Steine der Macht (German Edition)
wieder an den Untersberg. Dort sollten ja solche Zeitverschiebungen, wie er sie künstlich erzeugen wollte, auf natürliche Weise aufgetreten sein. Er ließ daher am Untersberg bei Salzburg danach suchen. Doch der Führer wäre seiner Ansicht nach nie bereit gewesen, an diesem Berg Grabungen und Sprengungen durchführen zu lassen. Deshalb wurden auf der dem Berghof abgewandten Nordwestseite des Untersbergs verschiedene Versuche angestellt, bei denen sich sehr schnell zeigte, dass es tatsächlich eine gewisse Zeitverlangsamung an bestimmten Orten am Berg gab. Das Maximum dieser Zeitverlangsamung lag bei etwa 1 : 300 und das hieß: Eine Minute Aufenthalt an so einer Stelle bedeutete dreihundert Minuten, also fünf Stunden in der normalen Außenwelt. Kammler hatte schon eine gewisse Vorstellung, weshalb gerade hier an diesem Berg eine Verlangsamung der Zeit auftreten sollte. Aber es war eben nur eine Vermutung. Was aber tatsächlich die Ursache für dieses Phänomen war, konnte eigentlich niemand sagen.
Die genauen Stellen, wo Zeitphänomene auftraten, wurden rasch lokalisiert und in Karten präzise eingezeichnet.
Kammler, der mittlerweile auch schon wusste, dass der Krieg so gut wie verloren war, ließ daraufhin dort oben am Berg einen komfortablen Bunker, eine Station mit Lebensmittel und Brennstoff, für einige Jahre einrichten. Er konnte es sich ausrechnen, dass ihm für den Fall, dass er von den Siegermächten gefasst würde, allein aufgrund der Tatsache, dass er als Obergruppenführer ein immenses Machtpotenzial innehatte, vor ein Tribunal gestellt werden würde. Einige Zeit spielte er zwar noch mit dem Gedanken, sich durch Übergabe der Geheimwaffen sowie durch die Preisgabe der Ergebnisse der letzten Forschungen an die Alliierten irgendwie freikaufen zu können, verwarf aber die Gedanken daran nach kurzer Zeit wieder. Er war ja nicht der Wissenschaftler, nein, ihm oblag eigentlich ja nur die Koordination der Forschungen. Diese funktionierte auch anstandslos, aber wenn die Alliierten erst einmal im Besitz aller Pläne und Unterlagen waren und auch die dazugehörenden Wissenschaftler im Gewahrsam hätten, dann wäre er nicht mehr wichtig.
Eine Unterkunft also, in der er die nächsten einhundert Jahre abwarten könnte und dafür nur einige Monate im Berg verbringen müsste, das war doch das ideale Versteck. Wer sollte nach dieser langen Zeit, wenn überhaupt, noch Interesse an seiner Person haben?
Vorhandene Straßen zu alten Marmor-Steinbrüchen wurden ausgebaut und für die Baufahrzeuge verwendet. Sogar eine alte Schienenstrecke hoch oben am Berg, welche zum Abtransport der dort früher gewonnenen Marmorblöcke errichtet worden war, konnte noch genutzt werden. Der ansässigen Bevölkerung wurde nur knapp erklärt, dass wieder roter Marmor gebrochen würde, und außerdem wäre dieses Areal ab sofort Sperrgebiet der SS. Die Menschen in dem kleinen Dorf am Fuße des Berges nahmen aber davon kaum Notiz, zu groß war bereits die Not durch den grausamen Krieg. Für die Arbeiten wurden ausnahmslos ausländische Arbeitskräfte eingesetzt, derer man sich nach der Fertigstellung der Anlage kurzerhand wieder entledigte. So erfuhr auch niemand von dem geheimen Bauvorhaben, welches Kammler einen einzigartigen Fluchtweg in die Zukunft bieten sollte.
Der Eingang zur unterirdischen Station wurde direkt an einer Zeitsprungstelle errichtet und war daher erst dann zu sehen, wenn man unmittelbar davorstand.
Doch zu dieser Zeit stand auch der Zusammenbruch des Großdeutschen Reiches unmittelbar bevor.
Kammler wurde jetzt, im April 1945, immer mehr bewusst, dass es keine Möglichkeit mehr gab, den Krieg zu gewinnen, auch nicht mit den neu entwickelten Hochtechnologie-Waffen, welche zu dieser Zeit eben noch nicht einsatzbereit waren. In einem letzten Versuch ließ er über fünfhundert Mann der geistigen Elite der Raketen-Waffenentwicklung von Nordhausen nach Süddeutschland evakuieren. Andere, hoch spezialisierte Wissenschaftler, welche um seine geheimen Forschungen und Versuche mit der „Glocke“ wussten, wurden kurzerhand von SS-Einheiten in Lastkraftwagen von Böhmen abgeholt. Sie durften der Roten Armee nicht in die Hände fallen. Kammler hatte da einen Plan …
Doch da, im April 1945, überstürzten sich die Ereignisse. Er fuhr noch zu den unterirdischen Raketen- und Treibstoffwerken „Zement“, nahe dem Ort Ebensee in Österreich, wählte dort einige zuverlässige, hochrangige SS-Führer für sein Vorhaben aus
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