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Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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schossen ihm durch den Kopf. Endlich hielt das Taxi vor dem Krankenhaus. Jason zahlte, gab ein großzügiges Trinkgeld und stieg aus. In seinem dunkelgrauen englischen Maßanzug, dem dunkelblauen Kaschmirmantel und mit der teuren goldenen Armbanduhr sah er aus wie ein erfolgreicher amerikanischer Geschäftsmann, und genau das war er auch. Ein attraktiver Mann von neunundfünfzig Jahren.
    »Merci!«, rief ihm der Taxifahrer durch das offene Fenster zu. »Bonne chance!«, fügte er noch hinzu. Der Mann hatte Jason Watermans Gesicht angesehen, dass er genau das brauchen würde – viel Glück. Normalerweise ließ sich niemand vom Flughafen direkt zum Krankenhaus bringen, schon gar nicht Leute wie er, es sei denn, es war etwas Schlimmes passiert. So viel hatte sich der Fahrer zusammengereimt. Jasons Blick und die angespannte Miene hatten ihm den Rest verraten.
    Jason eilte in das Gebäude und hoffte, jemanden zu finden, der genug Englisch sprach, um ihm weiterzuhelfen. Der Assistant Manager vom Ritz hatte ihm den Namen des Chefarztes der Notaufnahme genannt.
    Jason blieb vor einer jungen Frau hinter der Anmeldung stehen und schob ihr den Zettel mit dem Namen zu. Sie antwortete auf Französisch, und Jason signalisierte ihr, dass er sie nicht verstehe. Sie zeigte auf die Aufzüge in seinem Rücken, hob drei Finger und sagte langsam: »Troisième étáge.« Dritte Etage also. »Réanimation«, fügte sie hinzu. Das klang nicht gut.
    Er wusste gerade so viel, dass das der französische Ausdruck für Intensivstation war. Jason dankte ihr und ging mit weit ausholenden Schritten zum Aufzug. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Angespannt und mit pochendem Herzen stand er allein in der Kabine. In der dritten Etage stieg er aus und blickte sich verloren um. Dann entdeckte er ein Schild mit der Aufschrift Réanimation. Er marschierte darauf zu, öffnete die Tür und stand im Vorraum einer Abteilung, in der es hektisch zuging. Ärzte und Schwestern hasteten umher, hinter Glaswänden sah er reglose Körper in Betten liegen, angeschlossen an Schläuche und umgeben von Apparaten. Es roch nach Desinfektionsmitteln, was ihm nach dem langen Flug sofort auf den Magen schlug.
    »Sprechen Sie Englisch?«, fragte er die Frau am Empfangstisch mit fester Stimme. Sie sah ihn verständnislos an. Jason hatte plötzlich Angst, dass ihn womöglich niemand hier verstand. »Anglais. Parlez-vous anglais?“
    » Englisch … one minute«, antwortete sie in einer Mischung aus Englisch und Französisch und entfernte sich. Jason hoffte, dass sie jemanden holte. Kurz darauf kam sie mit einer Ärztin in weißem Kittel, OP-Hosen, Haube auf dem Kopf und Stethoskop um den Hals zurück. Sie war etwa in Jasons Alter.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Ärztin auf Englisch. Er fragte nach dem Chefarzt, aber sie antwortete, dass der momentan nicht auf der Station sei. Jason erklärte, warum er hier war, und vergaß die Vorsilbe Ex, als er nach seiner Frau fragte.
    Sie musterte ihn misstrauisch. Jason ahnte, was sie dachte, und berichtete, dass er mit der Nachtmaschine aus New York gekommen und direkt vom Flughafen hergefahren sei. Dann fügte er noch hinzu, dass seine Frau im Hotel vermisst wurde und er befürchte, sie könne das nicht identifizierte Opfer sein.
    »Seit wann wird sie vermisst?«
    »Ich weiß es nicht genau. Sie kam am Tag des Tunnelanschlags in Paris an. Seither hat sie niemand mehr gesehen, und sie war anscheinend auch nicht mehr im Hotel.“
    »Das ist fast zwei Wochen her.« Offenbar wunderte sich die Ärztin darüber, dass er so lange gebraucht hatte, um das Verschwinden seiner Frau zu bemerken. Aber jetzt war es zu spät, um zu erklären, dass sie geschieden waren.
    Und vielleicht war es auch gut, wenn man ihn hier für Caroles Mann hielt. Er hatte keine Ahnung, welche Rechte man als Ex-Mann in Frankreich hatte – vielleicht keine.
    »Sie war auf Reisen – und vielleicht ist sie es ja auch gar nicht. Ich hoffe es zumindest. Aber ich bin hergeflogen, um mir Gewissheit zu verschaffen.« Das schien die Ärztin zu überzeugen, jedenfalls nickte sie. Dann sagte sie etwas zu der Schwester hinter der Anmeldung, die daraufhin auf eine geschlossene Tür zeigte.
    Die Ärztin bedeutete Jason, ihr zu folgen, und öffnete die Tür. Jason trat in das Krankenzimmer und sah ein Bett, umgeben von Maschinen. Zwei Schwestern kümmerten sich gerade um die Patientin, wodurch Jason die Sicht versperrt war. Er hörte das regelmäßige Rauschen des

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