Steine der Macht - Band 4
U-Boot-Tür aus, mit einem großen Rad in der Mitte.“
Nun war Linda auch nachgekommen und sah sich diese Schleuse an. Sie meinte: „Die Erbauer dieser Anlage haben offenbar wirklich mit einem Wassereintritt gerechnet, weshalb sonst hätten die eine solche Tür eingebaut?“
„Also habe ich doch nicht zu viele Abenteuerfilme gesehen?“, meinte Wolf mit einem Grinsen im Gesicht. „Aber vielleicht konnte man diese Eingänge tatsächlich mit dem Wasser des Gebirgsbaches fluten? Sieh dir einmal das dicke Rohr hier unten links am Boden an.“
„Und in so etwas führst du uns hinein? Bist du dir überhaupt bewusst, in welcher Gefahr wir uns befinden könnten? Noch dazu gerade jetzt, wo der Larosbach Hochwasser führt.“ Der Blick der Lehrerin verhieß nichts Gutes, deshalb wollte sich Wolf auch auf keine langen Diskussionen mit ihr einlassen und ging einfach weiter. Ein etwas mulmiges Gefühl überkam ihn aber dennoch, als er ein entferntes Rauschen wahrzunehmen schien.
Die Wände des Ganges waren nach der Schleusentür viel feiner gearbeitet als davor. Es war auch viel trockener am Boden. An der Decke verliefen Rohre, die vermutlich einmal eine Lüftung und Stromversorgung sichergestellt hatten. Auch alte Leuchten an der Decke konnten sie erkennen. Die beiden erreichten eine weitere Türe, hinter der sich eine Art Labor befand. Ein Labor, das offenbar eiligst verlassen wurde. Reagenzgläser, Behälter in verschiedenen Größen, Stahlflaschen mit Gasen, die kaum einen Anflug von Rost zeigten, standen an den Wänden. „Der Geigerzähler zeigt nichts an“, meinte Wolf nach einem Blick auf das Strahlenmessgerät in seiner Hand. Sie schauten sich interessiert die verschiedenen Geräte an und Linda stellte fest: „Das sieht wie ein Chemie Labor aus, was die damals wohl hier gemacht haben?“
Auch Wolf studierte die Beschriftungen auf den verschiedenen Behältern, die zum Teil eindeutige chemische Bezeichnungen trugen: HCl, H2SO4, was Salzsäure und Schwefelsäure bedeutete. Die Flaschen schienen alle leer zu sein und ihr Inhalt längst vertrocknet. Auf kleineren Behältern auf einem Regal konnte er Ba 138 und auf einem anderen Sr 90 lesen. Des Weiteren waren da Dosen mit folgender Aufschrift: Bi 209 und Sb 121. Im Eck stand eine größere Stahlflasche, auf welcher er die Zahlen 525 lesen konnte. Den Anfang der Aufschrift konnte er nicht sehen, da er auf der abgewandten Seite stand.
In einem eigenen Schrank mit Glastür waren kleine Stahlflaschen mit der Aufschrift Hg 198, Hg 200 und Hg 202. „Schau einmal“, sagte Wolf zu Linda, die nun ebenfalls mit ihrer LED-Lampe auf die Stahlflaschen leuchtete, „das Hg heißt doch Quecksilber, aber die Zahlen daneben sagen mir gar nichts.“
„Ich kenne mich mit Chemie aber recht gut aus“, meinte die Lehrerin, „dieses Fach habe ich sogar bei meinem Abitur gehabt. Diese Zahlen kennzeichnen verschiedene Isotope.“
Auffallend war, dass fast alle der Behälter, soweit dies möglich war, geöffnet waren.
Neben den Labortischen war noch eine Art Kessel zu sehen, zu welchem dicke Stromkabel führten. „Ein Kochtopf?“, lachte Wolf. „Ich glaube, wir sind hier in einer geheimen Alchemistenküche des Dritten Reichs. Was die hier wohl gemacht haben, und vor allem, warum ist das so weit von den Bauten am Obersalzberg entfernt?“
„Denk an die Leute, die umgekommen sind, nachdem sie hier drinnen waren. Möglicherweise gibt es noch etwas anderes als das Uranoxid, das die Leute langsam sterben ließ?“, grübelte Linda.
Wolf, der noch immer ganz hinten in dem Labor stand, hob eine kleine braune Glasflasche auf und sagte plötzlich: „Komm, lass uns schnell wieder nach draußen gehen, ich glaube, ich weiß jetzt, woran die Arbeiter gestorben sind.“ Er steckte noch ein zweites dieser Fläschchen ein und rasch verließen sie das mysteriöse Labor. Bei der Schleusentür angekommen, warf Wolf noch einen Blick zurück und meinte: „Ich bin mir jetzt sogar sicher, zu wissen, womit die damals herumexperimentiert haben.“
„Sag schon, was glaubst du, was die Ursache war?“, fragte Linda, als sie zum Schacht, der nach draußen führte, kamen. Nachdem sie an die Oberfläche gestiegen waren und Wolf den Deckel wieder versperrt hatte, sagte erzu Linda:
„Das gleiche Gift, an dem Mozart angeblich gestorben ist. Quecksilber! Kaum nachweisbar, kaum spezielle Symptome zeigend, wenn es langsam aufgenommen wird. Und gezielt nach einer Quecksilbervergiftung haben die Ärzte bei
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