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Stein und Flöte

Stein und Flöte

Titel: Stein und Flöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bemmann
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eines Tages wieder auf der Hofmauer und blickte weinend zum Schloß hinüber, wo die Riesen einander gerade die goldenen Kugeln an den Kopf warfen, die sie von den Turmspitzen abgebrochen hatten. Da kam ein junger Bursche des Wegs und fragte ihn, warum er weine.
    »Schau dort hinüber«, sagte der König, »dann weißt du’s. Die Riesen haben mir mein schönes Schloß weggenommen und den Brunnen der Fröhlichkeit verstopft. Und keiner ist imstande, sie zu vertreiben.«
    »Wirklich keiner?« fragte der Bursche. »Daß ich nicht lache!« Und er lachte so laut, daß die Riesen drüben auf der anderen Seite des Tales stehenblieben und herüberschauten.
    »Wie kannst du lachen, wo ich so traurig sein muß?« sagte der König erbittert. »Was meine Ritter und meine Zauberer nicht geschafft haben, wirst auch du nicht schaffen.«
    »Das kommt auf den Versuch an«, sagte der Bursche. »Was gibst du mir, wenn ich die Riesen wegjage?«
    »Ich habe versprochen, dem meine Tochter zur Frau zu geben, der das fertigbringt«, sagte der König. »Aber ich kann mir nicht denken, wie du das anstellen willst.«
    »Du wirst schon sehen«, sagte der Bursche. »Ich muß jedoch dich und deine Leute bitten, alles zu tun, was ich euch sage.«
    »Von mir aus«, sagte der König mit wenig Hoffnung. »Was sollen wir also tun?«
    »Seid fröhlich!« sagte der Bursche. »So fröhlich, wie ihr nur sein könnt. Lacht und singt und tanzt, daß man es durch das ganze Tal hören kann!«
    »Du verlangst viel von mir«, sagte der König. Aber da er nichts unversucht lassen wollte, befahl er der Königin und seiner Tochter und allen, die mit ihm im Schloß gewohnt hatten, sogar dem Bauern und seinen Leuten, zu lachen, zu singen und zu tanzen. Und er selbst sprang allen voran, lachte am lautesten, sang am fröhlichsten und tanzte am verwegensten. Zunächst mußte er sich dazu zwingen, doch nach und nach merkte er, wie die Traurigkeit aus seinem Herzen verschwand, und so machte es ihm schließlich Vergnügen, so fröhlich zu sein wie zu der Zeit, als er noch in seinem Schloß gewohnt hatte. Als sie den ganzen Tag lang gelacht, gesungen und getanzt hatten, sagte der Bursche zum König: »Nun schau einmal hinüber zu deinem Schloß!«
    Da ließ der König für einen Augenblick das Lachen, Singen und Tanzen sein und blickte hinüber auf die andere Talseite. Noch immer trampelten dort die Riesen durch den Garten, aber es kam ihm so vor, als seien sie beträchtlich kleiner geworden.
    »Das müssen wir uns aus der Nähe ansehen!« rief der König und tanzte lachend und singend mit all seinen Leuten ins Tal hinunter bis zum Bach. Ehe er hinübersprang, schaute er noch einmal zum Schloß hinauf, und da sahen die Riesen schon wieder ein bißchen kleiner aus, ja sie schienen schon fast die Größe normaler Leute zu haben. Da sprang der König über den Bach und alle ihm nach. Lachend und singend tanzten sie den Hang hinauf zum Schloßpark. Dort lugten sie vorsichtig über die Mauer, und da rannten lauter kleine Riesen im Garten umher, die schon beinahe so aussahen wie die komischen Zwerge im Becken des Brunnens.
    Da mußten alle noch viel mehr lachen, und mit jedem Lachen schrumpften die Riesen weiter ein und drängten sich ängstlich auf einem Haufen zusammen. Da kletterte der König mit seinen Leuten über die Mauer und lachte immer lauter über die komischen Männlein, die in seinem Garten standen. Die lustige Gesellschaft lief hinüber zu den ehemaligen Riesen, und fand eine Handvoll grämlicher Zwerge, die sich unter den Büschen, die noch übrig geblieben waren, verstecken wollten.
    »Hiergeblieben!« donnerte der König zwischen zwei Lachsalven, und dann sagte er zu seiner Tochter, sie solle im Schloß Kehrschaufel und Handbesen holen und das Gelichter zusammenfegen. Sie rannte ins Haus, und als sie wiederkam, waren die grämlichen Zwerge schon so winzig, daß man sie kaum von den Marienkäfern auf den Rosenblättern unterscheiden konnte. Das sah so lustig aus, daß alle noch viel mehr lachen mußten. Und als die Königstochter alle zusammengefegt hatte, war auf der Kehrschaufel nichts weiter zu sehen als ein bißchen Staub, den der Wind davonblies.
    Da ließ der König Schloß und Garten in Ordnung bringen, und sobald der Brunnen der Fröhlichkeit wieder plätscherte, wurde Hochzeit gefeiert; denn dieser Bursche hatte seine Königstochter redlich verdient. Wenn aber später jemand im Schloß ein allzu ernstes Gesicht machte, sagte der König zu ihm: »Sei

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