Steine der Macht - Band 4
Stein und der Ordo Bucintoro, sie alle wussten um das Geheimnis des Berges und auch um die Umwälzung, welche sich zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts ereignen würde. Von diesen Leuten wurde vieles schon vor langer Zeit vorbereitet. Deshalb wurden auch Ihnen nach und nach die Einzelheiten erklärt. Nun ist es an der Zeit, die Aktivierung des Berges vorzunehmen und damit das neue Zeitalter einzuläuten.“ Fast theatralisch klangen seine Worte, so wie eine Verheißung aus alter Zeit, als er sich zu Wolf wandte und sagte:
„Nehmen Sie nun den Bergkristall heraus, den Sie aus dem Versteck des Ordo Bucintoro geborgen haben.“
Wolf tat, wie ihm geheißen, und zog den Kristall mit den doppelten Enden aus seiner Jackentasche.
In der Kapelle flackerte eine weiße Kerze vor dem Marienbild und gab ihr schwaches Licht nach draußen, das sich im Kristall widerspiegelte und ihn wie einen Edelstein funkeln ließ.
„Nehmen Sie jetzt das eine Ende in Ihre rechte Hand und Sie, Claudia, ergreifen mit Ihrer Linken die andere Hälfte des Steines. Nun heben Sie beide Ihre Hände in die Höhe und schließen Sie dabei Ihre Augen.“
Claudia und Wolf hoben den Kristall über ihre Köpfe, wobei dieser mit seiner dritten Spitze nach oben zeigte. In diesem Moment spürten beide eine Art Strom, welcher direkt aus dem Stein zu kommen schien und durch ihre Körper fuhr. Ein Schauer überkam sie. Es war wie ein feierlicher Akt, von dem keiner der beiden wusste, was er zu bedeuten hatte.
„Sie beide, Wolf und Claudia, sind nun bereit, die Aktivierung durchzuführen. Alles Weitere wird sehr bald auf Sie zukommen.“
Sie standen noch einige Augenblicke mit erhobenen Händen da. Dann nahm Wolf den Stein alleine in die Hand. Er öffnete als Erster wieder seine Augen und musste erstaunt feststellen, dass Becker nicht mehr da war. Auch Claudia konnte es nicht fassen und schaute sich um, aber da war niemand mehr.
Vom Wald hinter der Kapelle hörte man schaurig einen Kauz rufen.
Wolf meinte: „Das ist eigenartig. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich dieser Becker innerhalb einer Minute von hier so rasch entfernen konnte. Zumindest seine Schritte hätten wir hören müssen.“
„Mich würde interessieren, weshalb uns Becker gerade hierher bestellt hat, um dieses Ritual, denn um ein solches hat es sich ja eigentlich gehandelt, durchzuführen“, sagte Claudia.
„Ich werde den alten Pfarrer beim nächsten Mal fragen, was für eine Bewandtnis es mit dieser Kapelle auf sich hat“, sagte Wolf und suchte nach seiner kleinen Taschenlampe. Es war inzwischen dunkel geworden und auf dem Weg durch den Wald zurück zum Parkplatz war es bereits stockfinster.
„Jetzt kannst du sicher sein, dass du diejenige bist, die mit mir die Kraft des Berges aktivieren soll. Sonst würde Becker heute dieses Ritual nicht mit uns beiden durchgeführt haben“, sagte er zu Claudia.
„Das würde heißen, dass ich das ‚unbedarfte Mädchen‘ sein soll, welches zur Aktivierung benötigt wird?“ In der Dunkelheit konnte Wolf den fragenden Ausdruck in Claudias Gesicht nicht sehen. Stattdessen hörte man wieder den Ruf des Waldkauzes. Claudia hängte sich bei Wolf ein, aber nicht, weil es so kalt war, nein, sie hatte irgendwie Angst. Angst vor dem, was kommen würde und von dem sie noch gar nichts wusste. Beim Wagen angekommen, meinte Wolf: „Dann brauchen wir also nur noch abzuwarten, was da auf uns zukommen wird.“
Kapitel 25
***
Die Gruft unter der Kirche
Peter, der Graf vom Palfen, welcher Architekt und Mitglied im Isais-Ring war, hatte im Keller der kleinen Kirche am Ettenberg mit einem Metalldetektor die Grundmauern abgesucht.
Wolfs Fund oben in den Ruinen der alten Komturei hatte ihn dazu ermutigt. Vielleicht war hier unten ebenfalls etwas versteckt worden, dachte er.
Er fuhr anschließend zu Wolf in die Firma und wollte ihm von seiner Suche erzählen, da kam ihm dieser zuvor und berichtete ihm von seiner Erkundung mit dem Bodenradargerät.
„Du und Linda, ihr habt dort tatsächlich einen unterirdischen Gang entdeckt?“, fragte er.
„Ja, er beginnt unter dem Glockenturm und führt dann weiter bis knapp zum Weiher, aber an ein Ausgraben können wir vorläufig nicht denken. Wir müssen erst den Ulrich, den Besitzer des Grundstückes, fragen und der ist im Moment nicht im Lande“, antwortete Wolf.
„Ich wollte dir das mit dem unterirdischen Gang schon vor ein paar Wochen erzählen, aber ich hatte einfach viel zu tun und so etwas
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