Steine der Macht (German Edition)
Dort im Berg wurden die modernen Strahltriebwerks-Jagdflugzeuge ME 262 gebaut. Unser Tross hatte alles Notwendige dabei. Die Fahrzeuge waren voll beladen mit Reis, Mehl, Kaffee, Spirituosen und Zigaretten, mit allem, was man halt zum Leben so braucht. Wir deklarierten es als ‚kriegswichtige Forschungsgüter‘, um nicht das Missfallen der Wehrmacht und der Bevölkerung zu erwecken. Unser Vorhaben musste damals absolut geheim gehalten werden.
In den nächsten Tagen ließ ich vom nahe gelegenen Ort Mittenwald noch etwas Wichtiges abholen. In der dortigen Gebirgsjägerschule lagerten ein paar Blechkisten, die ich einige Tage zuvor aus Böhmen dorthin bringen ließ. Der Oberst in der Garnison hat es zu gut gemeint und diese Kisten bereits im Wald verstecken lassen. Rasch mussten sie wieder ausgegraben werden, denn Zeit drängte. Die amerikanischen Truppen waren schon bis auf fünfzig Kilometer an Garmisch Partenkirchen herangekommen. Wir machten noch einen kurzen Abstecher in das nahe Benediktinerkloster Ettal. Dort, im Kloster, war auch ein großes Lazarett untergebracht, aus welchem wir uns noch Medikamente für unsere Station, hier im Untersberg, besorgten. Auch einige Kisten Klosterlikör ließ ich noch aufladen. Zur Sicherheit nahmen wir uns dann auch noch ein paar Kutten von den Mönchen mit. Die leisteten uns auch später noch gute Dienste, wie Sie selber ja gesehen haben.“
Er wandte sich an Linda: „Ich hoffe, dass hiermit Ihre Frage nach den Mönchskutten beantwortet ist.“
General Kammler fuhr fort zu erzählen:
„Wir kamen dann mit unseren Fahrzeugen am Morgen des 29. April nach Salzburg, hierher zum Untersberg, wo die Kameraden aus Ebensee schon auf uns warteten. Der Bericht über die Bombardierung des Obersalzberges einige Tage zuvor und die weitgehende Zerstörung fast sämtlicher Gebäude dort oben schockierte uns doch sehr, obwohl wir bereits wussten, was da auf uns alle zukam. Das Letzte, was ich noch über Kurzwellenfunk gehört habe, war am nächsten Tag die ‚Todesnachricht vom Führer‘. Deshalb wählte ich dann den verlassenen, zerbombten Obersalzberg als Versteck für das zweite ‚Fluchtgeld Depot‘ aus, da ich dort oben niemanden mehr vermutete.
Aber, da fällt mir gerade ein, ich habe in der Station einen guten Schluck für Sie. Einen Klosterlikör aus dem Benediktinerstift. Wir haben aus der dortigen Kellerei ein paar Kisten mitgenommen. Sie sollten den einmal kosten, wirklich vorzüglich. Bei Ihrem nächsten Besuch bekommen Sie von mir eine Flasche davon.
Wenn Sie möchten, können Sie sich dort drüben am Waldrand auf einen Baumstamm setzen, ich glaube, dass unser Gespräch doch länger dauern wird“, sagte Kammler und deutete auf einen vom Wind umgeworfenen Baum, welcher schon viele Jahre hier oben liegen musste. Die Rinde war schon abgefallen und der glatte Stamm bot eine halbwegs bequeme, trockene Sitzgelegenheit.
„Zu der Geschichte mit den vier Deutschen und der Sache mit Ihrer Tochter wäre zu sagen, dass es viele Stellen am Berg und besonders hier, in der Nähe des Einganges zur Station, gibt, wo solche Zeitphänomene auch zuweilen sporadisch auftreten. Für uneingeweihte Wanderer wäre das fatal. Sie fänden sich vielleicht plötzlich in dunkler Nacht wieder und verunglückten dann beim Versuch, im Finstern abzusteigen. Bestimmt sind so die Geschichten und Sagen um den Berg entstanden. Wir haben schon vor Jahren mittels vieler Versuche eine genaue Karte erstellen lassen, wo solche extremen Verlangsamungen der Zeit auftreten. Aber da diese Felder nicht immer stabil sind und fluktuieren, tragen wir außerhalb der Station stets eine Taschenlampe mit uns. Denn sollte einer von uns unvermutet in so eine Zeitzone hineingeraten, würde er dann auch bei Dunkelheit wieder zurückfinden. Ich würde Ihnen dies zu Ihrer eigenen Sicherheit ebenfalls dringend empfehlen.“
Linda zog schmunzelnd eine kleine Taschenlampe aus ihrem Rucksack. „Ich habe so etwas immer bei mir“, sagte sie zu dem verdutzten General, der sich die kleine LED-Lampe näher ansehen wollte. „Können Sie uns einige dieser Lampen beim nächsten Mal mitnehmen? Wir werden Sie auch gut dafür bezahlen“, meinte der General.
„Gar kein Problem“, erwiderte Wolf, der etliche dieser kleinen Dinger zu Hause liegen hatte.
Wolf brachte das Thema wieder auf die geheimnisvollen schwarzen Steine aus der ägyptischen Wüste. Er sprach von dem Stein in der Pyramide, von dem in der Kaaba in Mekka und vom Stein
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