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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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genug sportliche Aktivität für heute ist, und bestelle zufrieden eine Pizza. Mit doppelt Käse. Dafür ohne Schnittlauch.
22. Juli 1983
    Meine Fresse! Jane und die anderen Frauen sind aber fix. Die hüpfen wie die Weltmeister und zählen dabei von eins bis zehn. Versuche, beim Hüpfen ebenfalls mitzuzählen, komme aber immer nur bis zwei. Dann fängt schon die nächste Übung an. So geht das nicht.
23. Juli 1983
    Habe mir von Peter einen anderen Videorekorder geliehen. Mit Zeitlupenfunktion. Besser. So macht Gymnastik Spaß.
24. Juli 1983
    Eine Waage gekauft. Muss ja kontrollieren, wie viel ich jeden Tag durch die Hüpferei abnehme. 124 Kilo! Die Waage muss kaputt sein. Renne zurück in den Laden und tausche sie um. Die Waage war tatsächlich kaputt, denn die neue zeigt 128 Kilo. Bin am Boden zerstört. Ziehe meine Motorradstiefel aus. 125 Kilo. Schon besser. Mir fällt ein, dass ich ja noch die schwere Jeans anhabe. 124 Komma 5. Und das T-Shirt. 124 Komma 5. Klopfe auf die Waage. Der Zeiger bewegt sich einen Hauch zurück. Werde euphorisch. Kurz bevor ich meine Unterhose ausziehen kann, fragt mich der Verkäufer im Laden, ob ich die Waage nicht besser zuhause ausprobieren will.
25. Juli 1983
    124 Kilo. Nackt. Zuhause gewogen.
26. Juli 1983
    124 Kilo.
27. Juli 1983
    124 Kilo.
28. Juli 1983
    124 Kilo. Überlege auszuwandern. In die Himalayaregion. Habe gelesen, dass man auf dem Gipfel des Mount Everest ungefähr 0,3 Prozent leichter ist. Käme dann auf etwas über 123 Kilo. Ich verwerfe die Idee. Die Gewichtsersparnis lohnt den Aufwand nicht. Tröste mich mit dem Gedanken, dass man vielleicht bald als Normalo auf den Mond fliegen kann. Das würde sich lohnen, denn da würde ich gerade mal zwanzig Kilo wiegen! Überlege, wie viel Pizza mit doppelt Käse ich essen könnte, um auf dem Mond mein Idealgewicht von achtzig Kilo zu erreichen. Kriege Hunger ...
29. Juli 1983
    124 Kilo. Bin sauer! Trete wütend gegen die Waage. Es macht »ping« und der Zeiger bleibt auf 80 Kilo stehen. Ich überlege. Vielleicht war die Waage ja doch kaputt und ich habe sie durch meinen Tritt erst repariert. Steige vorsichtig auf die Waage. 80 Kilo. Bin mir ziemlich sicher, dass die Waage jetzt erst ordnungsgemäß funktioniert. Dem Verkäufer werd ich was erzählen! Steige langsam wieder runter. 80 Kilo. Mist! Obwohl ... vielleicht hab ich ja ohne es zu wissen eine Hightech-Waage gekauft, die das Gewicht messen kann, ohne dass man sich draufstellt. Mit Laserstrahl oder so. Das kann durchaus sein. In Japan kann man mit einem Laserstrahl die Temperatur eines Gegenstandes messen, der mehrere Meter weit weg steht. Warum soll so etwas nicht auch mit einer Waage möglich sein? Betrachte mit völlig anderen Augen mein Wunderwerk der Technik. Und wenn ich mir das doch alles einrede? Hebe die Waage an und schau auf die Unterseite. Gott sei Dank! Made in Japan!

33. Paranoia und die Folgen
7. Mai 1984
    Am Nachmittag klingelt es. Ein fremder Mann steht vor der Tür. Er zeigt mir einen Ausweis und stellt sich vor. Er sei der Herr Romeikat von der Gebühreneinzugszentrale. Ich hätte ja zurzeit kein Gerät angemeldet, und er wolle mal nachsehen, ob sich da an meiner Situation irgendwas geändert hätte.
    »Nein, ich hatte noch nie einen Fernseher.«
    Romeikat blättert in einigen Unterlagen, die er aus seiner Aktentasche zaubert.
    »Nach meinen Informationen hatten Sie zu Ihrer Zeit als Soldat aber ein Fernsehgerät angemeldet.«
    »Ach, echt?«
    »Als Soldat sind Sie natürlich gebührenbefreit.«
    »Natürlich.«
    Romeikat schaut wieder in die Unterlagen. Anscheinend hab ich eine eigene Akte. Wow!
    »Am vierten März 1981 quittierten Sie jedoch den Dienst bei der Bundeswehr und meldeten das Gerät wieder ab.«
    »Ach, echt?«
    Kann mich nicht die Bohne erinnern, aber wenn er das sagt, wird’s schon stimmen.
    »Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie seit diesem Zeitpunkt selber für Ihre Rundfunkgebühren aufkommen müssten. Wenn Sie noch einen Fernseher hätten.«
    »Hab ich aber nicht. Mein Fernseher ... der ist kaputtgegangen. Das war ... warten Sie mal ... das muss 1981 gewesen sein.So um den März rum.«
    »Soso.«
    »Nur mal interessehalber, also mal angenommen, ich hätte jetzt einen Fernseher, ich hab natürlich keinen, aber tun wir mal so, und ich würde, weil ich überlastet bin oder so, vergessen, Ihnen das mitzuteilen ...«
    »Müssten Sie nachzahlen.«
    »Soso.«
    »Wir müssten Ihnen natürlich nachweisen können, dass Sie

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