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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gemurmeltes »Ja, in Ordnung, wenn deine Mutter es gesagt hat« zustande und versank wieder in tiefster Schwärze. Die Schwärze breitete sich rings um ihn aus. Er hörte sich selbst denken: Die Rufende Dunkelheit könnte mir alles verraten, was ich wissen muss, und das ist die Wahrheit. Aber wäre die Wahrheit, die sie mir verrät, auch die Wahrheit, und woher soll ich das wissen? Wenn ich mich darauf verlasse, werde ich in gewisser Hinsicht von ihr abhängig. Oder wird sie von mir abhängig? Vielleicht haben wir ein Abkommen geschlossen, und sie hat mir unter dem Koomtal geholfen, und deshalb ist die Welt jetzt zu einem besseren Ort geworden? Jedenfalls hat die Dunkelheit doch keinen Grund zu lügen? Ich bin schon immer ein großer Freund der Nacht gewesen, der finstersten Nacht, jener Nächte, die aus pechschwarzer Dunkelheit bestehen, in denen die Hunde nervös werden und Schafe vor Angst über ihre Gatter springen. Die Dunkelheit ist seit jeher mein Freund gewesen, aber ich darf sie nicht zu meinem Gebieter werden lassen, obgleich ich früher oder später einen Eid werde leisten müssen. Und wenn ich dabei lüge, ich, der ranghöchste Polizist, was bin ich dann noch? Wie könnte ich jemals wieder einen kleinen Bullen dafür rügen, dass er da und dort einfach weggeschaut hat?
    Mumm wälzte sich in den Kissen hin und her. Andererseits ist es für eine gute Sache. Für eine wirklich gute Sache! Dieser Straßfurt hat das Goblin-Mädchen umgebracht, ich habe die Aussage seines Spießgesellen und das Wort eines Wesens, dessen Unterstützung von erheblichem Nutzen für die Gesellschaft ist. Zugegeben, ich habe einem Mann Angst eingejagt, aber Leute wie Flatter haben immer Angst, und es ist besser, er hat Angst vor mir als vor Straßfurt, denn ich weiß zumindest, wann ich aufhören muss. Flatter ist nur eine der roten Kugeln auf dem Billardtuch, ebenso wie dieser Straßfurt vermutlich. Auch der muss einen Boss haben. Sie haben immer irgendeinen Feiner-Pinkel-Boss, weil nämlich so gut wie jeder hier entweder Arbeiter oder Feiner Pinkel ist, und soweit ich weiß, hat so gut wie niemand ein gutes Wort für die Goblins übrig. An lohnenden Zielen mangelt es in dieser Gegend wahrlich nicht; das Problem bei so vielen Zielen ist nur, dass man nie genau weiß, welches Ziel man anvisieren soll.
    Mumm fiel wieder in tiefen Schlaf, aus dem er schon im nächsten Moment herausgerissen wurde, weil sein Sohn eifrig auf den Hügel eindrosch, der eigentlich sein schlafender Vater war. »Mama sagt, du sollst kommen, Papa. Sie hat gesagt, da ist ein Mann.«
    Mumm war kein Morgenrock-Typ, deshalb stieg er in seine Kleider und machte sich so präsentabel, wie es ein Mann eben hinbekam, der sich dringend rasieren müsste, aber offensichtlich keine Zeit dazu gehabt hatte.
    Tatsächlich saß im Empfangszimmer ein Mann, der einen Hut mit Federbusch, eine Reithose und im Gesicht ein nervöses Lächeln trug, drei Dinge, die Mumm sofort einigermaßen verstimmten. Ein nervöses Lächeln hieß im Allgemeinen, dass jemand etwas vorhatte, was nicht ganz lupenrein war; ein Hut mit Federbusch sah, das war Mumms ganz persönliche Meinung, einfach bescheuert aus; und was die Reithose anging, so sollte kein Mann einem Polizisten in Hosen gegenübertreten, in denen seine Beine aussahen, als wäre er gerade in ein Haus eingebrochen und hätte sich das gesamte Silbergeschirr eilig hinter den Gürtel geschoben und immer weiter nach unten gestopft. Mumm glaubte sogar die Umrisse einer Teekanne zu erkennen, aber da spielten ihm vielleicht seine Augen einen Streich.
    Der Träger dieses vermutlich selbst verursachten dreifachen Missgeschicks erhob sich, als Mumm eintrat. »Euer Gnaden?«
    »Manchmal schon«, erwiderte Mumm. »Was kann ich für Sie tun?«
    Der Mann warf Lady Sybil einen besorgten Blick zu, die es sich in der Ecke bequem gemacht und ein feines Lächeln aufgesetzt hatte, und sagte: »Euer Gnaden, ich muss Euch leider diese Unterlassungsaufforderung zustellen, und zwar auf Geheiß der Richterschaft dieser Gemarkung. Es tut mir wirklich leid, Euer Gnaden, und ich hoffe sehr, dass Ihr versteht, dass es überaus unüblich ist, in dieser Art und Weise gegen einen Gentleman vorzugehen, aber niemand steht über dem Gesetz, und dem Gesetz ist nun mal Folge zu leisten. Ich selbst bin Willibald Steiner, Kanzleikraft besagter Richterschaft –« Herrn Steiners Worte verebbten, weil Mumm quer durchs Zimmer zur Tür schlenderte.
    »Ich möchte nur

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