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Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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eine ähnliche Erfahrung bereits durchgestanden, nachdem ihr Vater am Herzen operiert worden war. Der kritische Moment war nervenaufreibend, aber ihr Vater hatte überlebt. Caroles Situation war schwieriger, weil niemand sagen konnte, wie schwer das Gehirn geschädigt war. Im schlimmsten Fall würde sie nie wieder in der Lage sein, selbstständig zu atmen. Schweigend fuhren sie nach oben und warteten in Caroles Zimmer auf die Ärztin.
    Carole sah aus wie immer. Mit geschlossenen Augen lag sie reglos da. Das gleichmäßige Geräusch des Beatmungsgerätes erfüllte den Raum. Kurz darauf kam die Ärztin.
    Das Procedere waren ihnen bereits am Mittag erklärt worden. Angespannt sahen alle zu, wie eine Krankenschwester das Klebeband von der Nase löste. Dann signalisierte die Ärztin der Schwester, den Respirator zu entfernen, und stellte das Beatmungsgerät ab.
    Es folgte ein qualvoll langer Augenblick, in dem nichts passierte. Alle starrten Carole an. Sie atmete nicht. Die Ärztin wechselte einen Blick mit der Krankenschwester und wollte bereits eingreifen, da begann Carole zu atmen. Chloe schluchzte erleichtert auf und schmiegte sich in Stevies Arm. Die lachte und weinte gleichzeitig. Sogar die Ärztin lächelte.
    »Das nenne ich gute Nachrichten«, sagte sie und warf allen einen aufmunternden Blick zu. Einen Moment lang hatte es so ausgesehen, als schaffe Carole es nicht. »Ihr Gehirn signalisiert dem Körper zu atmen. Das ist ein sehr gutes Zeichen.« Carole hatte eine erste schwere Hürde genommen. Noch immer war es möglich, dass sie nie wieder aus dem Koma erwachte. Aber dies war ein wichtiger Schritt zurück ins Leben.
    Die Ärztin sagte ihnen, dass Carole während der Nacht beobachtet werden musste, damit sie sicherstellen konnten, dass die Atmung nicht wieder aussetzte. Dies sei aber eine reine Vorsichtsmaßnahme. Mit jedem Atemzug, der verstrich, stabilisierte sich ihr Zustand. Noch immer lag Carole wie schlafend auf dem Bett. Aber es war ermutigend, zu sehen, wie sich ihr Brustkorb von allein sanft hob und senkte.
    Noch über eine Stunde standen Stevie und die Familie um das Bett herum und freuten sich über diesen ersten Sieg. Schließlich schlug Jason vor, ins Hotel zurückzufahren. Für heute hatten sie alle genug durchgemacht und brauchten jetzt selbst etwas Ruhe.
    Stevie verließ als Letzte das Krankenzimmer. Sie blieb kurz an Caroles Bett stehen und berührte sanft ihre Finger. Sie fühlten sich ganz kalt an. Aber ohne das Klebeband und den Respirator hatte zumindest ihr Gesicht wieder etwas Vertrautes. Wie oft hatte sie dieses Antlitz schon gesehen! Es war das Gesicht, das Caroles Fans kannten und liebten. Aber für Stevie war es mehr als das. Es gehörte zu der Frau, die sie seit Jahren bewunderte und der sie loyal ergeben war.
    »Gut gemacht, Carole«, sagte sie leise. »Und jetzt streng dich noch ein kleines bisschen mehr an und wach auf. Wir vermissen dich.« Dann folgte sie den anderen aus dem Zimmer. Es war ein harter Tag gewesen, der aber mit einem Hoffnungsschimmer endete.

5
    Zwei Tage später passierte das Unvermeidliche. Irgendjemand, entweder vom Hotel oder aus dem Krankenhaus, gab der Presse einen Tipp. Innerhalb von Stunden wimmelte es vor der Klinik von Fotografen. Ein paar besonders Kühne schlichen sich bis nach oben zur Intensivstation. Stevie fing sie gerade noch rechtzeitig ab. Sie trat aus Caroles Zimmer auf den Flur, stoppte die Reporter in einem Tonfall, der jedes Seemanns würdig gewesen wäre, und ließ sie dann hinauswerfen. Aber damit war die Gefahr nur vorübergehend gebannt.
    Das Krankenhaus verlegte Carole in ein anderes Zimmer und stellte einen Wachmann vor die Tür. Für die Familie wurde es jetzt noch schwieriger, als es ohnehin schon war. Vor dem Hotel und am Klinikeingang lauerten die Fotografen auf sie. Blitzlichter flammten auf, sobald einer von ihnen das Gebäude betrat oder verließ.
    Carole war zwar noch bewusstlos, atmete aber selbstständig und wurde nicht mehr mit Medikamenten im künstlichen Koma gehalten. Sie konnte jetzt jederzeit aufwachen. Sollte sie das nicht tun, hätte das langfristige Folgen, über die keiner von ihnen nachdenken mochte.
    Caroles Foto war auf sämtlichen Titelblättern, einschließlich Le Monde, Le Figaro und Herald Tribune.
    »Dieses Bild von ihr mochte ich immer besonders.« Stevie versuchte es mit Humor zu nehmen, während sie alle beim Frühstück die Zeitungen studierten. Seit drei Tagen waren sie jetzt in Paris.
    »Ja, ich

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