Steine der Macht - Band 4
„Was ist das?“
„Das ist eine Patrone Kaliber 7/64 von meinem Jagdgewehr, die habe ich am Schießstand beim Entladen in die Tasche gegeben und dort drinnen vergessen.“ Wolf setzte seinen Dackelblick auf und ergänzte schuldbewusst: „Ja, ich weiß, so etwas sollte man nicht in ein Flugzeug mitnehmen.“
„Die Patrone muss ich ohnehin behalten“, meinte der Polizist mit finsterer Miene. Doch in diesem Moment sah er Elisabeth, welche zwei Schritte hinter Wolf stand. Er erkannte in ihr eine Kollegin, mit der er vor Jahren schon in der Rathaus Wachstube zusammengearbeitet hatte. Rasch reagierte Elisabeth und sagte: „Der gehört zu uns, das ist kein Terrorist, der ist tatsächlich Jäger.“ Ihre Worte schienen den Flughafen Polizisten zu besänftigen, worauf dieser Wolf mit einem prüfenden Blick ansah und meinte: „Gut, aber wie bereits gesagt, diese Patrone muss ich trotzdem behalten, aber ich werde keine Meldung machen, Sie können weitergehen.“ Dann unterhielt er sich noch eine Weile mit Herbert und Elisabeth.
„Das fängt ja schon gut an“, lachte Herbert, „hast du sonst noch irgendwelche Überraschungen auf Lager?“
„Das war doch nur ein dummer Zufall“, entgegnete Wolf, „als ich vor zwei Monaten am Schießstand der Jägerschaft mein Gewehr entladen und alles verstaut hatte, habe ich auf die Patrone im Lauf vergessen. Die hab ich dann einfach in meine Tasche gegeben, wo sie eben liegen blieb.“
„Aber ‚Marzipan‘ hast du doch keines dabei?“, fragte Elisabeth und spielte dabei auf den Plastiksprengstoff an, den Werner im Vorjahr auf Wolfs Hütte verbrannt hatte. „Damit könnten wir nämlich wirklich Schwierigkeiten bekommen.“
Wolf schüttelte nur wortlos den Kopf und begann, seine Tasche wieder einzuräumen.
Der anschließende Flug nach Ägypten verlief wie immer ruhig und nach gut vier Stunden hieß sie ein Mitarbeiter des Sheraton Hotels El Gouna am Flughafen in Hurghada willkommen.
Die Begrüßung im Hotel durch Franz, den General Manager, war herzlich, wie immer. Nachdem die drei dem Direktor den mitgebrachten Speck und das Brot aus der Heimat überreicht hatten, fragte Wolf:
„Franz, Aladin bringt uns morgen einen Mietwagen und wir möchten damit nach Luxor fahren, wie ist die Lage dort? Haben wir mit irgendwelchen Schwierigkeiten zu rechnen, was meinst du?“
„Das fragst gerade du“, schmunzelte der Hoteldirektor, „auch wenn ich dir etwas dazu sagen könnte, bin ich mir trotzdem sicher, dass du dich nicht von deinem Vorhaben abhalten lassen würdest. Aber meines Wissens ist dort alles ruhig.“
Wolf hatte Franz diese Frage eigentlich nur gestellt, um seine beiden Begleiter zu beruhigen. Auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes wurde doch eindringlich vor Einzelfahrten durch die Felswüste gewarnt.
„Aber ins Tal der Hieroglyphen, nach Bir Umm Fawakhir, wirst du dieses Mal gar nicht fahren können. Es wurde ein neuer Checkpoint errichtet und die lassen dort bestimmt keine Touristen durchfahren.“
Wolf zuckte nur mit den Achseln, er würde ja sehen.
Als sie am nächsten Tag den Mietwagen erhielten, meinte Aladin beim Abschied lapidar: „Sie sollten hier in El Gouna noch einmal volltanken, denn derzeit haben wir einen Engpass bei den Treibstoffen.“
Das taten sie dann auch, denn man konnte ja schließlich nicht wissen, was an der Aussage Aladins dran war.
Tags darauf fuhren sie die gut ausgebaute Straße durch die Felswüste in Richtung Luxor. Tief beeindruckt von der bizarren Schönheit der Landschaft, bestaunte das Polizistenehepaar immer wieder aufs Neue die sich abwechselnden Formationen der Berge.
„Wir sollten sicherheitshalber an der nächsten Tankstelle wieder Benzin auffüllen“, meinte Wolf, dem diese Felswüste mittlerweile sehr vertraut war.
Die letzte Möglichkeit, Treibstoff zu bekommen, lag immerhin schon mehr als einhundert Kilometer zurück, aber er wusste, dass es in den Bergen beim Rasthaus eine Tankstelle gab. Dort wollte er den Benzintank vollmachen.
„Wir haben aber auch kein Problem, falls wir dort nichts erhalten sollten, spätestens am Nil gibt es wieder reichlich Tankstellen und bis dorthin haben wir ja nur noch einhundert Kilometer zu fahren.“
Herbert und Elisabeth waren zu sehr mit dem Betrachten der Felswüste beschäftigt und nahmen daher Wolfs Worte nur nebenbei wahr.
Umso schockierender war dann die Tatsache, dass an allen Tankstellen auf ihrer Route Hunderte Meter lange Schlangen von Fahrzeugen auf
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