Steine der Macht - Band 5
erreichten sie eine Stelle, von welcher aus sie den Hügel bereits sehen konnten. Manfred nahm zwei Schaufeln mit und Wolf trug seinen Metalldetektor. Kaum war das Gerät eingeschaltet, hörte man schon über den eingebauten Lautsprecher den sonoren Piepston, welcher ein Metall unter dem Waldboden anzeigte. „Wir haben Glück“, meinte Manfred, „da dürfte es sich tatsächlich um ein verstecktes Objekt handeln. Denn Wasserschächte, deren Deckel ja ebenfalls aus Metall bestehen, gibt es meines Wissen hier auf dieser Seite des Berges keine.“
„Komm, gib mir eine Schaufel“, sagte Wolf, „jetzt will ich es genau wissen!“
„Wonach suchst du eigentlich?“, fragte Manfred.
„Ich weiß es selbst nicht, aber ich habe da so ein Gefühl, dass hier unter diesem kleinen Hügel etwas sein könnte.“
Mittlerweile hatte er schon die ersten paar Schaufeln Walderde zur Seite geschaufelt und auch der Forstarbeiter begann mitzuhelfen.
In nicht einmal dreißig Zentimetern Tiefe stießen sie auf etwas Hartes, das zudem einen dumpfen Klang beim Auftreffen der Schaufelspitzen erzeugte. Innerhalb weniger Minuten war ein Metalldeckel in der Größe von ein mal ein Meter freigelegt. Sogar die Farbe war daran noch zu erkennen. Es war ein dunkles Graugrün. Wolf bückte sich und wollte diesen an einem Griff hochziehen, als ihn Manfred zurückhielt. „Pass auf“, sagte er, „es könnte sich um eine Sprengfalle handeln. So etwas haben wir hier am Obersalzberg schon einige Male erlebt. Zwar waren die eingebauten Handgranaten nicht mehr funktionsfähig und es ist auch noch nie etwas passiert, aber man kann ja trotzdem nie wissen.
Erschrocken ließ Wolf den Griff wieder los.
„Aber irgendwie sollten wir diesen Deckel doch öffnen können“, meinte er.
„Ich habe eine Idee“, antwortete Manfred, „an meinem Unimog ist doch eine Seilwinde angebracht. Wenn ich das Fahrzeug so hinstelle, dass es in Richtung dieses Deckels schaut, dann legen wir das Stahlseil über diesen Ast und hängen es am Deckel ein. Wenn ich dann die Winde betätige, dann öffnen wir ihn sozusagen aus der Ferne, und selbst wenn da eine Sprengladung explodieren sollte, kann uns in dieser Entfernung kaum mehr etwas passieren.“ Als die Seilwinde des Unimogs den Deckel anhob, geschah gar nichts. Sie warteten noch ein paar Minuten und gingen dann wieder zu der besagten Stelle.
„Da ist ja noch ein zweiter Deckel darunter“, meinte der Forstarbeiter. Wolf dachte nun schon, dass es sich sehr ähnlich wie am Kehlstein verhalten würde.
Auch diesen Deckel öffneten sie wieder mit der Seilwinde und abermals passierte nichts.
Dafür war das Erstaunen in Manfreds Gesicht nicht zu übersehen. „Ja, was ist denn das?“, fragte der Forstarbeiter mit einem Kopfschütteln in seinem urigen bayrischen Dialekt.
Wolf aber erinnerte sich an dieses seltsame Gerät am Kehlstein, welches genau so ausgesehen hatte. Auf einer Scheibe waren neun dreikantige, fingergroße, blaue Kristallprismen angebracht und daneben befand sich eine Art Aufzeichnungsgerät mit einer Papierwalze, so ähnlich wie bei einem Seismografen. Auch hier konnte man auf der Papierrolle einen Aufdruck der Jahreszahl 1957 sehen. Die Dinger müssten also noch zwölf Jahre nach Kriegsende funktioniert haben.
Aber welche Funktion hatten die blauen Kristalle wirklich?
Er würde Apollo anrufen und ihm davon berichten. Dieser bekäme dann wahrscheinlich einen Tobsuchtsanfall, weil Wolf den Kasten schon geöffnet hatte, aber was soll’s, dachte er.
Er würde das seltsame Gerät als Erster Claudia zeigen.
Die junge Frau hatte schon einmal den Wunsch geäußert, sich diesen Kasten am Kehlstein anzusehen, aber es wäre nach Wolfs Einschätzung einfach zu gefährlich gewesen, mit ihr dort oben im felsigen Gelände herumzuklettern. Diesen grünen Kasten hier unten im Wald konnte er ihr aber ohne Gefahr zeigen und sie würde sich bestimmt darüber freuen.
Kapitel 26 – Wo sich die Pyramide über das Kreuz erhebt
Wolf war erstaunt über Beckers Anleitung zum „Begreifen“ mancher Dinge. Er wollte mit ihm darüber sprechen und bat ihn telefonisch um ein neuerliches Treffen. Dies sollte in Oberndorf an der Salzach stattfinden. In jener Grenzstadt, in die er vor Jahren schon mit Linda eine Zeitreise gemacht hatte. Mit ihr war er damals auf dem Fluss mit einem Salzschiff zur Uraufführung des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ am Weihnachtsabend 1818 gekommen. Hier, direkt an der Länderbrücke
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