Steine der Macht (German Edition)
der Luft auszumachen waren in der Nähe des Gebäudes auch einige große Abraumhalden, welche man wahrscheinlich vom Boden aus gar nicht mehr als solche erkennen würde.
„Ob die damals hier irgendetwas abgebaut haben? Welche Bodenschätze sollte es auf Fuerteventura eigentlich geben?“ Linda schaute Wolf fragend an. „Keine Ahnung, vielleicht wollten die damals einen Stützpunkt errichten“, erwiderte dieser und flog einen engen Kreis um das Gebäude.
Wolfs Kamera klickte ununterbrochen, er fotografierte alles, was für sie später irgendwie interessant sein konnte, und bereitete sich auf den Landeanflug auf Puerto del Rosario vor. Kurz bevor sie nach rechts über die Berge flogen, sahen sie unter sich ein riesiges Wrack vor dem Sandstrand in den Wellen. Ein halbes Schiff von enormer Größe lag da in der tosenden Brandung. „Das ist die ‚American Star‘, die sollte nach Thailand geschleppt werden. Sie ist bei einem Sturm, als die Trosse des Schleppers rissen, auf Grund gelaufen und in zwei Teile zerbrochen. Das war in den frühen Neunzigerjahren“, klärte Wolf Linda auf, welche mit gemischten Gefühlen auf die Schiffshälfte unter ihnen blickte.
Dann kam schon die Stadt Puerto del Rosario in Sicht und ein Stückchen südlich war bereits die Landebahn des Airports zu sehen. Hier herrschte um diese Zeit reger Flugverkehr. Pausenlos starteten und -landeten die großen Ferienflieger und die kleine Cessna bekam zwischen zwei anfliegenden Airbussen die Landefreigabe. Nach dem Abstellen des Flugzeuges und der recht einfachen Zollkontrolle für die Insassen von Privatflugzeugen ging es zum Schalter der Autovermietung. Den Wagen, einen Landrover Defender, wie er auch beim britischen und israelischen Militär im Einsatz war, hatte Wolf schon von Österreich aus reserviert. Sie konnten das Fahrzeug direkt am Airport übernehmen und von dort nur noch sieben Kilometer nach Süden zum neu erbauten Sheraton Hotel fahren. Linda war entsetzt, als sie den schon fast expeditionstauglichen, sparta-nischen, schweren Landrover sah. „Hätte für uns ein normales Auto nicht auch gereicht, das nächste Mal wirst du wohl einen Panzer nehmen?“
„Keine schlechte Idee“, meinte Wolf, „aber damit lassen die uns beim Sheraton Hotel nicht parken, nehme ich an.“
Kurz darauf erreichten sie auch schon das Hotel. Franz, der Manager vom Sheraton in Safaga, hatte nicht zu viel versprochen, dieses Haus hier verdiente sicher seine fünf Sterne. Aber würden sie den Luxus dieser Anlage auch wirklich ausnützen können?
Dank Franz wurden sie an der Rezeption von der deutschen Ramona wie VIPs mit Champagner begrüßt und erhielten eine wunderschöne Suite im zweiten Stock, von der sie einen herrlichen Ausblick auf die Poolanlage und das dahinterliegende Meer hatten.
„Könnten wir nicht einmal Urlaub machen so wie andere Leute auch?“, meinte Linda, die offensichtlich von Wolfs Abenteuertouren schon wieder einmal gestresst war.
„Wir sind eigentlich nicht unterwegs, um Urlaub zu machen, wir sind diesmal sozusagen auf Geschäftsreise. Wir wollen uns ja etwas verdienen, oder nicht?“ Auf Lindas etwas traurigen Blick hin aber sagte er noch rasch: „Schau, die Abende verbringen wir ja ohnehin hier im Hotel und vielleicht können wir auch noch ein bis zwei Tage am Pool oder am Strand in der Sonne liegen. Zum Baden wirst du dieses Mal sicher kommen, das verspreche ich dir.“
Linda kannte Wolf nur zu gut, um zu wissen, dass er dieses Versprechen kaum halten würde können. „Ich werde dich daran erinnern.“
Kapitel XXVIII – Fuerteventura/Villa Winter
Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück, fuhren sie mit dem Landrover in Richtung Süden. Sie erreichten auf der gut ausgebauten Straße durch die Berge, vorbei an erloschenen Vulkanen, nach etwa fünfzig Kilometern die schöne Wüstenlandschaft von Costa Calma, welche Linda schon aus der Luft fasziniert hatte. Nach einer weiteren halben Stunde kamen sie, vorbei an mondänen Feriensiedlungen, nach Morro Jable. Die Straße war hier zu Ende, eine Holperpiste mit Rillen wie ein Waschbrett zog sich in endlosen Kurven an der Küste entlang. Es dauerte nochmals eine halbe Stunde, dann befanden sie sich an der Südwestspitze der Insel, dort, wo die alte, aufgelassene Landebahn unmittelbar am Meer lag. In der Mitte, links an der Rollbahn, dürfte ein Gebäude gestanden haben. Spärliche Reste von Grundmauern waren im Schotter noch zu sehen. Wahrscheinlich waren
Weitere Kostenlose Bücher