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Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Titel: Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicia Englmann , Rola El-Halabi
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der Familie hatte uns also auch im Stich gelassen. Wir hatten recht gehabt, ihm nie zu vertrauen.
    Die Situation mit meinem Vater wurde aber noch absurder. Am Tag nach der Anzeige meldete er sich wieder bei mir, um zu besprechen, wie wir jetzt miteinander weiterarbeiten sollten. Er war ja nach wie vor mein Manager und wollte das eigentlich auch bleiben. Trotz allem. Aber meine Wut war noch nicht verraucht. »Hast du noch alle Tassen im Schrank?«, fuhr ich ihn an. »Wir können nicht einmal fünf Minuten wie normale Menschen miteinander reden, wie sollen wir dann miteinander arbeiten?« Er aber meinte: »Das müssen wir eben können.« Ich blieb bei meiner Linie: »Nein, müssen wir nicht. Entweder hörst du mit den Drohungen auf, oder wir lassen es. Wenn du uns nicht bedrohst, arbeite ich mit dir normal weiter und werde versuchen, das Private zu reparieren, ansonsten war es das.« Ich glaubte, wie Kosta, auch zu diesem Zeitpunkt noch, dass wir wieder zueinanderfinden würden. Wir hofften wirklich, dass mein Vater einlenken und wieder auf uns zugehen würde. Unsere Tür war immer offen für ihn, wir hätten ihm verziehen und einen Neuanfang versucht. Mein Vater behauptete aber dann doch glatt, er würde mir nicht drohen. Dabei wussten doch schon die halbe Stadt und alle meine libanesischen Verwandten von seinen Plänen, mich zu ermorden, mir in Hände und Füße zu schießen oder mich und Kosta über den Haufen zu ballern, falls er uns zusammen sehen würde. Mein Vater stritt das nicht einmal ab, sondern bekräftigte nur noch, dass dies eben seine Einstellung zu »der Sache« sei. Er wusste da offenbar schon nicht mehr, was er eigentlich sagte.
    Ich riet ihm, wenn auch vielleicht nicht mit der nötigen Gelassenheit, zu einem Psychologen zu gehen. Er fand natürlich, dass es Ansichtssache sei, ob er irre sei oder nicht. Ich erklärte ihm ganz deutlich: »Wenn das Ansichtssache ist, dann sehe ich es jetzt so, dass sich das Thema erledigt hat. Wir arbeiten nicht mehr zusammen.«
    An diesem Tag brach die Welt meines Vaters endgültig zusammen. Vorher war ich sein Leben gewesen – jetzt war ich es plötzlich nicht mehr. Und jetzt zeigte sich, dass es auch früher nicht wirklich um mich als Menschen gegangen war. Ich war nicht sein Leben gewesen, sondern nur sein Lebensinhalt. In Wirklichkeit ging es immer nur um ihn selbst. Mein Leben, das Leben der ganzen Familie sollten seiner Vision entsprechen, wir sollten als seine Geschöpfe seine Befehle ausführen. Egal, was, Hauptsache, sein Wort wurde befolgt. Alles war nur auf ihn ausgerichtet, seine Macht, seine Gedanken, seine Ideale. Damit das funktionierte – und weil es funktionierte –, opferte er sich für die Familie auf. Auch dieser Zwiespalt brachte ihn um den Verstand. Einerseits gab er alles für seine Familie, aber andererseits eben nicht aus selbstlosen Gründen, sondern in letzter Konsequenz dann nur für sich. Das hatte auf Dauer nicht funktionieren können, aber das verstanden wir erst jetzt.
    Mein Vater startete in der Folge einen Vernichtungsfeldzug gegen meine sportliche Karriere. Er rief bei meinem Sponsor Dolobene an und ließ den Sponsoringvertrag auf seinen Namen und auf sein privates Konto umschreiben. Dass ich zwei Tagen später selbst einen Termin bei meinem Sponsor hatte, wusste er und versuchte, diesen zu verhindern. Am Telefon erzählte er den Verantwortlichen, ich hätte psychische Probleme, hätte versucht, mich mit einem Messer umzubringen. Er sagte: »Rola weiß nicht mehr, was sie tut. Rola ist auch nicht mehr in der Lage zu boxen. Sie wird von den Verbänden nie wieder die Chance zu einem WM-Kampf bekommen. «
    Als ich zu meinem Termin ging, wusste ich von all diesem Gerede nichts. Ich erzählte, dass es mir ausgezeichnet gehe und ich mich auf den WM-Kampf im April vorbereite. Die seltsamen und verwunderten Blicke konnte ich nicht deuten, da ich von den Vorgesprächen meines Vaters nichts wusste. Dann erklärte ich, dass ich mich leider aus privaten Gründen von meinem Vater als Manager getrennt hatte. Sie wollten Details wissen, aber ich wiederholte, dass es ein rein privater Konflikt sei, den wir erst lösen müssten, bevor wir wieder zusammenarbeiten könnten. Der Vertrag wurde dann ohne Probleme und Diskussionen neu ausgestellt, auf meinen Namen, ich unterschrieb ihn und dachte, dass damit alles geregelt sei. Am nächsten Tag gab ich eine Pressemitteilung heraus, dass ich mit meinem Hauptsponsor Dolobene weiterarbeitete.
    Einen Tag

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