auch der Grund, warum Jason mich verlassen hat. Ich war so damit beschäftigt, meine Karriere zu verfolgen und ein Filmstar zu sein,
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