Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg
nur allgemeine Dinge und Vermutungen. Etwas Konkretes konnte auch Kammler dazu nicht sagen. Offensichtlich hatten die SS-Leute auch nur eine vage Vorstellung von dem, was sich da wirklich im Berg abspielte. Es war an der Zeit für die beiden Männer aus der Vergangenheit, in ihre Station zurückzukehren. Nach einer kurzen Verabschiedung fuhren auch Linda und Wolf nach Hause.
Daheim angekommen, wollte Linda nochmals mit ihrer Tochter Aline sprechen und nahm ihr Handy aus der Handtasche.
»Du, schau einmal her! Das gibt’s doch gar nicht! Ich habe hier auf meinem Telefon das Bild von Kammler und dir!«
Wolf konnte es auch kaum fassen.
»Du hast im Restaurant fotografiert und das Bild ist dasselbe, welches uns der General gezeigt hat.«
»Ja, tatsächlich, aber das muss ich unabsichtlich gemacht haben.«
»Das ist schon in Ordnung, komm, jetzt werden wir das Bild erst einmal auf den Computer laden und ausdrucken.«
Nach wenigen Minuten hatten die beiden ein identisches Foto wie das von Kammler am Tisch vor sich liegen.
»Wir müssen jetzt nur noch dafür sorgen, dass das Bild auch zur Junkerschule neben dem Untersberg kommt – und zwar im Jahre 1943.«
»Du und deine kuriosen Einfälle«, konterte Linda, »wie soll denn das funktionieren?« Sie lachte. »Möchtest du auf dem Kuvert eine Adresse angeben, die es gar nicht mehr gibt, und als Zusatz draufschreiben – 1943 zustellen?«
»Nein, bleib doch einmal ernst«, meinte Wolf nachdenklich. »Wenn wir tatsächlich so einen Zeitkorridor im Berg finden würden, dann könnten wir ja direkt ins Jahr 1943 gehen und das Kuvert mit dem Foto bei dieser Schule abgeben.«
»Nicht wir! Du! Das kannst du alleine machen. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mit dir in so einen Zeitkorridor hineingehe. Denk an die drei Soldaten, von denen uns Kammler erzählt hat – die sind zweitausend Jahre früher als geplant aus dem Gang herausgekommen. Das könnte uns doch auch passieren. Ich lasse mich doch nicht von den Kelten massakrieren.«
Wolf schüttelte den Kopf. »Niemand wird uns massakrieren. Wir gehen nur dann in so einen Korridor hinein, wenn wir uns über die Zeit, in der wir herauskommen werden, vollkommen im Klaren sind.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Das weiß ich noch nicht genau, aber mir wird sicher etwas einfallen.«
Linda nahm das Foto und sah es nochmals genau an.
»Jetzt werde ich noch den Satz auf die Rückseite des Fotos schreiben, was ist da genau gestanden?«
»Schreib einfach, was du glaubst, denn es muss ja ohnehin das draufstehen, was du jetzt schreibst. Mit anderen Worten gesagt, du kannst eigentlich nur das schreiben, was Kammler bereits gelesen hat.«
»Womit war das eigentlich geschrieben? Mit Filzstift oder mit Kugelschreiber?«
Sie nahm einen schwarzen Filzstift. Aber als sie schreiben wollte, merkte Linda, dass der Stift ausgetrocknet war. Sie griff deshalb zum blauen Kugelschreiber.
»Das ist interessant«, meinte Wolf nachdenklich, »auf dem Foto von Kammler war die Schrift ja auch mit blauem Kugelschreiber, du wolltest jetzt den schwarzen Filzstift nehmen und das ging eben nicht.«
»Ja klar, weil er eben ausgetrocknet war, da ist nichts Mystisches dahinter, guter Wolf.« Mit diesen Worten nahm Linda den Kugelschreiber und schrieb auf die Rückseite des Bildes. Sie hielt dann das Foto eine Zeit in der Hand und meinte: »Weißt du, irgendwie geht mir das Ganze nicht ein, dieses Bild hier ist eigentlich jenes, welches Kammler in seiner Jackentasche trägt. Das heißt, ich habe es und er hat es auch und es ist trotzdem dasselbe.«
»Na ja, das übersteigt eben unsere normale Logik. Aber es ist nun einmal so. Du hast heute das Bild aufgenommen, das der General schon seit über sechzig Jahren mit sich trägt. Wir müssen jetzt nur noch dafür sorgen, dass er es auch bekommt, obwohl er es schon hat.«
Linda überlegte noch einmal: »Wenn man das ganz konsequent zu Ende denkt, dann brauchen wir gar nichts zu tun, es erfüllt sich alles ohnehin von selbst.«
»Da hast du recht. Und aus diesem Grunde können wir uns auch sicher sein, dass wir so einen Zeitkorridor finden werden und auch heil wieder zurückkommen.«
»Kann schon sein, aber nirgends steht geschrieben, dass ich mit dabei sein werde, wenn das Kuvert im Jahr 1943 zur Junkerschule gebracht wird.«
Kapitel 18
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Die Wilde Jagd
Es war Vorweihnachtszeit. An den steilen Felsflanken des Untersberges lag bereits der erste Schnee. Bald würden auch im Tal
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