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Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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herausgestürmt. Viele von ihnen waren zwar nur spärlich bekleidet, doch alle hielten sie Waffen in Händen.
    »Was ist geschehen?« Rochad schien mehr um den Fremden besorgt als um seine Tochter. Aus seinem Blick sprach der reichlich genossene Wein.
    »Jemand wollte mich töten«, sagte Mythor. »Er muss aus einer der Hütten gekommen sein.«
    »Ganz ausgeschlossen«, protestierte der Fischer lautstark. »Niemand von uns würde einen… würde dir schaden wollen. Hast du Beweise für deine Behauptung?«
    »Komm mit!« Mythor wandte sich einfach um und ging voraus.
    In der Wand neben seinem Lager steckte noch der Dolch, den der Unbekannte nach ihm geworfen hatte.
    »Vorsichtig!« rief Rochad erschrocken aus, als Mythor die scharfe Klinge mit einer heftigen Bewegung aus dem Holz zog. Auf dem Metall glänzte eine ölige Flüssigkeit im Schein der Fackeln. »Das ist Gift aus den Bergen. Verletze dich nicht daran, denn das wäre dein sicheres Ende.«
    Abschätzend wog Mythor den Dolch in der Hand. Er kannte jemanden, der zwölf Stück besaß, die genauso aussahen. Aber Steinmann Sadagar würde ihm niemals nach dem Leben trachten. Noch dazu mochte er zu dieser Stunde etliche Tagesreisen weit entfernt sehnlichst auf ihn warten.
    Also nur ein Zufall?
    »Kennt jemand diesen Dolch?« Mythor hob die Waffe hoch, dass alle sie sehen konnten. In keinem der Gesichter zeichnete sich eine Regung ab. »Niemand? Nun gut.« Er stieß die Klinge tief ins Holz zurück, bevor er die Hütte wieder verließ. Die Menge zerstreute sich schnell, lediglich Mistra blieb bei ihm.
    »Ich wusste es«, sagte sie. »Ich ahnte es gleich, als ich dich sah, dass du etwas Besonderes bist. Der Gesichtslose wollte dich also töten.«
    Mythor horchte auf. »Wen hast du gesehen, Mistra? Erzähle!«
    »Das… war kein Mensch.« Das Mädchen begann hemmungslos zu schluchzen. Erst als Mythor ihm besänftigend seinen Arm um die Schultern legte, verstummte es.
    »Ich muss wissen, wer dir begegnet ist. Es ist wichtig für mich. Wie sah er aus? War sein Gesicht vielleicht wie aus Glas, nicht aus Fleisch und Blut?«
    Mistra nickte stumm. »Wie schwarzer Nebel«, sagte sie schließlich. »Und eiskalt.«
    Ein Dämonisierter, vielleicht gar von Drudin selbst auf seine Spur gesetzt. Mythor begann zu begreifen, wie knapp er wirklich dem Tod entgangen war.
    »Komm!« Er nahm das Mädchen bei der Hand. »Wir gehen wieder hinein.«
    Sie schlossen die Tür hinter sich, und Mistra entzündete die kleine Lampe von neuem.
    »Wer war hier?« rief Mythor plötzlich aus. »Ich habe niemanden hineingehen sehen.«
    Mistra zuckte mit den Schultern. Sie schien noch immer unter dem Einfluss des Erlebten zu stehen.
    »Der Dolch ist verschwunden. Jemand muss ihn an sich gebracht haben.«
    »Vielleicht waren sie hier.«
    »Wer sind sie?«
    »Die Stummen Großen oder auch andere Große. Ich sagte dir doch, dass du etwas Besonderes bist.«
    »Niemand kann durch feste Mauern hindurchgehen.«
    »Glaub das nicht, Mythor! Die Großen vermögen Dinge zu tun, die du dir niemals würdest träumen lassen. Ich kenne sie besser als jeder andere in Salamos, weil ich ihre Sprache beherrsche und seit meiner Kindheit immer wieder Hilfsdienste für sie leiste. Sie sind so etwas wie ein Geheimbund.«
    »Ich habe nie von ihnen gehört. Kämpfen sie für das Licht?«
    »Das Licht…?« wiederholte Mistra verwundert. »Dann…« Sie schwieg plötzlich und schien angestrengt nachzudenken. »Du reitest das Einhorn. Ja, irgendwann habe ich Stumme Große davon reden hören. Sie warten auf jemanden, der…«
    Schreie wurden laut, dazwischen Geräusche, die Mythor nur zu gut kannte. Es sah aus, als sollte er in dieser Nacht nicht mehr zur Ruhe kommen.
    Schon wurde die Tür aufgerissen. Rochad stürmte herein, in einer Hand eine halb geleerte Karaffe, in der anderen sein Schwert, das er heftig schwang.
    »Heymals!« brüllte er. »Sie greifen uns an.«
    *
    Her Thylon starrte auf den Dolch, von dem er nicht wusste, wie er in seine Hände gelangt war. Er verspürte eine nie gekannte Übelkeit in sich aufsteigen.
    »Töten solltest du ihn!« hallte es in ihm. »Töten, nicht ihn warnen.«
    »Aber ich…«
    »Du hast versagt, Magier, und dafür gibt es nur eine Strafe.«
    Her Thylon zitterte. Weshalb vermochte er den Blick plötzlich nicht mehr von dem Dolch in seiner Hand abzuwenden? Er verstand nicht ganz. Ohne dass er selbst es wollte, hob sich seine Hand mit der Waffe. Unaufhaltsam näherte sich die Klinge seinem

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