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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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elenden Haufen Treibgut auszuweichen. Dieser Gedanke war gerade dabei zu kristallisieren, als das Zupfen an seiner Nase aufhörte und die rissige Stimme rief: »Aufstehen, Herr Mumm, weil jetzt kommt Jumbo!«
    Mumm legte den heldenhaftesten Liegestütz aller Zeiten hin und wälzte sich, wobei Treibholz und Entenmuscheln von ihm herabrieselten, mit Mühe beiseite; schon stampfte ein Fuß vom Durchmesser einer Abfalltonne auf die Stelle, wo eben noch sein Kopf gelegen hatte.
    »Hurra, Herr Mumm nicht platt!«
    Mumm sah nach unten und erblickte, ungefähr eine Handbreit von dem familienpackungsgroßen Zehennagel eines Elefanten entfernt, der jetzt, nebenbei bemerkt, ein wenig beschämt aussah, die Gestalt von Stinky aufgeregt auf der Spitze eines Rüssels auf und ab hüpfen. Auch andere Leute hatten Mumm entdeckt und kamen nun eilig auf ihn zugelaufen. Mit grenzenloser Erleichterung erblickte er die auffälligen Helme der Stadtwache von Quirm, die er eigentlich seit jeher für viel zu übertrieben und militaristisch gehalten hatte, die ihm jetzt aber wie strahlende Leuchtfeuer der Zurechnungsfähigkeit erschienen.
    Einer der Polizisten, der den Helm eines Hauptmannes trug, sagte: »Herr Kommandeur? Alles in Ordnung? Wir dachten, es hätte Sie davongespült!«
    Mumm versuchte, Schlamm und Sand von seinem zerrissenen Hemd zu wischen. Mit einiger Mühe brachte er ein paar Worte hervor: »Na ja, meine Jungs in Ankh-Morpork haben mir ein Eimerchen und ein Schippchen für den Urlaub mitgegeben, da habe ich mir gedacht, dass ich die mal ausprobiere. Aber kümmert euch nicht um mich – was ist mit der Ditte? Was ist mit all den Leuten ?«
    »Denen geht’s gut, soweit ich weiß. Ein paar Kratzer und blaue Flecken, mehr nicht. Es war schier unglaublich, Kommandeur! Die Männer, die sich im Zoo von Quirm um die Elefanten kümmern, haben alles gesehen! Sie bringen die Tiere morgens immer an den Strand, um sie zu waschen und ein bisschen mit ihnen zu spielen, bevor die Besucher kommen, und einer hat gesagt, die Ditte sei auf einem Wellenkamm direkt über das Hafenbecken und die Kais hinweggesurft und dann hier am Strand sozusagen abgelegt worden. Ich habe mir das Schiff kurz angesehen und würde sagen, dass sie nach einem Monat in der Werft wieder fit sein dürfte. Die Schaufelräder sind natürlich total hinüber, aber diese Showeinlage dürfte noch jahrelang für Gesprächsstoff am ganzen Fluss sorgen!«
    Inzwischen führte ein reumütiger Zoowärter seinen Schützling von Mumm weg, was den Blick auf einen mit feuchtem Plunder übersäten Strand freigab; dazwischen scharrte, wie er zu seiner Verwunderung freudig zur Kenntnis nahm, eine nicht mal kleine Schar von Hühnern nach Würmern. Eines kratzte völlig selbstvergessen in einem Büschel Tang herum, hockte sich dann leicht schielend darüber, gackerte ein- oder zweimal und erhob sich dann erleichtert. Er sah, dass es ein Ei im Sand zurückgelassen hatte. Zumindest hielt er es für ein Ei. Es war rechteckig. Mumm hob es auf, sah das Huhn an und sagte in seinem immer noch halb-halluzinatorischen Zustand: »Also das würde ich durchaus als kompliziert bezeichnen.«
    In der Brandung standen die beiden Ochsen, fast bis zum Hals im Wasser, und vielleicht spielte ihm seine Fantasie einen Streich, aber Mumm hatte den Eindruck, als würde das Wasser rings um sie dampfen.
    Immer mehr Leute kamen herbeigerannt, die Hühner rannten davon, und dort waren sogar Doppelpack und Frau Sillenbrock mit ihrer Tochter, etwas durchnässt zwar, aber mit Decken um sich geschlungen, und vor allem sahen sie nicht tot aus. Mumm, der den Atem sehr lange angehalten hatte, atmete aus. Er atmete noch intensiver aus, als Doppelpack ihm einen Klaps auf den Rücken und Frau Sillenbrock ihm einen Kuss gaben. »Was ist mit Gastrich?«, fragte er. »Und wo ist Volker?«
    Frau Sillenbrock lächelte. »Denen geht’s gut, soweit wir wissen. Sie sind ein bisschen angeschlagen, aber nach einer Mütze voll Schlaf sicher wieder zu gebrauchen. Keine schwerwiegenden Verletzungen, sagt der Arzt. Sie kommen bestimmt bald wieder auf die Beine – dank Ihnen!« Sie wich ein Stück zurück, denn einer der Polizisten aus Quirm reichte Mumm einen Becher Kaffee. Es war auch ein bisschen Sand dabei, aber noch nie hatte sandiger Kaffee besser geschmeckt. »Alles bestens, könnte man sagen, Kommandeur. Wir haben sogar dafür gesorgt, dass diese verdammten Goblins ihr Schiff noch erwischen!«
    Noch nie in der Geschichte des

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