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Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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und stolperte etliche Schritte weit zurück. Aber wenn Rochad ihn nach oben holte, würde das die Entscheidung nur hinauszögern. Der Kämpfer der Lichtwelt wusste, dass er sich Drudins Häschern stellen musste. Indes kam er nicht dazu, das Seil zu lösen, weil sich plötzlich biegsame Tentakel um seine Beine schlangen. Noch während er fiel, zerschmetterte er mit der Stange das Schneckenhaus.
    Ein Ächzen schien durch den Berg zu gehen, als die Schwarzperle davonrollte und im Abgrund verschwand. Mythor war es, als streife ihn der Hauch des Todes, ohne ihn jedoch erreichen zu können. Schlagartig wich die Finsternis einem rötlichen Schein.
    Dornenbewehrte Äste peitschten sein Gesicht und rissen ihm das Eisen aus der Hand. Eng legten sie sich um seinen Körper und behinderten ihn in seinen Bewegungen. Aber noch wurde er von dem Seil, das tief in sein Fleisch einschnitt, über den Boden geschleift.
    »Mythor!«
    Im ersten Moment wusste er nicht, wer den Ruf ausgestoßen hatte, aber da klirrte auch schon neben ihm eine funkelnde Klinge auf den Fels und durchtrennte Äste und Wurzeln.
    Mistral
    Die Tochter des Fischers kämpfte wie ein Mann. Mit dem Mut, den die Verzweiflung ihr gab, ließ sie ihr Schwert kreisen. Mythor kam wieder frei.
    »Zurück!« rief das Mädchen ihm zu. »Sie bringen dich in Sicherheit.«
    »Ich werde nicht ohne…«
    »Geh endlich, oder alles war umsonst!«
    Ein Schwall ätzender Flüssigkeit ergoss sich über sie. Gleichzeitig peitschten unzählige Tentakel aus der Höhe herab. Mistra schrie auf. Dornen zerfetzten ihre Kleidung, giftige Nesseln verbrannten ihre Haut und hinterließen nässende Geschwüre. Mit einem erstickten Gurgeln verstummte sie. Nur das Schwert führte sie noch immer mit ungestümer Wildheit. Abgeschlagene Pflanzenteile krümmten sich auf dem Boden; manche von ihnen schienen ein gespenstisches Eigenleben zu entwickeln und tasteten auch jetzt noch nach ihr.
    Mistra hörte nicht, was Mythor ihr zurief, sah nicht den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen. Sie schien auch nicht zu spüren, dass an ihren Händen das Fleisch bloßlag.
    Dann stand der Kämpfer der Lichtwelt an ihrer Seite und schlug auf alles ein, was sich bewegte. Der Arm des Mädchens erlahmte rasch. Er nahm ihr das Schwert ab und zog sie mit sich tiefer in die Schlucht hinein. Ein flüchtiger Blick nach oben zeigte ihm den Steg, der sich als Schattenriss gegen den Himmel abzeichnete. Endlich hatte er jene Stelle erreicht, von der aus Rochad und seine Männer Mistra und ihn steil in die Höhe ziehen konnten. Mit dem Schwert musste er sich noch immer die Pflanzen vom Leib halten. Ihre Angriffe wurden erst spärlicher, als sie bereits etliche Schritte über dem Boden schwebten.
    Das Mädchen hing schlaff in seinem Arm, aus seinen Augen sprach das Grauen.
    Herzog Krude erschien am Ende der Schlucht. Suchend sah er sich um, erblickte Mythor schließlich und eilte auf ihn zu, erreichte ihn jedoch nicht mehr. Aber er schickte sich an, seinem Opfer weiter zu folgen.
    Der Steg kam näher. Hilfreiche Hände griffen nach Mistra und zogen sie über den Rand hinweg. Mythor schaffte es aus eigener Kraft, wobei er das Schwert fest umklammert hielt.
    Vor ihm standen Männer in goldfarbenen Burnussen, die ihn sofort an Luxon und dessen Bande erinnerten. Aber sie trugen zudem seidene Tücher vor den Gesichtern, die nur die Augen frei ließen. Ihre Waffen waren Krummschwerter, Lanzen und Langbögen, letztere von wohl beachtlicher Durchschlagskraft.
    Von den Fischern konnte Mythor weit und breit nichts sehen. Sie schienen geflohen zu sein, denn nirgendwo gab es Anzeichen, dass ein Kampf stattgefunden hätte.
    Es waren die Augen der Fremden – hart und dunkel und von verzehrendem Feuer –, die es ihm ratsam erscheinen ließen, zunächst abzuwarten. Aber die Vermummten schienen keine feindseligen Absichten gegen ihn zu hegen. Einige von ihnen postierten sich unmittelbar am Abgrund und schickten den heraufkletternden Todesreitern einen wahren Pfeilhagel entgegen. Als Mythor sich ebenfalls vorbeugte, konnte er erkennen, dass Herzog Krude schon gefährlich nahe gekommen, nun jedoch gezwungen war, hinter einer Felsnase Schutz zu suchen.
    Kein Wort fiel. Alles geschah mit einer geradezu beängstigenden Lautlosigkeit. Nur das Schwirren der Bogensehnen war zu hören und hin und wieder der keuchende Atem der Vermummten und schrille Pfiffe, die sie ausstießen.
    Nicht allzu weit entfernt polterten Steine in die Tiefe. Der Steg

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