Steine der Macht - Band 4
Treibstoff warteten. Für ihr Vorhaben war das aber noch nicht gefährlich, sie würden mit ihrem Wagen in jedem Fall Luxor erreichen, nur an eine Rückfahrt war dann aber nicht mehr zu denken. Wolf wollte die beiden nicht unnötig verunsichern und versuchte daher, sie auf dieser langen Fahrt mit Erzählungen von seinen bisherigen Abenteuern etwas abzulenken.
Als unvermittelt zwei Militär Hubschrauber in relativ niedriger Höhe die Straße überflogen, fragte Elisabeth: „Wolf, wie lange besitzt du eigentlich schon deinen Pilotenschein?“ Das war das Stichwort für ihn.
„Seit über einundzwanzig Jahren habe ich meine Fluglizenz. Mein erster Auslandsflug mit einem Fliegerfreund, welcher mit mir zusammen den Pilotenschein gemacht hatte, verlief ziemlich aufregend. Unser Ziel war Portoroz in Kroatien. Ein kleiner Flugplatz an der Adria. Im Rahmen eines Clubausfluges, an dem vier Flugzeuge teilnahmen, starteten wir in Salzburg. Den Hinflug sollte ich übernehmen und zurück würde dann mein Freund fliegen. Markus, so hieß der frischgebackene, erst sechzehnjährige Pilot.
Wir hatten strahlendes Wetter. Es war Ende März und auf den Bergen ringsum war noch viel Schnee. Wir flogen mit einer zweisitzigen Cessna 150. Der Alpenhauptkamm war rasch überquert und nach einer Stunde waren wir bereits über Italien. Als wir aus den Bergen herauskamen und nur noch ebene Flächen unter uns sahen, fragte der italienische Controller, wie unsere Position sei.
Markus, für den die italo-englische Aussprache noch ungewohnt war und der auch nicht genau wusste, wo wir uns gerade befanden, fragte mich, wo wir wären. Der Controller hätte schon zweimal nachgefragt. Wortlos drückte ich Markus mein Jausenbrot in die Hand und ging in einen Sturzflug auf die Autobahn über. Nachdem die Maschine über eintausend Meter gesunken war, konnten wir beide die großen Überkopfwegweiser an der Autobahn lesen. UDINE NORTE stand da. „So, jetzt wissen wir es, du kannst dem Controller antworten“, sagte ich zu Markus und zog das Flugzeug wieder steil nach oben, sodass uns die Fliehkraft die Wangen nach unten zerrte. Markus gab nun der Kontrollstelle unsere Position durch und wir hatten wieder Ruhe. Ich begann, mein Jausenbrot fertig zu essen, während Markus nach diesem Manöver mit etwas bleichem Gesicht neben mir saß und nichts mehr essen wollte.“
„Da hätte ich auch nicht neben dir sitzen wollen“, meinte Elisabeth und dachte, dass dies das Abenteuer war, von dem Wolf erzählen wollte.
Sie hatten mittlerweile die Ebene seitlich des Niltals erreicht und endlose Wüste war links und rechts neben der gut asphaltieren Straße zu sehen.
Es war draußen auch recht heiß geworden, doch die Klimaanlage im Wagen sorgte für eine angenehme Temperatur. Die Wasserflasche machte die Runde.
Wolf war jedoch noch nicht fertig mit seiner Geschichte vom ersten Auslandsflug und fuhr fort:
„Ansonsten verlief der Flug nach Portoroz ganz normal. Der Landeanflug über das Meer war zwar etwas Neues für mich, aber im Grunde genommen auch nicht viel anders als bei uns zu Hause in Salzburg.“
„Pass auf!“, rief Herbert plötzlich erschrocken vom Rücksitz und von Elisabeth hörte man nur ein lautes „Ahh!“. Doch in diesem Augenblick waren die beiden Lkws, welche ihnen in einer Kurve sich gerade überholend entgegenkamen, auch schon vorbeigefahren. Wolf war geistesgegenwärtig auf den Pannenstreifen ausgewichen. „Da war doch noch fast ein Meter Platz zwischen dem Sattelschlepper und uns. Das kommt hier öfter vor. Schlimm wird so etwas nur in der Nacht, denn da fahren die Ägypter nur mit Begrenzungslicht und manchmal sogar ganz ohne Beleuchtung.“
Die beiden Polizisten brauchten eine Weile, um den Schock dieses vermeintlichen Beinahezusammenstoßes zu verarbeiten.
„Jetzt werde ich euch die Geschichte vom Rückflug erzählen, da ist es dann schon ein wenig brenzlig geworden.“
„Dass du auch einmal etwas „brenzlig“ nennst, ist mir neu“, meinte Herbert.
„Na ja, manchmal braucht man eben auch etwas Glück“, antwortete Wolf. „Aber lasst euch erzählen.“
Er nahm vorher noch einen Schluck aus der Wasserflasche und begann:
„Wie schon erwähnt, sollte Markus als Pilot in Command das Flugzeug nach Salzburg zurückfliegen. Alles lief nach Plan, auch das Wetter war wieder gut, so wie am Vortag. Ich hatte am Funk kaum etwas zu tun und filmte mit der Videokamera, als wir den Alpenhauptkamm erreichten. Plötzlich sagte Markus:
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