Stein der Dämonen
Herzen.
Her Thylon wollte schreien, aber die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Krampfhaft schluckend rang er nach Atem.
»Verdammt sollst du sein, verflucht in alle Ewigkeit!« presste er hervor.
Der Dämon, der von ihm Besitz ergriffen hatte, lachte nur. Bruchteile eines Augenblicks, bevor der eigene Arm ihn meuchelte, erkannte der Magier, was mit ihm geschehen war. Er würde zu den Unglückseligen gehören, vor denen sogar die Geier zurückschreckten.
Schaum quoll aus seinem Mund, als er stürzte. Schnell zerfiel sein Körper zu Asche, und ein Wind hob an, der sie in alle Himmelsrichtungen verstreute.
Noch lange hallte dämonisches Gelächter über jenen Ort. Doch kaum einer hörte es, denn das Lachen verwehte schließlich mit dem Wind, das Klirren aufeinanderprallender Schwerter aber blieb.
*
Es mochten zwanzig Vogelreiter sein, die wie die wilde Jagd über die schlaftrunkenen Bewohner der Siedlung hereinbrachen. Für ihre Diromen war die schützende Mauer kein Hindernis. Die Stärksten ihrer Art, die bis zu drei Mannslängen hoch waren, schlugen allein mit ihren Schädeln weite Breschen.
Hier und da suchten Salamiter ihr Heil in der Flucht. Die Heymals ließen sie gewähren, ohne ihnen auf ihren schnellen Tieren nachzusetzen.
Mythor starrte durch eine beschlagene Scheibe hinaus in das Dunkel der Nacht. »Geschieht das öfters?« wollte er von Rochad wissen, der in diesem Augenblick keinen sehr tapferen Eindruck machte.
Der Fischer schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Schluck aus der Karaffe, bevor er sie mit einer wütenden Bewegung von sich schleuderte. »Es ist das erste Mal, dass sie uns überfallen.«
»Sie tun nichts, ohne einen Grund dafür zu haben«, sagte Mistra. »Mag sein, dass sie auf dasselbe Ereignis warten wie die Großen… Nur werden sie ihre Waffen sprechen lassen. Und das im Namen Shallads.«
Brennende Fackeln tanzten durch die Nacht. Mythor konnte erkennen, dass ein Teil der Vogelreiter sich anschickte, die Hütten zu durchsuchen. Salamiter, die sich ihnen mutig entgegenstellten, wurden niedergeschlagen.
»Nicht! Bleib hier!« Mistra wollte Mythor zurückhalten, als er zur Tür eilte. Aber er stieß sie kurzerhand zur Seite.
»Sie wollen dich!« rief sie ihm hinterher.
»Ja.«
Der Kämpfer der Lichtwelt blieb noch einmal stehen und drehte sich nach ihr um. »Ihr sollt da nicht mit hineingezogen werden. Ich habe den Shallad Hadamur gelästert.«
»Du?« stieß Mistra hastig hervor. »Nur jemand, der sich berufen fühlt, wird es wagen…«
Die letzten Worte hörte Mythor bereits nicht mehr.
»Warte!« rief sie ihm nach. »Mythor, komm zurück!«
»Lass ihn in Ruhe!« herrschte Rochad sie an. »Er soll kämpfen, wie es sich für einen seines Schlages gehört.« Ein listiger Zug umspielte seine Mundwinkel. »Ich bin sicher, dass er viele Schwarzperlen für uns holen wird.«
Das Krächzen eines Tieres übertönte den aufbrandenden Lärm. Rochad konnte gerade noch sehen, dass ein Diromo stürzte und dabei die nächste Hütte in Trümmer legte. Jemand hatte dem Laufvogel mit wohlgezielten Schwerthieben die Fußsehnen durchtrennt.
Die anderen, überwiegend kampfstarke Orhaken, begannen unruhig zu werden. Deutlich war zu erkennen, dass ihre Reiter Mühe hatten, sie zu bändigen. Die Verwirrung ausnutzend, gelang es einigen Salamitern, in den Rücken der Angreifer zu kommen.
Rochad suchte nach Mythor. Er fand ihn schließlich dort, wo das Getümmel am größten war.
Der Krieger aus dem Norden schien diese Art des Kampfes bereits gewohnt. Er wusste genau, dass ein einziger Schnabelhieb tödlich sein konnte, und er verstand es geschickt, den angreifenden Vögeln immer wieder auszuweichen.
Mehr als hundert Schritt entfernt, in unmittelbarer Nähe der Mauer, schlugen Flammen aus einem der Häuser. Krachend brach das Gebälk des Dachstuhls in sich zusammen, und ein Funkenregen stob in den Himmel empor. Das Feuer drohte auf die nächsten Gebäude überzugreifen.
Rochad sah einige Beherzte mit ledernen Eimern rennen. Zischend erstarben die ersten Flammenzungen unter den Wassergüssen, doch nur um gleich darauf noch heftiger wieder aufzulodern.
Dann fegte dröhnender Donnerhall über die Hütten hinweg. Gleichzeitig stieg eine blendende Feuersäule steil in den Himmel empor. Der Fischer wusste, dass damit nahezu sämtliche Ölvorräte vernichtet waren.
Die Kampfvögel brachen endgültig in Panik aus. Mochten sie ihren Reitern noch so treu ergeben sein, das Feuer erschreckte sie.
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