Steine der Macht (German Edition)
einer Magnetfeldverschiebung und einem damit verbundenen Zeitphänomen sollte das zu tun haben. Manchmal wären diese Leute nach Tagen oder Wochen wieder aufgetaucht und behaupteten, sie wären nur für Minuten fort gewesen. Mehr konnte ihnen von der SS-Spezialabteilung nicht gesagt werden, da das Zeitphänomen am Untersberg noch nicht genau lokalisiert werden konnte. Ebenso wenig wusste man über die Ursache dieser Zeitverschiebung, nur eben, dass sie meistens bei starker Trockenheit auftrat. Es gab also nur Vermutungen.
Im Februar war es in der Nacht in der ägyptischen Wüste besonders kalt. Die Temperaturen konnten bis gegen null Grad sinken. Am Tag in der Sonne wurde es ziemlich warm und deshalb entstand am Morgen auch immer eine Dunstschicht, welche sich zwar rasch auflöste, aber immerhin eine gewisse Luftfeuchtigkeit bedeutete.
Sie warteten also bis zum Tagesanbruch und gingen dann zum Portal. Major Clarsen meinte, Wasser könne ihnen in keinem Fall schaden, und warf seine vollgefüllte, geöffnete Feldflasche mit einem weiten Wurf direkt in die halb Meter große Öffnung des alten Steintores. Scheppernd hörte man die Bakelitflasche auf den Steinboden im Inneren des Ganges fallen.
Sie warteten noch eine kleine Weile und -versuchten dann, die mittlerweile durch herabgefallene Steine schon wieder kleiner gewordene Eingangsöffnung etwas zu vergrößern, indem sie einige Felsbrocken und Geröll wegschafften.
Als der Durchgang schließlich groß genug war, kroch zuerst Hauptmann Mahler durch die Öffnung in den Berg hinein.
Auch Clarsen nahm seine Taschenlampe und folgte seinem Kameraden. Durch den niedrigen Gang kamen sie in einen kleinen quadratischen Raum. Die Wände waren nur roh behauen und es waren keinerlei Verzierungen oder Inschriften zu sehen. In der Mitte des Raumes stand ein tischgroßer Steinquader und dahinter war ein Relief des Totengottes Osiris in die Felswand gemeißelt. Es war ein erhabenes Relief mit plastischen Zügen. Sie übersahen fast den kleinen, runden, schwarzen Stein, der die Form und Größe einer abgeflachten Orange hatte und der genau in der Mitte des Steinquaders in einer leichten, schalengleichen Vertiefung lag. Es sah fast so aus, als wachte das Bildnis des Osiris über diesem Stein.
Sollte dieser kleine, schwarze Stein wirklich die Ursache für den grünen Nebel und das Verschwinden von Obergefreiten Krüger sein? Ansonsten war aber rein gar nichts in dem roh behauenen Raum zu sehen. Clarsen und Mahler suchten noch eine Weile, nahmen dann den schwarzen Stein, wickelten ihn vorsorglich in feuchte Tücher und verstauten ihn in einer Munitionsdose. Beinahe hätten sie die Abbildung der löwenköp-figen Gestalt am Ende der Wand des Ganges über-sehen. „Das ist Sechmet, die Kriegsgöttin, die bringt den Hauch des Todes“, sagte Mahler, der als Archäologe natürlich auch in der altägyptischen Mythologie bestens bewandert war.
„Zufall“, meinte Clarsen, „auf dem abgestürzten Flugzeug ist doch auch ein Löwe abgebildet.“
„Ja, du hast recht, ein interessanter Zufall, das war ein Bomber vom Löwengeschwader, soweit ich gehört habe.“ Mahler machte mit seiner Kamera noch zahlreiche Aufnahmen, welche er zur Dokumentation mit nach Hause bringen wollte. Dann machten sie sich auf den Rückweg. Draußen war es mittlerweile schon recht heiß geworden.
Clarsen studierte im Schatten eines überhängenden Felsens die Karten, während Mahler die Pferde versorgte. Ihr Ziel war jetzt die Küste des Roten Meeres nördlich der kleinen Stadt Al Quseir.
Bis dorthin waren es aber noch zwei Tagesritte durch die Wadis. Vor Engländern brauchten sie in dieser abgelegenen Bergwüste keine Angst zu haben. Hierher verirrten sich nicht einmal Beduinen. Sie erreichten schließlich die Küste, dort sollte dann ein deutsches U-Boot auf sie warten. Das vereinbarte Zeichen war ein Lagerfeuer, welches nachts am Strand gemacht wurde, und danach Blinkzeichen mit einer Taschenlampe. Sie mussten noch zwei Tage warten, doch auch diese liefen planmäßig ab und in der dritten Nacht, nachdem sie mit Lagerfeuer und Lampe die Signale gegeben hatten, sahen sie dann den Turm des U-Bootes in einer Entfernung von nur einhundert Metern aus den pechschwarzen Fluten des Meeres auftauchen. Ein kleines Schlauchboot holte die beiden Männer vom Ufer ab. Sofort, nachdem sie an Bord genommen wurden, tauchte das Boot wieder und nahm Kurs auf das Horn von Afrika.
Nach einundvierzig Tagen auf See traf das U-Boot
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