Steine der Macht (German Edition)
Sie diesen Schlüssel hinein, verdrehen Sie ihn etwas und ziehen Sie fest am Griff, dann können Sie die Platte, falls sie klemmen sollte, sicher herausziehen, aber versuchen Sie unter keinen Umständen, ein anderes Fach aufzumachen. Mit diesem Schlüssel können Sie im Übrigen auch die Eisentüre im Keller des Landhauses öffnen, wenn Sie sie verschlossen vorfinden sollten.
Sie werden die Karten ja bereits studiert haben, ich hoffe, dass Sie alles noch so ähnlich vorfinden, wie es einst gebaut wurde. Und noch mal öffnen Sie die Zylinder, wenn Sie sie finden, auf keinen Fall. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Begleiterin viel Glück.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der General. Wolf ging zum Wagen hinunter und fuhr wieder zurück. Er ahnte zu dem Zeitpunkt bereits, dass sie auf der bevorstehenden Reise eine Menge Glück brauchen würden.
Linda hatte als Lehrerin ja nur in den Schulferien frei, so musste Wolf die Reise, die ja doch so an die zehn Tage dauern würde, unbedingt auf die Osterwoche legen. Da gab es für Linda elf schulfreie Tage hintereinander.
Der Flugplan, die Ausrüstung, das Kartenmaterial und persönliches Gepäck, das war alles rasch erledigt und besorgt. Wolf hoffte auf gutes Flugwetter. Linda war noch nie so weit in einer kleinen Maschine geflogen, deshalb kam bei ihr auch wieder einmal leichte Nervosität auf, als sie zeitig in der Früh in Richtung Südfrankreich starteten. Es war Kaiserwetter und die Alpen waren bald überquert. Die Route führte über den Alpenhauptkamm nach Milano in Italien, weiter über Genua, Monaco und Marseille. Linda genoss den Anblick der Côte d’Azur, welche auf ihrer Seite langsam vorüberzog. In Aix-en-Provence war der erste Stopp geplant. Der zweite Tag brachte die beiden bis Málaga, wobei in Valencia aufgetankt werden musste. Es war ein langer Flugtag, doch Wolf musste sich kaum um die Navigation kümmern, da sie ohnehin fast immer die spanische Küste entlangflogen. An diesem Tag waren es für ihn trotzdem mehr als sieben Stunden, welche er am Steuer war.
Auch der Start am nächsten Morgen in Málaga verlief normal, nur diesmal würde sie der Flug in einen anderen Kontinent führen. Nach einer knappen Stunde erreichten sie das südliche Ende von Europa.
Die Meerenge von Gibraltar lag unter ihnen. Sie flogen links am Felsen vorbei und Afrika lag greifbar nahe, als überquerten sie einen See. Wolf nahm Funkkontakt mit Tanger Control auf und sie wurden über das Festland in Richtung Casablanca weitergeleitet. Eine Stunde später kamen die weißen Häuser der großen marokkanischen Stadt in Sicht. Die Landefreigabe wurde in einem mit arabischen Worten durchsetztem Englisch erteilt. Eine ausgediente Super-Konstellation stand einsam auf einer Abstellfläche des Flughafens. Die Zollformalitäten gestalteten sich für ein afrika-nisches Land relativ einfach. Ein kleiner Imbiss im ersten Stock einer Kantine am Rollfeld und danach starteten sie wieder in Richtung Agadir. Schon aus über einhundert Kilometern Entfernung konnte man den Leuchtturm dieser Stadt aus der Luft deutlich erkennen. Weiter nach Süden ging es nun einige hundert Kilometer entlang an den endlosen Stränden der Atlantikküste. Manchmal reichten die Dünen der Sahara bis ans Meer.
Ein letzter Tankstopp noch in Tan-Tan auf einem Flugplatz, nahe einer kleinen Stadt am Rande der Sahara. Mit dem wenigen Benzin in den Tanks wäre ein Erreichen des Flughafens von Fuerteventura ein gefährliches Unterfangen gewesen.
Es war bereits später Nachmittag und der Abendwind in der Wüste hatte schon voll eingesetzt. Die kleine Cessna tanzte wie ein Blatt im Wind beim Anflug auf die Rollbahn des Militärflugplatzes von Tan-Tan. Die Landung war dann eigentlich gar nicht mehr so schwierig, wie ursprünglich angenommen, da sich die Turbulenzen über der Runway in Grenzen hielten. Die Enttäuschung war aber groß, als der leitende Offizier den beiden klarmachte, dass hier nur Kerosin, also Treibstoff für Düsenflugzeuge, gelagert sei und als Treibstoff für die Cessna könnte höchstens Autobenzin in Kanistern von der zehn Kilometer entfernten Wüstenstadt geholt werden. Eine Leiter und einen Trichter zum Füllen der Tagflächentanks würde er ihnen gerne leihen. Aber mit dem in den Tanks verbliebenen Sprit würden sie „wahrscheinlich“ Fuerteventura ohnehin erreichen. Sie sollten es einfach versuchen.
Dankend lehnte Wolf ab. Autobenzin war doch nicht der richtige Treibstoff für das kleine Flugzeug.
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