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Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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du es mir erzählt hast. Obwohl es traurig ist. Ich habe einen Ehemann verloren, den ich geliebt haben muss – und ich erinnere mich nicht einmal an ihn.
    Ich habe alles verloren, alle Menschen, die mir etwas bedeuteten, und all die Erlebnisse, die uns miteinander verbunden haben. Ich kann mich weder an seinen Namen noch an sein Gesicht erinnern, ebenso wenig wie an die Ehe mit Jason. Sogar die Tage, an denen ich meine Kinder zur Welt gebracht habe, sind wie ausgelöscht.« Es war eine Tragödie. Die Ärzte hatten es ihr zwar erklärt, aber es fühlte sich so unwirklich an! Als wäre das nicht ihr Leben, sondern das eines anderen.
    »Außer Sean hast du niemanden verloren. Alle anderen sind noch da. Du hast mit ihm eine wunderbare Zeit verbracht, an die du dich eines Tages wieder erinnern wirst. Und wir sind hier bei dir. Die Kinder und Jason sind da, deine Arbeit und sogar deine Vergangenheit, auch wenn du dich momentan nicht erinnerst. Die Bande zu diesen Menschen, die du liebst, sind geblieben und werden niemals verschwinden.«
    »Ich weiß ja nicht einmal, was ich anderen Menschen bedeutet habe und wer ich bin … oder was sie mir bedeutet haben«, sagte Carole niedergeschlagen und schnäuzte sich mit dem Papiertaschentuch, das ihr die Schwester reichte.
    »Ich komme mir vor wie ein Schiff, das mit Sack und Pack untergegangen ist.«
    »Ich bin zum Beispiel nicht untergegangen. Und alles andere liegt auch irgendwo da draußen. Sobald sich der Nebel lichtet, wirst du alles wiederfinden, dein ganzes Hab und Gut. Das meiste ist sowieso nur Ballast. Vielleicht bist du ohne das eine oder andere sogar besser dran.«
    »Und was ist mit dir?« Carole sah sie fragend an. »Was bin ich für dich? Eine nette Arbeitgeberin? Behandle ich dich gut? Gefällt dir deine Arbeit? Wie lebst du?« Sie wollte mehr über Stevie als Mensch erfahren und nicht nur etwas über die Beziehung zu ihr. Das war ihr wichtig. Stevie erkannte, dass Carole immer noch der gleiche wunderbare Mensch wie früher war.
    »Ich mag meinen Job. Vielleicht sogar zu sehr. Für dich zu arbeiten ist mir lieber als alles andere auf der Welt. Ich liebe deine Kinder, unsere gemeinsame Arbeit, die Projekte, für die du dich einsetzt. Ich schätze dich als den Menschen, der du bist. Du hast ein gutes Herz, Carole. Und du bist eine tolle Mom. Lass dir von Chloe nichts anderes einreden.« Stevie regte sich immer noch darüber auf, dass Chloe gleich anfangen musste, ihrer Mutter ein schlechtes Gewissen zu machen. Es war nicht fair, die Verbitterung über die Vergangenheit jetzt anzusprechen.
    »Chloe sieht das anscheinend anders«, sagte Carole leise.
    »Aber ich danke dir, dass du mich für einen guten Menschen hältst. Es ist schrecklich, wenn man das selbst nicht einschätzen kann. Nicht zu wissen, wer man ist und wie man sich anderen gegenüber verhalten hat. Bisher kommt es mir so vor, als hätte ich mich ziemlich mies verhalten, aber du bist unheimlich nett zu mir. Ich hasse es, mich an nichts aus meinem Leben zu erinnern. Es ist beängstigend, darüber nachzudenken.« Es war wie Fliegen im Dunklen, bei dem man Angst haben musste, jeden Moment gegen eine Wand zu prallen. »Was ist mit deinem Leben?«, fragte sie Stevie. »Bist du verheiratet?«
    »Nein. Ich lebe mit jemandem zusammen«, sagte Stevie nur.
    »Liebst du ihn?« Carole interessierte sich wirklich für Stevies Leben. Sie wollte alles wissen, über sie und auch über die anderen. Sie musste herausfinden, wer sie waren – und wer sie selbst war.
    »Manchmal«, gestand Stevie ehrlich. »Nicht immer. Ich bin nicht sicher, was ich für ihn empfinde. Deshalb habe ich ihn auch nicht geheiratet. Sein Name ist Alan, er ist Journalist und reist sehr viel. Das passt mir ganz gut. Unsere Beziehung ist angenehm und zweckmäßig. Ich bin nicht sicher, ob ich es Liebe nennen würde. Und bei dem Gedanken, ihn zu heiraten, möchte ich am liebsten weglaufen. Allerdings war mir das Heiraten nie wichtig, weil ich auch keine Kinder will.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich habe dich«, zog Stevie sie auf, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Mir fehlt anscheinend irgendein Gen. Ich habe nie den Drang verspürt, Mutter zu werden. So, wie es ist, bin ich glücklich. Ich habe eine Katze, einen Hund, einen Job, den ich liebe, und einen Kerl, mit dem ich die meiste Zeit das Bett teile. Das reicht mir.«
    »Und ihm genügt das auch?« Für Carole klang das nach einer starken Einschränkung. Offenbar hatte Stevie vor irgendetwas

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