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Steife Prise

Steife Prise

Titel: Steife Prise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Geschichtsbuch der Kriegsführung. Wahrscheinlich habt Ihr meine Memoiren nicht gelesen: Vierundzwanzig Jahre ohne Augenbrauen? Nicht? Da seid Ihr nicht der Einzige, wie ich leider sagen muss. Damals bin ich auch Eurer Gemahlin begegnet. Sie hat uns gesagt, es sei absolut unmöglich, Drachen zu züchten, die robust genug sind, um sie für die Kriegsführung einzusetzen. Inzwischen wissen wir, dass sie Recht damit hatte. Damals haben wir es natürlich weiterhin versucht, so ist es nun mal beim Militär!«
    »Sie meinen, dass man einen grässlichen Fehlschlag auf den anderen häuft?«, hakte Mumm nach.
    Der Oberst lachte. »Tja, manchmal funktioniert es sogar! Ich halte mir sogar heute noch ein paar Drachen. Könnte nicht ohne sie sein. Ein Tag ohne frische Brandwunde ist wie ein Tag ohne Sonnenschein. Obendrein spart man jede Menge Streichhölzer. Außerdem halten sie einem auch unerwünschte Besucher vom Leib.«
    Mumm reagierte wie ein Angler, der eine ganze Weile am Flussufer gedöst hatte und auf einmal bemerkte, dass die Fische stiegen.
    »Ach, von denen gibt es hier doch bestimmt nicht allzu viele?«
    »Glaubt Ihr? Ihr habt ja keinen Ahnung, junger Mann. Ich könnte Euch ein paar Geschichten erzählen –«
    Er verstummte abrupt. Mumms Erfahrung aus mehreren Jahren Eheleben sagte ihm, dass sein Gegenüber soeben unter dem Tisch einen Tritt von seiner Frau erhalten hatte. Frau Friedensreich sah nicht sehr fröhlich aus, und den tiefen Furchen in ihrem Gesicht nach zu schließen war sie auch noch nie fröhlich gewesen. Sie beugte sich an ihrem Gatten vorbei, der sich nun vom Kellner noch einen Brandy geben ließ, und sagte mit frostiger Stimme: »Reicht denn Eure Befugnis als Polizist bis hierher aufs Land, Euer Gnaden?«
    Wieder ein Kreis auf dem Wasser, dachte der Angler in Mumms Kopf. »Nein, Gnädigste«, antwortete er, »mein Gebiet beschränkt sich auf Ankh-Morpork und seine unmittelbare Umgebung. Trotzdem schleppt man als Polizist seine Zuständigkeit immer mit sich herum. Jedenfalls, wenn man an einem Verbrechen dran ist, das im eigenen Zuständigkeitsbereich verübt wurde. Aber Ankh-Morpork ist natürlich weit weg von hier, und ich bezweifle, dass ich so weit rennen könnte.« Damit erntete er allgemeines Gelächter am Tisch und ein dünnlippiges Lächeln von Frau Oberst.
    Immer schön mit dem Fisch spielen, ihn locken, reizen … »Trotzdem«, fuhr Mumm fort, »stünde es jederzeit in meiner Gewalt, hier und jetzt jemanden unter Arrest zu stellen, falls ich Zeuge eines Verbrechens würde. Das wäre in etwa wie die Festnahme durch eine Zivilperson, nur deutlich professioneller, und anschließend würde ich den Verdächtigen den örtlichen Polizeikräften oder einer anderen Behörde übergeben, die ich für geeignet hielte.«
    Der Geistliche, den Mumm aus den Augenwinkeln registriert hatte, fand Interesse an ihrer Unterhaltung und beugte sich herüber: »Die Ihr für geeignet hieltet, Euer Gnaden?«
    »Meine Gnade hätte nichts damit zu tun. Als vereidigtes Mitglied der Stadtwache von Ankh-Morpork wäre es meine Pflicht und Schuldigkeit, für die Sicherheit meines Verdächtigen zu sorgen. Idealerweise würde ich mich nach einem Gemeindekotter umsehen. So was haben wir in der Stadt nicht mehr, aber ich weiß, dass es diese Arrestgebäude in den meisten ländlichen Gegenden noch gibt, auch wenn oft nur Betrunkene und entlaufene Schweine dort eingesperrt werden.«
    Alle lachten, und Fräulein Kefer sagte: »Wir haben sogar einen Dorfpolizisten, Euer Gnaden. Und er hält tatsächlich seine Schweine im Kotter unten an der alten Brücke!«
    Sie sah Mumm strahlend an, doch dessen Gesicht war wie versteinert. »Sperrt er dort auch Leute ein?«, fragte er. »Ist er denn im Besitz einer schriftlichen Vollmacht? Hat er überhaupt eine Dienstmarke?«
    »Na ja, ab und zu steckt er dort einen Betrunkenen rein, zum Ausnüchtern, und er sagt, dass es den Schweinen nichts ausmacht. Aber ich habe keine Ahnung, was eine Vollmacht ist.«
    Noch mehr Gelächter, das jedoch rasch wieder erstarb, ja, von Mumms unerbittlichem Schweigen förmlich aufgesogen wurde.
    Dann sagte Mumm: »Ich würde ihn nicht als Polizisten bezeichnen. Bevor ich nicht festgestellt habe, dass er im Rahmen des offiziellen Gesetzesvollzugs arbeitet, würde ich ihn auf gar keinen Fall als Polizisten nach meinem Verständnis bezeichnen, sondern eher als einen Straßenkehrer, der sich ein wenig aufspielen will. Womöglich ist er nicht ganz nutzlos, aber

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