Steine der Macht - Band 4
besorgt zu sein.
„Keine Angst, irgendwie gehts immer“, meinte Wolf mit seinem unerschütterlichen Glauben an kommende hilfreiche Zufälle. Das war sein Standard Satz. Er grinste dabei und erntete aber von seinen zwei Begleitern nur zweifelnde Blicke.
„In einer Viertelstunde sind wir beim Sheraton Hotel am Nil und da gibt es dann ein kühles Bier, darauf freue ich mich schon.“
Kapitel 5
***
Hatschepsut – Die Herrin beider Länder
Als sie das Hotel erreichten, ließ Wolf die beiden zuerst beim Eingang aussteigen und fuhr anschließend den Wagen zum hoteleigenen Parkplatz. Ein zufällig anwesender Taxilenker klärte Wolf auf, dass auch hier in Luxor keine einzige Tankstelle mehr Benzin hatte. Vielleicht morgen oder übermorgen sollte wieder Sprit geliefert werden, meinte der dunkelhäutige Ägypter. Wolf zuckte bei diesen Worten zusammen. Morgen wollten sie ja wieder zurück nach El Gouna fahren. Der Taxilenker schien Wolfs Reaktion zu bemerken und sagte:
„Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen am Schwarzmarkt Benzin besorgen, für einen Euro pro Liter.“ Das war das Siebenfache des Normalpreises, aber es war zu verschmerzen. In Europa kostete der Benzin ohnehin weit mehr als einen Euro pro Liter. Rasch willigte Wolf in den Handel ein und schon nach einer halben Stunde kam der Araber mit zwei randvollen Kanistern zu je fünfundzwanzig Litern und füllte diese auch gekonnt ohne Trichter in den Tank von Wolfs Wagen ein. Nun gab es kein Bangen mehr um die Rückfahrt. Gleich nachdem sie ihr Gepäck im Hotelzimmer verstaut hatten, fuhr Wolf mit seinen Begleitern auf die andere Seite des Nils, die Westbank hinüber.
Zuerst zeigte er Herbert und Elisabeth das Tal der Könige, danach besuchten sie den Tempel der Hatschepsut. Diese großartige Frau auf dem Thron Ägyptens hatte sich gegenüber dem Tal der Könige einen grandiosen Totentempel erbauen lassen. Direkt vor der Kulisse der Hunderte Meter hohen Felswand ließ ihr Berater und Baumeister Senenmut vor fast dreitausendfünfhundert Jahren diesen eleganten, terrassenförmigen Bau errichten.
Elisabeth kamen die Tränen, als sie auf der obersten der drei Terrassen stand und auf das Niltal herunterblickte. Auch Linda und zuvor schon Wolfs Tochter Sabine war es vor Jahren ebenso ergangen, als sie diesen Tempel besuchten. Es war so, berichtete Elisabeth, als spüre man noch den Hauch dieser Pharaonin, welcher die Jahrtausende überdauert hatte.
Beim Verlassen des Parkplatzes vor dem Tempel der Hatschepsut dachte Wolf daran, dass das Haus des Rassul ja ganz in der Nähe wäre, und daher schlug er spontan vor:
„Wenn ihr nichts dagegen habt, werden wir Rassul, dem Grabräuber, einen kurzen Besuch abstatten. Vorausgesetzt, er ist zu Hause.“ Für die beiden Polizisten war das eine interessante Einlage und Elisabeth meinte mit trockenem Humor: „Normalerweise haben wir es ja nur mit normalen Einbrechern oder Ladendieben zu tun, aber einen echten Grabräuber kennenzulernen, das ist schon eine Seltenheit, hoffentlich ist er da.“
„Na ja, er ist eigentlich eher ein Geschäftsmann, aber seine Familie wurde im Grunde genommen durch Grabräuberei reich und berühmt, den kennt hier jeder in Ägypten.“
„Es sollte dann doch besser heißen „berüchtigt“, warf Herbert amüsiert ein.
Inzwischen hatten sie schon das Haus des Grabräubers erreicht. Sein Pick-up stand vor der Tür, also waren sie guter Hoffnung, ihn anzutreffen.
„Wartet ein wenig, ich sehe mal nach“, meinte Wolf, stieg aus und betrat nach leichtem Anklopfen das Haus.
Kurz darauf erschien er wieder in der Tür und bedeutete den beiden, auch hinein zu kommen.
„Marhaba in Qurna, Salamu a leikum“, begrüßte sie der bärtige Rassul, der eigentlich gar nicht wie ein Grabräuber aussah. Gastfreundlich bot er ihnen einen Tee an.
Dann holte Rassul aus einer Truhe ein Stoffbündel und drückte es Wolf in die Hand. „Da drinnen sind nochmals drei Quarzkristalle, die gehören jetzt Ihnen. Sie waren ja voriges Jahr auch so erpicht darauf. Von meinem Bruder haben wir übrigens nichts mehr gehört. Er blieb verschwunden, seit er den Gang unter dem Grab betreten hat.“
Wolf hatte Herbert und Elisabeth die Geschichte vom Verschwinden Rassuls Bruders bereits im Flugzeug erzählt, daher wussten sie sofort, worum es ging. Als sie Rassul von ihrem Besuch des Hatschepsut-Tempels berichteten und von Elisabeths Ergriffenheit, da fing Rassul plötzlich zu erzählen an: „Vielleicht wisst ihr ja, dass sich
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