Steine der Macht (German Edition)
Nürnberger Prozessen Kammlers Name nur ein einziges Mal kurz erwähnt worden. Ganz zu schweigen von einer Anklage oder gar einer Verurteilung „in Absentia“. Seiner Meinung nach würde dem General nichts Schlimmes drohen, aber dieser ließ sich von seiner Meinung nicht abbringen.
Zu befürchten hatten die beiden von Kammler sicher nichts, denn wenn er zum Schutz der Station vor Entdeckung Wolf und Linda beseitigen hätte lassen wollen, wäre das für die SS-Männer ein leichtes Unterfangen gewesen.
„Zwei Bergwanderer am Untersberg vermisst, in eine Schlucht abgestürzt, sie konnten nur noch tot geborgen werden, ein Fremdverschulden ist auszuschließen“, wäre dann in der Tageszeitung zu lesen gewesen.
Aber der General war vielleicht in gewisser Weise auf Hilfe von außerhalb angewiesen. Deshalb drohte für die beiden auch keine Gefahr von ihm. Wolf hingegen wollte unter allen Umständen das Geheimnis des Zeitphänomens ergründen, auch wenn ihm Kammler aufgrund seiner absolut nüchternen Denkweise nicht ganz geheuer war. Es führte aber kein Weg an ihm vorbei.
Wolf bot dem General an, ihn und Obersturmbannführer Weber auf einen Tagesausflug zum Obersalzberg mitzunehmen. Vielleicht konnten Wolf und Linda auf diese Weise von den beiden interessante Informationen erhalten. Sie vereinbarten einen Termin in einigen Tagen.
Kapitel XXII – Obersalzberg
Wieder zu Hause angekommen, holte Linda eine alte Abschrift der „Tabula Smaragdina“ aus dem Bücherschrank. Die Tabula Smaragdina, die „Smaragdtafel“, war ein alter, antiker Text aus dem Arabischen und wurde im Mittelalter von den Alchimisten als Grundlage zur Erlangung des Steines der Weisen angesehen. Auf der dazugehörenden alten Zeichnung waren in einem Kreisring folgende Worte geschrieben:
VISITA INTERIORA TERRAE RECTIFICANDO INVENIES OCCULTUM LAPIDEM
Was mit heutigen Worten bedeutet: „Begib dich ins Innere der Erde und du wirst den Stein der Weisen -finden.“
Sie legte das Buch vor Wolf auf den Tisch und meinte:
„Wenn man diese Zeilen hier drinnen nur ganz einfach wörtlich nimmt und wenn Kammler mit der Meteoriten-Theorie recht hat, dann könnte das hier Geschriebene tatsächlich eine Art Anleitung für den Gebrauch der Steine sein.“
„Du glaubst also, ich habe da einen ‚Stein der Weisen‘ in meiner Glasvitrine?“, fragte Wolf lachend.
„Dann fang schon einmal an, damit Gold zu machen, du kannst dazu den Stein ruhig aus dem Schrank nehmen. Ich für meinen Teil wäre eher dafür, mir vom General einen Goldbarren schenken zu lassen.“
Linda schmollte etwas, sie wollte eigentlich nur, dass sich Wolf die Tabula Smaragdina noch einmal genauer durchlas. Es waren ohnehin nur wenige Zeilen, welche da unter der prachtvollen Zeichnung aus dem Mittelalter standen.
Wolf begann dann schließlich doch, den uralten Text der „Tabula Smaragdina“ zu lesen:
Es ist wahr, ohne Lügen gewiss und wahrhaftig. Was oben ist, ist wie das, was unten ist, und was unten ist, ist wie dasjenige, was oben ist, zu verrichten die Wunder eines einigen Dinges.
Und wie alle Dinge von einem einigen sind, durch eines einigen Betrachten, also sind von den einigen Dingen alle Dinge geboren durch die Zubereitung.
Dieses Dinges Vater ist die Sonne, dieses Dinges Mutter ist der Mond, der Wind hat’s in seinem -Bauche getragen; dieses Dinges Ernährerin oder Amme ist die Erde; der Vater aller Vollkommenheit in der ganzen Welt ist dieses. Seine Kraft bleibt vollkommen, wenn es wieder in die Erde verwandelt ist.
Scheide die Erde vom Feuer, das Dünne oder Zarte vom Zähen oder Groben, lieblich mit großem Verstande oder Vorsichtigkeit; von der Erde steigt es auf in den Himmel und steigt wieder herab zu der Erde und nimmt an sich die Kraft der Dinge, die oben sind, und der Dinge, die unten sind, auf diese Weise wirst du die Ehre der ganzen Welt empfangen und alle Finsternis von dir weichen.
Dieses ist die Kraft und Stärke aller Kräfte und Stärke, weil es alle dünnen oder zarten Dinge überwinden und alle harten und festen Dinge durchdringen wird.
Und wenn man das wörtlich las, so könnte es Folgendes bedeuten:
Das Ding, oder besser gesagt die schwarzen Steine, wurden durch einen Meteoriten-Einschlag aus dem Schoße der Erde hoch in die Atmosphäre geschleudert. Ihr Aussehen, ihre Form, erhielten sie dadurch, dass die glutflüssige Masse durch die Luftreibung in die abgeflachte Kugelform gebracht wurde. Dabei wurden, außer
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