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Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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sich fühlte. Er verließ das Krankenhaus und ging im strömenden Regen zum nahegelegenen Gare d’Austerlitz. Bis er endlich ein Taxi fand, war er völlig durchnässt. Er nannte dem Fahrer die Adresse vom Ritz. Jason kam sich plötzlich um Jahre gealtert vor. Das hatte Carole nicht verdient. Sie war eine wunderbare Frau, ein warmherziger Mensch und eine liebevolle Mutter. Sie war zwei Männern eine gute Ehefrau gewesen. Der eine verließ sie wegen eines Flittchens, und der andere starb. Und jetzt kämpfte sie nach einem terroristischen Anschlag um ihr Leben. Jason wäre gern wütend auf Gott gewesen, aber das wagte er nicht, weil er dessen Hilfe brauchte. Und während sie in Richtung Place Vêndome im 1. Bezirk fuhren, betete er erneut. Gott sollte ihm beistehen bei diesen Telefonaten mit seinen Kindern.
    Dann fiel ihm ein, dass er noch einen Anruf zu erledigen hatte. Er holte sein Handy hervor und wählte L. A. an. Bei Stevie war es jetzt fast Mitternacht, aber er hatte ihr versprochen, sich zu melden.
    Stevie ging schon nach dem ersten Klingeln ran. Sie war hellwach und hatte ungeduldig auf den Anruf gewartet. Die Zeit war ihr lange vorgekommen, und sie hatte sich schon gefragt, ob sein Flug Verspätung gehabt hatte. Während der letzten Stunde war sie krank vor Sorge gewesen, und als sie sich jetzt meldete, zitterte ihre Stimme.
    »Sie ist es«, sagte er, ohne auch nur seinen Namen zu nennen.
    »Gütiger Gott … wie geht es ihr?«
    »Es sieht nicht gut aus, aber sie lebt. Sie wird künstlich beatmet und liegt wegen einer schweren Kopfverletzung im Koma. Noch ist sie nicht über den Berg, und niemand kann sagen, ob sie dauerhafte Schäden davonträgt.« Er beschönigte nichts. Den Kindern würde er es behutsamer beibringen, aber Stevie hatte das Recht, die volle Wahrheit zu erfahren. Und so, wie er sie kannte, hätte sie sich mit nichts anderem zufriedengegeben.
    »Ich nehme die nächste Maschine«, erklärte sie rigoros. Aber allein der Flug dauerte gut zehn Stunden. Sie wäre frühestens am nächsten Tag da. »Wissen die Kinder Bescheid?«
    »Noch nicht. Ich bin auf dem Weg ins Hotel. Du kannst hier im Grunde nichts tun. Ich weiß nicht, ob es viel Sinn macht, wenn du herkommst.« Mit zitternder Stimme fuhr er fort: »Keiner von uns kann etwas tun.“
    »Ich muss jetzt bei ihr sein, hier würde ich es nicht aushalten«, erwiderte sie stur.
    »So geht es mir auch.« Er nannte ihr den Namen des Krankenhauses und fügte hinzu: »Ich buche dir ein Zimmer im Ritz.«
    »Ich kann in Caroles Zimmer schlafen«, antwortete Stevie pragmatisch. Warum sollten sie noch ein Zimmer bezahlen? »Es sei denn, dass du dort wohnst«, ergänzte sie zögernd.
    »Ich habe mir ein eigenes Zimmer genommen und werde auch welche für die Kinder reservieren. Möglichst nahe beieinander. Wir haben eine harte Zeit vor uns, vor allem Carole. Der Weg ist weit, selbst wenn sie wieder gesund wird. Und ich mag gar nicht daran denken, was passiert, wenn sie es nicht wird.« Ihm wurde plötzlich klar, dass er sie notfalls bis ans Ende ihrer Tage pflegen würde, aber sie durfte einfach nicht sterben. Er liebte sie. Und der Gedanke, sie ganz zu verlieren, war ihm unerträglich. »Wir sehen uns dann Morgen. Gute Reise«, verabschiedete er sich mit erschöpfter Stimme und legte auf. Obwohl es in New York drei Uhr morgens war, rief er seine Sekretärin zu Hause an. Er bat sie, seine sämtlichen Termine für die nächste Zeit zu stornieren. »Es wird eine Weile dauern, bis ich wieder in New York bin.« Er entschuldigte sich für die späte Störung, aber seine Sekretärin wiegelte ab und fragte stattdessen betroffen:
    »Dann ist es also tatsächlich Miss Barber?« Sie gehörte zu Caroles größten Fans und hatte sie auch als Mensch immer sympathisch gefunden.
    »Ja«, bestätigte er mit düsterer Stimme. »In ein paar Stunden rufe ich Anthony an, um es ihm zu sagen. Wir müssen unbedingt vermeiden, dass die Presse jetzt schon davon Wind bekommt. Im Krankenhaus ist Carole jetzt unter meinem Namen angemeldet, aber das wird uns nicht lange schützen. Früher oder später dringt doch ein Wort nach draußen, und Sie können sich vorstellen, was dann passiert.«
    »Tut mir leid, Mr. Waterman«, sagte seine Sekretärin mitfühlend. »Lassen Sie mich wissen, wenn ich etwas tun kann.«
    »Danke«, sagte er und legte in dem Moment auf, als sie vor dem Ritz ankamen. Jason fragte nach dem Assistant Manager, mit dem er telefoniert hatte. Der kam hinter dem Empfang

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