Steine der Macht (German Edition)
Auf den Versuch, die Kanareninsel mit dem letzten Tropfen Benzin anzufliegen, und das bei Gegenwind, darauf wollte sich Wolf keinesfalls einlassen.
Auf der Flugkarte sah er aber, dass die nächste Stadt El Aaiún an der marokkanischen Staatstraße in Richtung Dakar in erreichbarer Nähe war und zudem Rückenwind in dieser Richtung herrschte.
Ein Telefonat mit dem Flughafen in El Aaiún und Wolf wusste, dass es dort wirklich Flugbenzin gab, zumindest fassweise.
Sie ließen sich mit einem Taxi in die Stadt Tan-Tan bringen und im einzigen Hotel war ihnen eine geruhsame Nacht sicher.
Zuvor gab es im Restaurant noch ein gutes orienta-lisches Abendessen und zum Schluss den -obligato-rischen Pfefferminztee.
„Was meinst du, werden wir etwas finden mit den Karten, welche wir von Kammler haben?“, fragte Linda und machte einen großen Schluck Pfefferminztee. „Auf alle Fälle werden wir dank Franz ein wunderschönes Quartier auf der Insel haben, er hat uns ja im dortigen Sheraton Hotel eine Suite reserviert“, meinte Wolf lachend und ärgerte sich darüber, dass es hier in dieser kleinen, orientalischen Wüstenstadt nicht einmal ein Bier gab, von Wein ohnehin zu schweigen.
„Was könnte es sein, das Kammler so dringend braucht?“ Linda kaute bedächtig an einer Dattel, welche hier wesentlich besser schmeckte als zu Hause.
„Etwas Technisches vielleicht oder ein radioaktives Material, wer weiß?“ Wolf deutete auf seinen Flugkoffer. „Da drinnen ist der Mikro-Armband-Geigerzähler, mit dem können wir das schon kontrollieren.“
Wolf gab noch die Koordinaten der wichtigsten Punkte auf der Insel in sein GPS ein. Er wollte sich schon beim Anflug aus der Luft einen Überblick verschaffen, wohin sie dann später mit dem Geländewagen fahren mussten.
Der nächste Tag war wieder abenteuerlich. Nach dem Start am Vormittag bei klarer ruhiger Luft flogen sie in geringer Höhe direkt über der einzigen Straße Richtung Süden. Als nach einer Stunde Flug die Anzeigen für beide Tanks schon fast auf null standen und von El Aaiún noch immer nichts zu sehen war, kam bei Linda doch eine gewisse Nervosität auf.
„Weißt du wirklich, dass der Flugplatz bald auftauchen wird?“ Wolf versuchte zu beschwichtigen: „Falls uns der Sprit ausgeht, könnten wir notfalls auf der Straße landen und müssten dann nur auf einen Wagen warten, von welchem wir etwas Benzin bekommen könnten.“
„Die LKWs fahren aber alle mit Diesel und Personenwagen habe ich eigentlich keinen einzigen gesehen“, meinte Linda. „Und wo ist eigentlich die Straße geblieben?“
Wolf zog die Maschine nach rechts und musste feststellen, dass sie sich, ohne es zu bemerken, von der Straße entfernt haben mussten. Sollte er jetzt steigen? Aus größerer Höhe würde man das Asphaltband in der Wüste bestimmt ausmachen können. Aber Steigen -bedeutete einen größeren Spritverbrauch und den konnten sie sich gerade jetzt mit fast leeren Tanks nicht leisten. „Wir nehmen direkten GPS-Kurs auf El Aaiún und das in einhundert Meter Höhe über den Sanddünen. El Aaiún ist nur noch einundvierzig nautische Meilen entfernt“, sagte Wolf nach einem Blick auf die Instrumente.
„Bist du sicher, dass wir wirklich einhundert Meter Höhe haben?“ Linda wusste, dass die letzte Instrumenteneinstellung über Agadir erfolgt war, und falls sich der Luftdruck mittlerweile geändert hatte, konnte es leicht sein, dass sie wesentlich tiefer flogen, als der Höhenmesser anzeigte. Sie hatten in der Wüste ja keinen Anhaltspunkt, an dem sie die Höhe abschätzen konnten. Die Dünen konnten zwei Meter oder auch zwanzig Meter hoch sein.
„Notlanden möchte ich hier eigentlich auch nicht, aber wir sind ja in einigen Minuten in El Aaiún“, versuchte er, sie zu beruhigen.
„Kannst du mir etwas zu trinken geben?“ Das vom Schweiß durchtränkte Hemd klebte mittlerweile an Wolfs Rücken.
„Diesmal muss ich dich enttäuschen“, sagte Linda, „wir haben fünf Liter Motoröl, Schwimmwesten und die große automatische Rettungsinsel dabei, aber Wasser ist diesmal keines an Bord.“
„Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es uns nach einer Notlandung in dieser Wüste ohne Wasser ergehen würde“, erwiderte Wolf und im selben Moment sah er bereits die ersten Häuser von El Aaiún flimmernd direkt unter der Sonne auftauchen.
„Ich hoffe bloß, dass das jetzt keine Fata Morgana ist“, meinte Linda und sah so nebenbei auf die beiden Tankanzeigen, welche inzwischen
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