Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)

Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)

Titel: Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Wolf
Vom Netzwerk:
Wächter in einer Uniform aus einem Häuschen am Brückenkopf. Als er sah, dass ihm zwei Mönche entgegenkamen, rief er nur: „Ihr könnt passieren!“
    Wolf beugte sich zu Linda und meinte leise: „Siehst du, jetzt hätten wir beinahe unsere Reisepässe gebraucht, das war doch die Grenze.“ Linda antwortete nicht und blickte zu Boden, sie hatte ein wenig Angst, dass sie entdeckt werden könnten.
    Von der Brücke aus konnten sie noch sehen, wie ein weiteres Salzschiff geschickt von den Fährleuten um die Flussschleife manövriert wurde und ebenso zur Anlegestelle fuhr wie das Boot, mit dem sie hierher gekommen waren. Sie sahen auch schon die Nikolakirche, in welcher heute Abend das Lied „Stille Nacht“ zum allerersten Mal gespielt werden sollte.
    „Wir werden jetzt erst einmal zum Pfarrer gehen, der soll uns dann sagen, wo wir den Lehrer, der die Melodie für unser Lied geschrieben hat, finden können“, sagte Wolf zu Linda. Die Kirche und das Pfarrhaus lagen ein Stück flussaufwärts. Sie gingen an der Ufermauer entlang, während den beiden der eisige Wind, der hier am Wasser noch kälter zu sein schien, ins Gesicht blies.
    Als sie das Pfarrhaus betraten, kam ihnen die Köchin bereits entgegen. Nachdem ihr die zwei von ihrer Fahrt am Fluss und ihrem Vorhaben, die Christmette in St. Nikola zu besuchen, erzählt hatten, meinte sie: „Unser Herr Pfarrer, Hochwürden Nöstler ist gerade nicht hier, ihr könnt aber im Pfarrhof auf ihn warten. Ich werde euch etwas heißen Tee machen, ihr seht ja richtig durchgefroren aus.“
    Wolf und Linda waren froh, nach so vielen Stunden in der Kälte nun endlich wieder in einer behaglichen, warmen Stube sitzen zu können.
    Es dauerte nicht lange, da hörten die beiden hinter einer Türe aus einem anderen Raum Gitarrenklänge und Stimmen zweier Männer. Wolf klopfte an. Es öffnete ein Mann von etwa dreißig Jahren und bat die beiden vermeintlichen Mönche herein. Der junge Mann hatte eine Gitarre in der Hand, und hinter ihm im Zimmer saß ein Pfarrer, der noch jünger zu sein schien, als der Mann mit der Gitarre.
    „Wir sind Franziskanermönche auf der Durchreise“, begann Wolf, „und möchten hier in der St.Nikola Kirche heute bei der Christmette dabei sein. Wir haben eure Gitarre gehört und wollten fragen, was das für eine schöne Melodie ist, die ihr da soeben gespielt habt?“
    „Es freut uns, dass ihr gekommen seid, um die heilige Messe mit uns zu feiern“, antwortete der junge Pfarrer. „Aber dieses Jahr wird es kaum so feierlich werden wie sonst, denn dieses Jahr fällt unsere Orgel aus.“
    „Ich bin Aushilfsorganist in dieser Kirche, ich habe die Orgel spielen wollen, aber da ist nichts mehr zu machen“, sagte der andere junge Mann.
    Linda versuchte mit tiefer Stimme zu sprechen: „Sind Sie der Lehrer Franz Xaver Gruber, der unweit von hier an einer kleinen Schule unterrichtet?“
    Erstaunt erwiderte dieser: „Ja, Patres, der bin ich. Aber wie schon Hilfspfarrer Mohr gerade gesagt hat, wird es dieses Jahr eine sehr einfache Christmette werden. Wir haben vor einigen Tagen beschlossen, anstatt der feierlichen Orgelmusik ein Lied mit Gitarrenbegleitung zur Mette zu spielen.
    Den Text dazu hat Josef“, er deutete dabei auf den Pfarrer, „bereits vor zwei Jahren geschrieben. „Es sollte eigentlich ein Gedicht sein. Und ich habe nun dazu eine Melodie komponiert. Jetzt proben wir das Ganze noch einige Male, damit es dann in der Nacht auch ohne Fehler gespielt wird.“
    „Dürfen wir zuhören bei eurer Probe?“, fragte Linda.
    „Freilich, dann setzt euch auf die Bank, ich hole euch noch euren Tee herein, aber der ist in der Zwischenzeit bestimmt schon kalt geworden“, gab der Lehrer zur Antwort. Pfarrer Mohr entzündete eine Kerze am Tisch, da es mittlerweile draußen schon dunkel geworden war.
    Sie setzten sich nieder, und die beiden jungen Männer begannen bei Kerzenschein das Lied zu singen. Ein Weihnachtslied, das einst um die ganze Welt gehen sollte.
    Es war ergreifend für Wolf und Linda, als sie nun dieses weltberühmte Lied direkt von den Komponisten zu hören bekamen. Nachdem sie alle sechs Strophen gesungen hatten, legte der Lehrer Gruber seine Gitarre beiseite und fragte: „Wie gefällt es euch?“
    Linda, welche vor Rührung kaum zu einem Wort fähig war, saß nur noch stumm da. Wolf erging es ebenso, er stand auf, schüttelte jedem der beiden die Hand und sagte: „Ich gratuliere euch! Ihr könnt mir glauben, das wird ein großer Erfolg

Weitere Kostenlose Bücher