Steine der Macht - Band 5
wollte den Freunden jedoch etwas Besonderes zeigen, als ihm Wolf zuvorkam. Er kramte den schwarzen Stein aus der Cheops-Pyramide hervor und legte ihn auf den Steinblock, um ihn Rassul zu zeigen. Dieser zuckte beim Anblick des Steins merklich zusammen. Wolf erklärte ihm kurz die Herkunft dieses schwarzen Steines, wobei der Grabräuber gar nicht zuzuhören schien und einen Schritt zurücktrat. Es schien, als hätte er vor irgendetwas Angst. Dann stieß er hektisch hervor: „Diese Steine werden die ‚Steine des Osiris‘ genannt, man sagt ihnen magische Kräfte nach. Ich selbst habe noch nie so ein Stück gesehen, aber es kursieren Gerüchte, wonach diese Steine schon im alten Reich sehr wirksam zum Schutze von Königsgräbern eingesetzt wurden.
Dabei sollen Eindringlinge einfach verschwunden sein. Wie das funktioniert haben soll, kann ich mir nicht vorstellen.“
Wolf nahm den schwarzen Stein wieder an sich und hielt ihn mit beiden Händen. Claudia rief ihm noch zu, es nicht zu tun. „Denk an den Tempel von Karnak, an den zweiten Pylon!“ Da war Wolf aber plötzlich verschwunden.
Wolf stand mit dem Stein in beiden Händen vor dem großen Felsblock, als er von weiter hinten im Gang ein Geräusch hörte. Es waren Schritte. Aber seine Freunde waren doch alle hinter ihm im Gang. Er drehte sich um, aber da war niemand mehr. Wohin waren die vier verschwunden? Er rief mehrmals nach Claudia. Aber er war allein in dem Gang mit dem großen Steinblock. Die anderen mussten schon zurückgegangen sein, überlegte er. Die Schritte wurden lauter. Wolf leuchtete mit seiner Lampe in Richtung der Geräusche und erschrak.
Da kam ihm Rassul entgegen. Ohne Lampe. Es war aber nicht der alte Grabräuber, nein, es war der Sohn, wie Wolf im Halbdunkel des Ganges einigermaßen erkennen konnte. Der war aber gar nicht mitgegangen und noch dazu schien er aus den Tiefen dieses geheimnisvollen Ganges zu kommen.
Das konnte nur die schlechte Luft hier unten sein. Sauerstoffmangel! Das hatte er doch bei seiner Pilotenausbildung gelernt. Zu wenig Sauerstoff konnte einem schon gefährlich werden. Man würde da Bilder sehen, die es gar nicht gab. Bis hin zur Ohnmacht konnte das führen. Er musste also, so rasch es ging, hier raus. Er wollte sich gerade wieder umdrehen, da war Rassul schon bei ihm. Wolf erschrak.
Herbert lief als Erster in den Gang hinein, in dem er Wolf vermutete. Er leuchtete alles mit seiner Lampe ab. Aber da drinnen war absolut niemand.
„Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!“, rief Elisabeth entsetzt. Claudia, welcher das Erlebnis im zweiten Pylon vom Karnak-Tempel noch in bester Erinnerung war und die zudem gesehen hatte, wie Wolf den schwarzen Stein in beide Hände nahm, konnte sich vorstellen, was geschehen war. Sie hoffte insgeheim, dass Wolf rasch dahinterkommen würde, dass er in eine andere Zeit übergewechselt war, und mithilfe seines Steines dann wieder zurückfände. Der alte Grabräuber stand etwas ratlos neben den drei Freunden. Er hatte keine Ahnung, was geschehen war.
Als Wolf das Gesicht von Rassul sah, bemerkte er, dass es nicht einer der beiden Rassul-Brüder war, welche er bereits kannte. Er sah ihnen zwar sehr ähnlich, aber das musste der dritte Bruder sein. Jener, der vor über zwei Jahren hier in der Nähe hinter einer verborgenen Tür in einem Gang verschwunden war. Die Geschichte von seinem Verschwinden hatte ihm und Silvia damals der zweite Bruder erzählt.
„Hast du Wasser?“, fragte der Mann. Er sprach ebenso wie seine Brüder ein gutes Englisch. Wolf gab ihm seine Trinkflasche und Rassul leerte sie gierig aus. „Seit wann bist du hier unten?“, fragte Wolf.
„Ich glaube, erst seit ein paar Stunden. Ich bin mit meinem Bruder in ein tiefes Grab unter unserem Haus gestiegen. Wir haben das erst kürzlich freigelegt. Dort habe ich mich am Ende eines Ganges an die Wand gelehnt, da muss eine verborgene Türe gewesen sein. Plötzlich hat sie nachgegeben und ich bin in einen anderen Gang hineingefallen. Da drinnen war es dann komplett finster, denn meine Lampe ist beim Fallen zu Bruch gegangen. Als ich am Boden lag und nach der Taschenlampe tasten wollte, da habe ich auf einmal eine Steinkugel in der Größe einer Orange in der Hand gehabt.
Ich dachte, dass mir dieser Stein eventuell nützlich sein könne, um mich durch Klopfen bemerkbar zu machen, und steckte ihn in die Tasche meiner Djelabeya.“ Mit diesen Worten nahm er den Stein und zeigte ihn Wolf. Es war fast genau so ein
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