Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg
meinte Linda.
»Das wäre keine Schwierigkeit für mich«, antwortete Wolf.
»Ich würde mir eine deutsche E-Mail-Adresse besorgen, bei E-Bay registrieren und dann das Zeug unter einem unverfänglichen Namen, welcher jedoch irgendwie auf Uran hinweisen soll, zum Verkauf einstellen. Die Kontrolleure von E-Bay, welche die Filter für unerlaubte Waren erstellen, sind doch hauptsächlich nur unterbezahlte Teilzeitkräfte und keine Physiker. Die haben sicher keine Ahnung davon, was zum Beispiel Pechblende heißt. Ich muss ja nicht gerade ›Uraninit‹ oder ›Uranoxid‹ hineinschreiben. Dann kaufe ich es sofort unter meinem richtigen Namen. Jeder würde dann meinen, dass ich es wirklich dort gekauft habe. So einfach ist das.«
»Du hast recht, so könnte es funktionieren!«, Linda nahm eine Apfelspalte und knabberte daran. Wolf hob seine Teetasse, ließ sich von Linda nachschenken und schlürfte genüsslich von dem heißen Getränk.
»Dass ich die Steine aus dem kleinen Bach am Obersalzberg geholt habe, auf diese Idee kommt doch wirklich niemand. Und bestimmt kann sich auch keiner vorstellen, dass irgendwo dort oben am Berg noch ganze Kisten davon herumliegen.« Wolf strich sich Pastete auf ein Stück Kürbiskernbrot. Linda hatte sich gerade noch ein paar Apfelspalten auf ihren Teller gelegt.
»Ich vermute, dass das alte, radioaktive Zeug höchstens ein Vorwand für das BVT wäre, auch den Untersberg unter die Lupe zu nehmen.«
Wolf nahm sich noch ein wenig Schinken von der Platte, als sein Handy läutete. Werner, der Polizist, war dran und sagte: »Weißt du, jetzt bin ich mir sicher, dass Grimmig Jagd auf die strahlenden Steine macht. Ich möchte hier am Telefon den Namen des Materials nicht sagen. Aber als ich mich mit dir die letzten Male darüber am Handy unterhalten habe, da hat es immer, wenn dieses Wort ausgesprochen wurde, in der Leitung geknackt. Ein Kollege einer Wiener Spezialabteilung hat mich darüber aufgeklärt. Da sind bei den Mobilfunkbetreibern Wort-Scanner installiert, welche die Telefongespräche auch nachträglich noch vollständig aufzeichnen, wenn ein verdächtiges Wort ausgesprochen wird. Die Kollegen können das Gespräch dann jederzeit abrufen. So haben die schon manche Straftat sozusagen im Ansatz verhindert.«
Wolf stutzte, aber er glaubte nicht, dass die Sache so einfach wäre.
»Mag sein, dass solche Scanner existieren, aber Grimmig ist viel zu lange in Den Haag bei Europol gewesen, als dass er sich mit solchen Mitteln begnügen würde. Wenn die vom BVT schon ermitteln, dann bestimmt mit vollem Einsatz und modernster Technik.«
»Wir müssen vorsichtig sein, technisch sind die uns ja absolut überlegen. Vielleicht haben sie dir schon einen MiniGPS-Tracker an deinem Wagen angebracht. Damit könnte jede deiner Fahrten verfolgt werden. Ich habe ein Aufspürgerät für solche Dinger, damit werde ich bei dir zu Hause vorbeikommen, dann kontrollieren wir deinen Wagen. Im Übrigen hast du recht, wir sollten uns in Zukunft am besten nur noch persönlich unterhalten, ich habe dir ohnehin einige Neuigkeiten zu erzählen.«
Mit diesen Worten beendete Wolf das kurze Telefonat und goss sich noch eine Tasse Tee ein. »Ich werde am Nachmittag zum Schloss Aigen fahren und das Kuvert in der Kirche daneben deponieren, kommst du mit?«
»Freilich«, sagte Linda mit gespielter Ruhe, »ich habe ein bisschen im Internet herumgestöbert. Jetzt ist mir auch klar, weshalb der Illuminat die Kirche neben dem Schloss als Hinterlegungsort für deine Antwort gewählt hat. Das Schloss Aigen war schon vor Jahrhunderten der Sitz der Salzburger Illuminaten. Hinter diesem Schloss, im Wald am Berghang, hatten sie einen mystischen Park mit Grotten, Teichen und Wasserfällen angelegt. Auch Erzbischöfe der Mozartstadt waren damals unter den Mitgliedern der Erleuchteten. Dieser Park war früher ein richtiges Kleinod. Sogar das allererste Bühnenbild von Mozarts Oper ›Die Zauberflöte‹ soll diesem geheimnisvollen Garten nachempfunden gewesen sein. Vielleicht führten die Illuminaten damals dort in einer Grotte auch ihre Initiationsriten durch?«
»Was du alles weißt! Na ja, eine Lehrerin eben. Aber Spaß beiseite, meinst du, dass diese Illuminaten auch heute noch in unserer Gegend präsent sind? Ich könnte mir eher vorstellen, dass sie mit Internet, BlackBerry und Satellitentelefonen ihre Verbindungen pflegen, anstatt ihre Rituale bei Kerzenschein in finsteren Logenräumen durchzuführen.«
»Vielleicht tun
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