Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
dachte Mumm, während er versuchte, wieder ein wenig Blut in die Finger zu massieren. Und wahrscheinlich würde jedes Gericht, wenn es Doppelpack mit eigenen Augen sah, Mumm alles verzeihen, selbst wenn er dafür einen Vorschlaghammer benutzt hätte.
    Er betrachtete den Schlagring. Er war nicht mal verbogen: gute alte Wertarbeit aus Ankh-Morpork. Auf dem Land hat man vielleicht die Muskeln, dachte er und schob ihn wieder in die Tasche, aber in der Stadt verfügt man über die technischen Hilfsmittel.
    »Alles klar, Volker! Bringen wir sie rein! Wo ist denn Stinky? Der Kerl ist doch der Kopf von dieser Bande!«
    Gut möglich, dass Stinky der Kopf der Truppe war, aber was er eigentlich genau war, da war sich Mumm bis zum Schluss nicht ganz sicher. Jedenfalls rannten und sprangen die Goblins, angespornt von seinem knirschenden Schnattern, wie Gazellen an Mumm vorbei aufs Schiff. Er warf noch einen Blick auf den dunkel grollenden Tod hinter ihnen, sprang als Letzter an Bord und half Volker dabei, die Türen und Luken zu verriegeln. Das wiederum bedeutete, dass jetzt, nachdem die Frischluftzufuhr gekappt war, die Ochsen unten im Laderaum alle Nüstern voll mit Goblin-Duft bekamen.
    Wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, ist der Geruch eigentlich gar nicht mal so grässlich, dachte Mumm – eher alchimistisch als Müllhalde –, aber dort unter ihnen hörte man lautes Brüllen und ein Reißen, als die Tiere versuchten, aus ihrer Tretmühle auszubrechen.
    Mumm achtete trotz der Schläge und Stöße, die das Schiff erschütterten, nicht weiter darauf und rief: »Mach die Kähne los, Hauptwachtmeister! Du weißt doch hoffentlich, wie das geht!«
    Volker nickte und klappte eine Bodenluke auf. Gischt sprühte daraus hervor und versiegte wieder, als er sich hinkniete und die Hand in das Loch steckte.
    »Wir brauchen noch ein paar Kurven, ehe wir sie los sind, Kommandeur. An Eurer Stelle würde ich mich irgendwo festhalten, wenn das Eisenerz sich losreißt!«
    Mumm wühlte sich mit den Ellbogen durch die verschreckten Goblins, hievte sich vorsichtig wieder ins Ruderhaus hinauf und tippte Gastrich auf die Schulter. »Wir lassen die Kähne gleich sausen!« Der Lotse, der sich immer noch ans Steuer klammerte und hinaus ins Dunkel blinzelte, nickte kurz; jetzt musste man auch im Ruderhaus schreien, um sich verständlich zu machen. Der Wind und die Baumtrümmer hatten alle Fenster zerschlagen.
    Mumm schaute aus dem hinteren Fenster und sah die gewaltige dahinschießende, wirbelnde und schäumende Verwüstung aus von Blitzen umranktem Holz, Schlamm und sich überschlagenden Steinen näher kommen. Einen Augenblick glaubte er, eine nackte Frau aus Marmor inmitten der Schuttlawine zu sehen, wie sie trotz des ganzen Durcheinanders ihr Marmorhemdchen festhielt, als wollte sie die Reste ihrer Sittsamkeit vor der großen Flut schützen. Im nächsten Moment war sie verschwunden … Vielleicht hatte er sie sich auch nur eingebildet … »Ich hoffe, Sie können schwimmen!«, rief er, dann hatte sie der Verdammbruch eingeholt, und die Erscheinung namens Straßfurt kam kopfüber durch das Fenster gesprungen und wurde, zu Straßfurts großer Verwunderung, geschickt von Mumm aufgefangen.
    »Halten Sie mich für ein Kleinkind, Straßfurt? Glauben Sie, dass ich nicht überlege?«
    Straßfurt wand sich aus Mumms Griff, wirbelte herum und schlug urplötzlich auf Mumm ein, der dem Schlag beinahe noch ausweichen konnte. Er war fester als erwartet, und, das musste ihm der Neid lassen, Straßfurt wusste sich zu verteidigen. Außerdem war er, verflixt nochmal, jünger als Mumm, viel jünger. Ja, man erkannte einen Mörder an seinen Augen, zumindest nachdem er drei oder mehr Morde begangen hatte und ungestraft davongekommen war. In den Augen lag ein Ausdruck, wie man ihn vielleicht bei manchen Göttern fand. Nur beim Morden war der Mörder immer ganz bei der Sache, zapfte irgendeine hässliche, böse Macht an. Selbst wenn man ihm ein Bein abschlug, merkte er es erst, wenn er umkippte.
    Hier und jetzt funktionierten überhaupt keine Tricks, der Boden war vor Schlamm und den Überresten eines halben Waldes ganz glitschig. So prügelten sie sich von einer Seite des Ruderhauses zur anderen, und Straßfurt schien die Oberhand zu gewinnen. Wie lange war es her, dass Mumm etwas gegessen oder einen Schluck Wasser getrunken oder ordentlich geschlafen hatte?
    Dann kam von unten der Ruf: »Kähne los!« Und die Dicke Ditte buckelte wie ein Vollblut, warf die beiden

Weitere Kostenlose Bücher