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Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Haus zu Gesicht bekommen, aber er vermutete, dass es sich um ein solches handelte.
    Die Dunkelheit begann ihn zu faszinieren. In ihr manifestierte sich etwas Geheimnisvolles, etwas, das den menschlichen Sinnen verschlossen blieb. Für Mythor war das düstere Wallen wie eine Prophezeiung. Er bemerkte nicht, dass sein Wille allmählich erlahmte. Ohne sich dessen bewusst zu werden, setzte er einen Fuß vor den anderen. Die Schlucht wurde enger, maß schließlich kaum noch zwei Mannslängen. Zu beiden Seiten stiegen die Felswände nun fast senkrecht in die Höhe. Überall wucherten Pflanzen, deren Äste in unaufhaltsamer Bewegung begriffen waren. Und doch schnellten sie sich Mythor nicht entgegen, sondern ließen ihn unbehelligt an sich vorüber.
    Das Böse trat immer deutlicher hervor. Komm! lockte es. Immer wieder.
    Der Kämpfer der Lichtwelt konnte den Einflüsterungen nicht widerstehen. Unmittelbar vor ihm gähnte der Abgrund. Im Osten stand die Sonne dicht über dem Horizont, ihre Strahlen blendeten ihn, als er aufsah.
    Mythor wusste, dass es eine Schwarzperle war, die in der Leere des Schneckenhauses seiner harrte. Dieses runde Gebilde von der Größe eines Eis war es auch, von dem die geradezu undurchdringliche Schwärze ausging. Ein Sendbote der Schattenzone, geboren von den dämonischen Mächten, die Churkuuhl auf seiner Generationen währenden Wanderschaft in die Lande getragen hatte.
    Noch zögerte Mythor, die Hand danach auszustrecken, doch sein Geist litt unter einem fremden Einfluss. Immer stärker wurden die Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns. Niemand würde je die Schatten vom Erdboden vertilgen können. Er hatte es in den Bildern in der Gruft der Gwasamee deutlich gesehen. Erst sprossen sie mit winzigen Wurzeln im Untergrund, dann brachen sie plötzlich aus der verbergenden Krume hervor und schlichen sich in die Herzen der Menschen, ein langsames, aber tödlich wirkendes Gift verbreitend.
    Mythor zitterte. Die Eisenstange, seine einzige Waffe, die er wieder aufgenommen hatte, schien mit einemmal unsagbar schwer.
    Erscholl da nicht der Schrei des Bitterwolfs – unten in der Weite der Steppe? Für einen flüchtigen Augenblick verdrängte der Laut die beginnende Mutlosigkeit.
    Mythor starrte hinab in die Tiefe, die sich ihm seltsam verschwommen darbot. Er sah die Bewegung, doch vermochte er nicht zu begreifen, was sie für ihn bedeutete.
    Endlich erkannte er, dass drei Reiter sich dem Felsen näherten. Im Licht der tief stehenden Sonne ging ein düsteres Funkeln von ihnen aus, als trügen sie eherne Rüstungen. Mythor fühlte einen Stich in seinem Herzen, als einer von ihnen sein Pferd zügelte und geradewegs zu ihm heraufsah. »Coerl O’Marn«, flüsterte er mit bebender Stimme.
    Der Name schien von geradezu magischer Wirkung, denn kaum dass er ihn ausgesprochen, klärte sich sein Blick. Deutlich konnte er jetzt die Schlangenhaut erkennen, die sich eng anschmiegte. Wäre nicht Nyalas schrecklicher Tod gewesen, er hätte das Vorhandensein dieser zweiten Haut wohl kaum bemerkt. So aber wusste er, dass sich Drudins Dämon darin verbarg.
    Mittlerweile hatten die Todesreiter den Fuß der Steilwand erreicht und waren von ihren Pferden abgesessen. Herzog Krude blickte nun ebenfalls zu Mythor herauf. Er schickte sich an, die Felsen empor zu klettern.
    Nur wenig mehr als zehn Mannslängen trennten ihn vom Sohn des Kometen, aber die Wand war glatt und ohne sichtbare Vorsprünge. Doch wie von Zauberhand geleitet, fand der Herzog immer wieder ausreichenden Halt. Auch schien es, als würden die Versteinerungen vor ihm zurückweichen und ihm derart den Aufstieg erleichtern.
    Mythor wusste, dass Drudins Sendboten kamen, um ihn zu töten. Was konnte er schon mit seiner Stange aus Eisen gegen ihre Waffen ausrichten?
    Er durfte nicht an Nyala denken und daran, dass es ihr Vater war, dem er sich bald stellen musste. Würde er es wirklich fertigbringen, Herzog Krude zu töten, um sein eigenes Leben zu retten?
    Freund, nannte er ihn in Gedanken. Ich habe dich einmal verraten und finsteren Mächten in die Fänge getrieben. Es tut mir leid.
    Er konnte es nicht tun. Den kantigen Felsbrocken, den er eben aufgehoben hatte, schmetterte er zwar in die Tiefe, doch flog dieser weit an Krude vorbei, ohne den Dämonisierten zu gefährden.
    Auch Coerl O’Marn und Oburus stiegen nun in die Wand ein.
    Völlig unerwartet straffte sich das Seil, das noch immer um Mythors Brustkorb lag. In seiner ersten Überraschung gab er dem Zug nach

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