Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Die Bäume eines kleinen Wäldchens loderten wie ein weithin sichtbares Fanal. Es war müßig, hier noch auf Erkenntnisse zu hoffen. Der Meteor mochte unter einer dicken Schicht aus Glut und Asche verborgen liegen, und es würden Tage vergehen, bevor man sich ihm gefahrlos nähern konnte. Zu lange für einen, der von Dämonen besessene Todesreiter und einen zu allem entschlossenen Trupp Heymals in seinem Nacken wusste .
    Mythors Weg konnte nur noch gen Sonnenuntergang führen.
    Ein letzter bedauernder Blick galt dem Flammenmeer, das hin und wieder prasselnd aufstob, wenn weit ausladende Bäume zusammenbrachen.
    Plötzlich ließ der Bitterwolf ein deutliches Knurren hören. Er wandte sich um, lief einige Sätze weit, blieb dann stehen und bellte laut.
    »Was ist, Hark, was willst du mir zeigen?« Mythor war klar, dass der Graue Witterung aufgenommen hatte.
    Der Wolf entfernte sich nun schnell. Pandor folgte ihm. Vielleicht tausend Schritt entfernt verhielt Hark und stieß sein langgezogenes Heulen aus.
    »Bei Quyl!« Mythor sprang aus dem Sattel und lief zu dem Krieger hin, der bewusstlos zu sein schien. Dem Aussehen und der arg zerschlissenen Kleidung nach zu schließen, stammte der Mann aus Tainnia. Möglich, dass er einer von Cannon Bolls Rebellen war. Sein Körper war von Schwären bedeckt und trug die Narben so manchen Schwertstreichs, aber keine Wunde, die frischer sein mochte als einige Tage. Der Atem des Mannes ging flach, doch regelmäßig.
    Mythor fand Zeit, sich umzusehen. Da lag ein großer, vierrädriger Ochsenkarren, umgestürzt und mit zerbrochener Achse. Unweit davon entdeckte Mythor den noch warmen Kadaver des Zugtiers.
    Der Sohn des Kometen sah auch die Fußspuren, die sich in Richtung auf den brennenden Wald hinzogen. Sie waren von unterschiedlicher Größe, als ob sie von Frauen und Männern stammten.
    Wieder bellte Hark und begann, dem Krieger das Gesicht zu lecken. Dieser schien langsam zu sich zu kommen.
    Mythor eilte hin zu ihm. Er blickte in ein Paar stechende Augen, in denen ein verzehrendes Feuer loderte. Der Mann schien dem Wahnsinn nahe zu sein. Er röchelte, stöhnte und versuchte mühsam, sich aufzurichten. Mythor half ihm dabei, so gut er konnte.
    »Die Schwärze… immer wieder. Sie… verschlingt alle…«
    Der Krieger aus Tainnia zitterte. Seine Stirn und die Schläfen waren heiß wie von hohem Fieber.
    »Was ist geschehen?«
    Ebenso gut hätte Mythor versuchen können, mit einem Stein zu reden. Der Mann stierte ihn aus blutunterlaufenen, geschwollenen Augen an; sein Blick ging auf seltsame Weise durch ihn hindurch.
    Der Kämpfer der Lichtwelt verspürte ein eigenartiges Prickeln, einen Schauder, der seinen Rücken hinablief.
    »Wer bist du?« fragte er.
    Für den Bruchteil eines Herzschlags glaubte Mythor, in den Augen des Kriegers den Abgrund der Unendlichkeit zu sehen. Der Blick war fahrig und doch gleichzeitig von einer unbeschreiblichen Drohung.
    »Tra… lam…«
    Das mochte sein Name sein, der eines Ortes oder gar ein Zauberwort, denn der Krieger kam plötzlich auf schwankenden Beinen hoch. Erkennen huschte über seine Züge und für einen kurzen Moment so etwas wie unsagbare Trauer, als er die Spuren im allmählich wieder tauenden Schnee bemerkte.
    »Deine Begleiter?« fragte Mythor schnell.
    Fast sah es aus, als wolle der Tainnianer nicken, als er Pandor gewahrte. Schlagartig verdunkelte ein Schatten sein Gesicht, seine Rechte zuckte zur Hüfte, wo ein Kurzschwert in einer kostbar verzierten Scheide steckte. Mit einer blitzschnellen Bewegung, die Mythor ihm niemals zugetraut hätte, riss er die Waffe heraus. Aber der Kämpfer der Lichtwelt war schneller. Er bekam das Handgelenk des Kriegers zu fassen und fing so den Hieb ab, noch ehe die Klinge auf ihn herabsausen konnte. Es bedurfte keiner großen Anstrengung, dem vom Fieber geschwächten Mann das Schwert zu entwinden.
    Und doch war da etwas, das eine geradezu unbändige Kraft ausstrahlte. Ein Hauch von Fremdartigkeit umgab den Mann. Mythor erkannte dies erst jetzt. Auch wenn er aus Tainnia zu kommen schien – er mochte gleichzeitig vom Ende der Welt stammen.
    »Zeitlos« war der richtige Ausdruck dafür. Obwohl der Krieger kaum mehr als dreißig Sommer zählte, wirkte er gebeugt von der Last jahrhundertealter Erfahrung.
    Sein Blick saugte sich regelrecht an Pandor fest. Das Einhorn tänzelte unruhig. Mythor wurde aber erst darauf aufmerksam, als es sich mit einem lauten Wiehern herumwarf und davongaloppierte.
    »Du…«,

Weitere Kostenlose Bücher