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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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hinter sich hatte, fiel durch die Tür, die sein Begleiter am anderen Ende geöffnet hatte, Licht auf das grobe Mauerwerk. In ein solches Haus könne kein ungebetener Gast so leicht eindringen, habe Arni damals gesagt, als er seinen Teil der Geschichte erzählte. Die Blutaxtleute seien vorsichtige Burschen und hätten wohl auch allen Grund dazu.
    Die Stube, in die Arni eintrat, war sehr geräumig. Auf einer offenen Herdstelle prasselte ein Feuer aus gewaltigen Holzkloben und beleuchtete den Raum, in den durch die schmalen Luken nur wenig Licht von außen hereinfiel. An der gegenüberliegenden Wand stand ein wuchtiger Holztisch, und dahinter saß der riesigste Mann, den Arni je gesehen hatte, und schnitt sich eben mit einem zwei Spannen langen Messer ein Stück Rauchspeck ab. Er kümmerte sich zunächst nicht um die Eintretenden, teilte den Speckstreifen in kleine Stücke, spießte eines davon auf die Messerspitze und schob es zwischen die Zähne. Beim Kauen mahlten seine Kiefer wie die eines Ochsen. Erst als er den Bissen heruntergeschluckt hatte, blickte er auf und fragte: ›Wen bringst du da, Hauinsbein?‹
    ›Einen Beutereiter, der allein übers Gebirge trabt‹, sagte Arnis Begleiter. ›Er bittet um ein Nachtlager.‹
    ›Hast du ihm die Frage gestellt?‹ fragte Kluibenschedl weiter. ›Ja‹, sagte Hauinsbein, ›und es gibt keinen Grund, ihm die Gastfreundschaft zu verweigern.‹
    Kluibenschedl verabschiedete den Mann, der offenbar eine Art Wachdienst versah, mit einem Kopfnicken und sagte: ›Es ist gut. Du kannst gehen!‹ Dann winkte er Arni mit einer herrischen Geste an den Tisch heran und sagte: ›Setz dich her und schneide dir ein Stück Speck ab! Ich hoffe, du hast ein Messer.‹
    Arni bedankte sich für die Einladung, suchte sich einen Platz auf einer der Holzbänke, die rings um den Tisch standen, und zog sein Messer aus der Scheide. Auf dem Tisch lag auch ein gedörrtes Fladenbrot, von dem er sich ein Stück abbrach. Der durchwachsene Speck war gut abgehangen und ließ sich schneiden wie Lärchenrinde. Er schmeckte nach den Wacholderzweigen, über denen er geräuchert worden war. Arni aß, Häuptling Kluibenschedl aß, und so saßen die beiden eine Zeitlang schweigend einander gegenüber und kauten bedächtig. Schließlich wischte Arni sein Messer an der Hose ab und steckte es weg. Auch der Häuptling hatte seine Mahlzeit beendet und musterte seinen Gast aufmerksam. ›Ich habe noch nie einen Beutereiter allein reiten sehen‹, sagte er, ›und im Gebirge schon gar nicht. Ist die Horde in der Nähe?‹
    ›Nein‹, sagte Arni. ›Ich bin allein losgeritten.‹ Und wie zur Erklärung fügte er hinzu: ›Mein Name ist Arni.‹
    ›Ach so‹, sagte Kluibenschedl. ›Dann bist du wohl jener Bruder des Khans, den man Arni mit dem Stein nennt?‹
    ›Der bin ich‹, sagte Arni, ›und wenn du von mir gehört hast, dann wird es dich nicht mehr wundern, daß ich allein reite.‹
    ›Das wundert mich allerdings jetzt nicht mehr‹, sagte Kluibenschedl. ›Deine Leute mögen dich wohl nicht besonders, wie man hört.‹ Dann lehnte er sich zurück und fing lauthals an zu lachen. ›Der sanftmütige Arni!‹ rief er zwischendurch, und als er mit Lachen fertig war, fügte er hinzu: ›Ich wollte schon immer wissen, wie ein Beutereiter aussieht, der keinem etwas zuleide tun kann. Hauinsbein hätte nicht so viele Umstände mit dir zu machen brauchen. Du bist kein Mann, vor dem man sich in acht nehmen muß.‹
    ›Darin hast du wohl recht‹, sagte Arni gleichmütig. ›Zumindest was das Totschlagen betrifft.‹
    ›Aber sonst bist du ein hochgefährlicher Mann‹, sagte Kluibenschedl spöttisch und fing wieder an zu lachen. ›Du meinst wohl, ich hätte Angst vor deinem Zauberstein? Da verlasse ich mich lieber auf meine Axt.‹
    ›Die hilft dir auch nicht immer‹, sagte Arni.
    ›So?‹ sagte der Häuptling. ›Wann denn nicht?‹
    ›Zum Beispiel beim Spielen‹, sagte Arni.
    Kluibenschedl ließ das Lachen sein und schaute Arni mit erwachendem Interesse an. ›Da willst du also hinaus!‹ sagte er. ›In der Kunst des Brettspiels sollst du ja ganz tüchtig sein, wie man hört. Es könnte allerdings sein, daß du auch darin hier deinen Meister findest.‹
    ›Das mag schon sein‹, sagte Arni beiläufig, als läge ihm nicht sonderlich viel daran, seine Tüchtigkeit unter Beweis zu stellen. Aber das weckte nur um so mehr die Spielleidenschaft des Häuptlings. ›Es tut dir wohl schon leid, daß du die Sprache

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