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Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Titel: Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicia Englmann , Rola El-Halabi
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die ich hatte, mit aller Wut und Aggression aus den letzten 25 Jahren. Er wehrte sich nicht, sondern krachte mit voller Wucht gegen die Mauer. Er schlug nicht zurück. Er, der mich als Kind geprügelt hatte, wehrte sich nicht, sondern schrie nur wie ein Irrer: »Ich will doch nur das Beste für dich! Ich will dich nur beschützen. Du bist doch meine Tochter, ich will dich beschützen!« Ich brüllte zurück: »Weißt du was, ich interessiere dich schon lange nicht mehr. Ich, meine Gefühle, meine Gesundheit, mein Leben interessieren dich einen Scheiß. Hauptsache, du hast, was du willst. Und dann kommst du mir mit deiner Ehre und deinem Stolz, die du beide schon lang verloren hast. Und du, du willst mich beschützen?« Ich war völlig außer mir. Als er dann auch noch »Ja, natürlich!« antwortete und einfach stehen blieb, lief ich in die Küche und holte ein kleines, scharfes Messer.
    Vor seinen Augen schnitt ich mich damit in den Unterarm, dass ich blutete. Mein Vater stand einfach da und nahm mich nicht ernst. »Hör doch auf damit«, sagte er. Ich aber tobte weiter: »Guck doch mal, wie sehr du dich für mich interessiert. Einen Scheißdreck!« Er hätte mir das Messer aus der Hand reißen, irgendetwas unternehmen müssen, mich eine Bekloppte nennen, mich in den Arm nehmen und mich beruhigen können. Aber er tat nichts. Er stand nur da und wollte, wie immer, das letzte Wort haben. Mein kleiner Bruder stand weinend im Türrahmen, auch ihn ignorierte er einfach. Dann ergriff Mama das Wort und versuchte, meinen Vater hinauszuwerfen. »Kein Mensch schmeißt mich aus meiner Wohnung«, rief er da. »Gut, dann rufen wir jetzt die Polizei«, sagte ich. »Ist mir scheißegal«, brüllte er, »da können fünf Polizisten vor mir stehen, die metzele ich alle nieder!« Sogar bei einem Rausschmiss musste er das letzte Wort behalten.Als er endlich weg war, rief ich voller Angst sofort Kosta an: »Wo bist du?« Er war zu Hause und beruhigte mich. Er hatte nur eine Platzwunde an der Lippe, die aber relativ stark geblutet hatte. Kein Krankenhaus. Tatsächlich hatte mein Vater Kosta aufgelauert und ihn geschlagen. Weil sie sich gegenseitig am Kragen gepackt und festgehalten hatten, war Kostas Blut auf den Schal und die Jacke meines Vater getropft, daher war mein Vater blutbeschmiert gewesen. Wie immer war Kosta ruhig und versöhnlich. Er wollte meinen Vater nicht anzeigen. Er hatte nicht einmal wirklich zurückgeschlagen, als mein Vater ihn angegriffen hatte, weil er keine Eskalation wollte. Was auch geschah, immer noch hoffte Kosta, dass Papa sich irgendwann beruhigen würde und wir in zwei, drei Monaten zusammen am Esstisch sitzen und über die wilden Anfangstage lachen würden. Da kannte er meinen Vater jedoch schlecht.
    Ich dagegen hatte endgültig genug und rief die Polizei. Die Beamten kamen zu uns nach Hause und nahmen die Anzeige auf. Währenddessen fuhr mein Vater in seinem Auto draußen auf der Straße auf und ab, immer wieder an unserem Haus vorbei. Er rief sogar an und sagte: »Hast du die Polizei gerufen? Was für ein unverschämtes Ding du doch bist, dass du mir die Polizei auf den Hals hetzt, du undankbares Mädchen!« Er beschimpfte mich auf das Übelste, also legte ich auf. Doch er rief sofort wieder an, schrie und beleidigte mich erneut. Das ging ein paar Mal so. Jedes Mal legte ich auf.
    Dann rief nach einer Pause Papas bester Freund, der »Onkel« Zuhälter, bei uns an und schnauzte sofort los, was uns einfallen würde, die Polizei zu rufen. Ich erklärte ihm, dass nicht ich die Verrückte war, wie er behauptete, sondern mein Vater. Papas Freund war aber immer noch der Meinung, dass es falsch gewesen war, die Polizei zu holen und damit unsere Familienprobleme öffentlich zu machen. Es wäre besser gewesen, ich hätte ihn angerufen, denn er war der Einzige, auf den mein Vater hörte. So war er, der »Onkel«, immer auf den Stolz und das Ansehen unserer Familie bedacht. Auch von seiner Doppelmoral hatte ich endgültig genug. Ich warf ihm vor, dass er über all die Jahre hinweg, die er uns kannte, nie zu uns Frauen gehalten hatte und wir ihn als Menschen nie wirklich interessiert hatten. Dass er das Drama der vergangenen drei Monate beobachtet und nichts, gar nichts unternommen hatte. »Wir interessieren dich doch nicht, warum sollten wir dich jetzt anrufen?«, schleuderte ich ihm entgegen. Dann legte ich einfach auf. Das war das letzte Mal, dass ich mit diesem »lieben Onkel« sprach. Der einstige beste Freund

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