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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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und man konnte ihnen anmerken, daß sie dies lange nicht getan hatten. Eldar lachte, daß sein Doppelkinn zitterte. Dann schlug er mit der flachen Hand auf die Tischplatte und sagte: »Die Dinge beginnen sich zu ändern, und das Beste daran ist, daß es Grund zur Fröhlichkeit gibt. Barlo reitet wieder über Land.«
    »Gehst du jetzt mit mir wieder die Pferde füttern?« fragte Eldars Enkel, der sich neben Barlo gesetzt hatte und ihn die ganze Zeit über nicht aus den Augen ließ. Barlo nickte lachend, stand auf, nahm den Jungen huckepack auf seine Schultern und ging hinaus.
    »Das hat er jeden Abend gemacht, solange er hier war«, sagte Eldar. »Er ist der beste Pferdeknecht, den ich je gehabt habe.«
    »Warum ist er nicht hiergeblieben?« fragte Lauscher.
    »Frag Eldrade«, sagte Eldar. »Keiner hier kann besser von Barlo erzählen als sie.«
    »Willst du es tun, Eldrade, wenn ich dich darum bitte?« sagte Lauscher.
    »Gern«, sagte das Mädchen und begann mit der

Geschichte vom jungen Barlo
    Barlo war schon als Junge oft in unserem Haus. Von Anfang an hatte er nicht viel übrig für die Feste, die sein Vater mit seinen Freunden aus der Stadt feierte. Du darfst nicht glauben, daß er nicht gern lachte, aber seine Fröhlichkeit war von anderer Art. Daß er immer zu uns kam, wenn es auf dem Schloß hoch herging, mag auch daran gelegen haben, daß er nicht leiden konnte, wie die Besucher aus der Stadt ihre Gäule über Hecken und Zäune hetzten, wenn sie auf die Jagd ritten; denn Barlo liebt Pferde genauso wie mein Vater, der immer ein paar gute Zuchtstuten im Stall stehen hat. Es war also meistens von Pferden die Rede, wenn Barlo mit meinem Vater zusammensaß, und sie faßten bald großes Vertrauen zueinander. Das war wohl auch der Grund, weshalb er auf unseren Hof kam, als Gisa mit ihren zottigen Knechten das Tal unter ihre Gewalt gebracht hatte. Ich erschrak zu Tode, als er nachts an mein Fenster klopfte; denn damals erwarteten wir alle nichts als Unheil. Aber dann hörte ich den Pfiff, mit dem wir einander immer verständigt hatten, und ließ Barlo ins Haus.
    In dieser Nacht hat er mich zum ersten Mal in die Arme genommen, und während ich ihn festhielt, hat er geweint wie ein Kind. Ich weiß nicht, wie lange wir so in der dunklen Diele standen. Irgendwann kam mein Vater, wir setzten uns in die Stube, und Barlo ließ uns alles berichten, was wir erfahren hatten. Sein Gesicht sah im Kerzenlicht aus wie das eines Fremden; so voller Haß hatte ich es noch nie gesehen. Er fragte nach ein paar Leuten aus dem Schloß, doch keiner von ihnen war mehr am Leben. Und während wir am Tisch saßen und sprachen, fingen draußen Wölfe an zu heulen. So etwas hatte es früher nie gegeben. »Keiner aus dem Tal wagt sich nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus«, sagte mein Vater und blies die Kerze aus.
    »Seid ihr feige geworden?« fragte Barlo zornig. »Früher seid ihr doch auch auf die Wolfsjagd gegangen.«
    Mein Vater zuckte mit den Schultern. »Sollen wir mit bloßen Händen auf sie losgehen?« fragte er. »Gisas Knechte haben jedes Haus im Tal nach Waffen durchsucht und uns nichts gelassen außer ein paar Küchenmessern und einem Beil zum Holzhacken. Außerdem bleiben diese Wölfe immer im Rudel beieinander und jagen jeden, den sie nachts im Freien antreffen.«
    »Morgen gehe ich in den Wald und schneide mir Holz für einen Jagdbogen«, sagte Barlo. Er wartete nicht ab, ob mein Vater etwas dazu zu sagen hatte, sondern stand auf und ging in die Kammer, in der er schon früher geschlafen hatte, wenn er nicht nach Hause gehen wollte.
    Am nächsten Morgen fragte Barlo meinen Bruder Bragar, ob er mitkommen wolle oder ob er sich auch schon an die Tyrannei der Wölfe gewöhnt habe. Da ging Bragar mit ihm, und sie schnitten sich jeder einen mannslangen zähen Eibenstamm für den Bogen und Ruten für Pfeile.
    Tagsüber arbeitete Barlo als Pferdeknecht; denn meinem Vater schien es zu gefährlich, ihn nur als Gast in seinem Haus zu beherbergen. Ein Mann, der im Hof stand und Pferde striegelte, fiel bei uns nicht weiter auf. Am Abend fingen Barlo und Bragar damit an, ihre Bogen herzurichten. Ich sehe Barlo noch sitzen, wie er eine Woche lang jeden Abend grimmig an dem harten Holz herumschnitzte und schließlich die Sehne aufzog. Als er sie dann spannte und zurückschnellen ließ, stand nackte Mordlust in seinen Augen. Mir ging er in dieser Zeit aus dem Weg, als könne ich ihn von seinem Vorhaben ablenken.
    Der einzige, mit dem er

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