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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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doch nicht allen Ernstes irgendeine ernsthafte Arbeit erledigen. Amanda (womöglich) sagte vorsichtig: »Unsere Schwester ist gewissermaßen das schwarze Schaf der Familie, Euer Gnaden.«
    »Was? Weil sie arbeitet? Warum das denn?«
    Ein anderes Mädchen – mittlerweile war Mumm komplett durcheinander, was ihre (möglichen) Namen anging – antwortete: »Es ist so, Herr Kommandeur, dass sie jetzt nicht mehr darauf hoffen darf, sich zu verheiraten … äh, jedenfalls nicht mit einem richtigen Gentleman.«
    Die Sache wurde immer verzwickter. »Dann verraten Sie mir doch bitte, meine Damen, was ein richtiger Gentleman ist?«
    Nachdem sie sich eine Zeitlang flüsternd beratschlagt hatten, opferte sich eine weitere namenlose Tochter: »Unter einem Gentleman verstehen wir einen Mann, der sich seine Hände nicht mit Arbeit schmutzig macht.«
    Im Allgemeinen gilt Adamantium als das härteste aller Metalle, aber selbst Adamantium hätte sich butterweich um Samuel Mumms Geduld gebogen, als er sagte – und sich dabei jede Silbe genüsslich auf der Zunge zergehen ließ: »Ach so, ein Faulenzer. Und wie wollen Sie sich einen solchen Gentleman angeln, bitte schön?«
    Jetzt schienen die Mädchen wirklich ein Stoßgebet gen Himmel zu schicken. Eine von ihnen sagte: »Wisst Ihr, Herr Kommandeur, unser verehrter verstorbener Vater hat Pech auf dem Geldmarkt gehabt, deshalb können wir bis zum Tod von Großtante Marigold, von der wir uns so einiges erwarten, für keine von uns auf eine große Mitgift hoffen.«
    Der Himmel hielt den Atem an, als Samuel Mumm das Konzept der Mitgift erklärt wurde, und während er, die Gedanken wie abgeschnürt, dasaß, bildete sich Eis an den Fensterscheiben.
    Schließlich räusperte er sich und sagte: »Meine Damen, die Lösung Ihres Problems besteht meiner Meinung nach darin, dass Sie sich von Ihren attraktiven Hinterteilen erheben, hinaus in die Welt ziehen und Ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen! Eine Mitgift? Reden Sie allen Ernstes davon, dass ein Mann dafür bezahlt wird, dass er Sie heiratet? In welchem Jahrhundert leben Sie denn? Liegt es nur an mir, oder ist das wirklich das Allerblödeste, was man sich ausdenken kann?« Er musterte die hübsche Emily und dachte, meine Güte, die Männer würden draußen auf dem Rasen Schlange stehen, um sich um dich zu prügeln, Schätzchen. Wieso hat dir das noch niemand gesagt? Eine vornehme Herkunft ist ja schön und gut, aber Bodenständigkeit hat auch ihre Vorteile. Geh hinaus in die Welt, damit die Welt dich sieht, vielleicht findet sie sogar einen neuen Ausdruck in ihrem Wortschatz, so etwas wie »Wow!«. Laut fuhr er jedoch fort: »Glauben Sie mir, dort draußen gibt es viele Aufgaben für eine junge Frau, die ihre fünf Sinne beisammen hat. In Lady Sybils Gratishospital beispielsweise werden immer aufgeweckte Mädchen gesucht, die sich zu Krankenschwestern ausbilden lassen wollen. Gute Bezahlung, fesche Uniformen, und dazu besteht eine gute Möglichkeit, sich einen geschickten jungen Arzt zu angeln, der auf dem Weg nach oben ist, besonders dann, wenn man ihm ordentlich Dampf macht. Außerdem erlebt man als Krankenschwester natürlich eine erstaunliche Menge an höchst amüsanten und peinlichen Geschichten über Dinge, die sich die Leute … Aber das ist jetzt vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt. Wie auch immer, man kann natürlich auch Oberschwester werden, sobald man das entsprechende Kampfgewicht erreicht hat. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, von großem Nutzen für die Gesellschaft im Allgemeinen, und sie schenkt einem am Ende eines langen Tages die Zufriedenheit, etwas Gutes auf dieser Welt getan zu haben.«
    Mumm blickte in die rosigen und weißen Gesichter, die über einen Sprung ins Unbekannte nachdachten, und redete weiter: »Wenn Sie allerdings bei den Hauben und Hütchen bleiben wollen, Sybil und mir gehört auch ein recht ordentliches Anwesen im Alten Flickschusterweg in der großen Stadt, das gerade leer steht. Früher ist das mal ein ziemlich heruntergekommenes Viertel gewesen, aber momentan ziehen viele aufwärts mobile Trolle und Vampire dort hin. Man sollte die Nase über den schweren und den dunklen Dollar nicht rümpfen, schon allein deshalb nicht, weil sie für das, was sie haben möchten, Höchstpreise bezahlen. Doch, die Gegend hat sich inzwischen ziemlich verändert. Die Leute stellen sogar Tische und Stühle auf den Bürgersteig, und es wird nicht immer alles geklaut. Wir könnten Ihnen das Haus drei

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