Steine der Macht - Band 4

steil nach oben. Über diesen gelangt man doch direkt zur Illuminatenhöhle, dort, wo vor über zweihundert Jahren die neun Brüder bei Ihrem Vollmondritual verschwunden sind. Und wenn ich mich richtig entsinne, dann ist der Felsen genau über der Höhle am höchsten.“
    „Ja, du hast recht“, meinte Wolf, „aber wo soll sich dort ein geheimes Tor öffnen – und wer sind dann die Neun, die den Schrein bewachen?“
    „Wo dort ein Tor sein soll, kann ich dir auch nicht sagen, aber die Neun, welche auf den Schrein aufpassen sollen, vielleicht sind das die neun verschwundenen Illuminaten?“, antwortete Claudia, die immer noch konzentriert auf den Zettel blickte.
    „Nur eines fehlt“, sagte sie, „die Zeitangabe, wann wir dorthin gehen sollen.“
    „Warte, du hast noch nicht alles gesehen, dreh den Zettel um, da steht noch mehr drauf. Auf der Rückseite sind noch ein paar astrologische Zeichen, die vermutlich ein Datum darstellen sollen. Ich muss mir das aber erst genau ansehen und nachrechnen, was damit gemeint ist“, antwortete Wolf.
    „Sag schon, was bedeuten die Symbole?“, fragte Claudia ungeduldig, als sie die Rückseite des Zettels betrachtete. Diese astrologischen Zeichen waren absolut unverständlich für sie, aber sie wusste, dass sich Wolf schon seit vielen Jahren intensiv mit dieser Materie befasste und daher mit solchen Symbolen vertraut war.
    Er nahm jetzt das Papier in die Hand und begann zu erklären:
    „Das hier bedeutet Sonne Opposition Mond und sagt aus, dass es eine Zeit des Vollmondes sein muss. Den gibt es aber jeden Monat einmal. Dann steht direkt an der Sonne der Jupiter, was jedes Jahr einmal vorkommt und daher noch nicht als genaue Datumsangabe dienen kann. Der Saturn steht im Trigon zur Sonne, und das ist in Verbindung mit dem Jupiter schon eine sehr präzise Angabe. Die beiden Planeten Jupiter und Saturn hat im Übrigen der italienische Gelehrte Galileo im Jahr 1610 entdeckt. Seitdem hat man früher gerne versteckte Zeitangaben mit diesen beiden Planeten gemacht. Ich bin mir sicher, dass ich zu Hause mit dem Astrologieprogramm am Computer das passende Datum dazu herausfinden werde.“
    Claudia, welche über Astrologie bisher nur wenig erfahren hatte, war verblüfft, was für Möglichkeiten es da geben sollte.
    „Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, dich mit Astrologie zu beschäftigen, du bist doch mehr ein nüchterner Techniker?“, wollte sie wissen.
    „In jungen Jahren“, antwortete Wolf, „wollte ich einem Freund, der daran glaubte, beweisen, dass die Astrologie purer Unsinn sei. Ich meine jetzt nicht die Horoskope in den Tageszeitungen, nein, ich wollte ihm erklären, dass man unmöglich eine Persönlichkeitsbeschreibung oder gar eine Zukunftsprognose mittels der Geburtsdaten einer Person erstellen konnte. Aber dazu musste ich selber erst einmal etwas tiefer in diese Materie eindringen, um eine fundierte Aussage treffen zu können. Ich besorgte mir einige Bücher darüber, und da ich daraus auch nicht schlau wurde, nahm ich bei einem alten Astrologen einige Stunden Unterricht. Bezeichnend ist nun wieder einmal, dass dieser Mann ein ehemaliger Schaffner der Untersberg-Seilbahn war und zudem in dem Dorf am Fuße des Untersberges seine Wohnung hatte. Als Erstes gab ich ihm die Geburtsdaten meines Freundes und er beschrieb mir binnen kürzester Zeit Rudolf ganz genau, ohne dass ich dazu auch nur ein Wort sagte. Schon nach einigen Wochen musste ich mich davon überzeugen lassen, dass es tatsächlich möglich war, Leute, die man gar nicht kannte und von denen man nur die Daten hatte, ziemlich genau zu beschreiben.
    Nach einem halben Jahr war ich dann so weit, dass auch ich Jahresprognosen erstellen konnte. Das war zwar ungleich schwieriger und funktionierte auch nur bei höchstens achtzig Prozent der betreffenden Personen, aber immerhin war das Beweis genug für mich, dass die Astrologie doch eine ernst zu nehmende Sache sei. Ich hatte mich also gründlich getäuscht und musste meine Einstellung komplett revidieren. Seitdem habe ich weit über eintausend Horoskope erstellt und mir dafür die besten Astrologieprogramme für den Computer gekauft. Damit ließen sich die komplizierten Rechenarbeiten doch erheblich abkürzen. Ich habe übrigens noch nie ein Horoskop verkauft. Nein, ich wollte nur mein Wissen ausbauen und auch zuweilen Menschen, wenn es ging, weiterhelfen. Aber ich wollte nie Geld dafür verlangen.
    Der alte Schaffner von der Untersberg-Seilbahn hat mir da