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Steine der Macht (German Edition)

Steine der Macht (German Edition)

Titel: Steine der Macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Wolf
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hier früher die Treibstofftanks aufgestellt worden. „Jetzt wirst du gleich wissen, warum wir diesmal ein geländegän-giges Fahrzeug brauchen“, sagte Wolf und fuhr mit einer scharfen Rechtskurve von der Straße ab. Der Land-rover holperte querfeldein über kopfgroße Steine auf die Startpiste. Dort beschleunigte Wolf den Wagen und fuhr mit über einhundert Stundenkilometern auf der recht sauberen Schotterpiste dahin.
    „Willst du jetzt abheben?“, fragte Linda mit gespielter Ruhe.
    „Ja, würde ich gerne, aber das Höhenruder klemmt“, sagte Wolf und lachte herzhaft. Am Ende der Rollbahn blieb er stehen und fuhr gemächlich die gesamte Länge des Flugplatzes wieder zurück, als suche er etwas.
    „Das, was mich hier interessiert hat, weiß ich jetzt“, meinte Wolf, „und nun fahren wir weiter zum Landhaus.“ Sie mussten wieder dieselbe Strecke zurück in die Berge fahren, wo dann eine kleine Abzweigung nach Cofete beschildert war. Nach einigen Kilometern kurvenreicher Bergfahrt erreichten sie einen Pass. Von dort oben bot sich ihnen ein grandioser Ausblick auf die Westküste der Insel. Menschenleere Sandstrände und dahinter steil aufragende Berge. „Das sieht hier aus wie die Insel von Robinson Crusoe“, sagte Linda verträumt, mit vom Wind zerzausten Haar, als Wolf sie jäh aus ihren Gedanken riss und die Sprache auf Kammler brachte.
    „Woher hatte der General das genaue Kartenmaterial? Alle hier eingezeichneten Details auf diesem alten Plan sind absolut identisch mit dem, was heute, nach siebzig Jahren, auch noch besteht. Im Übrigen, das Landhaus ist auf der alten Karte unter ‚Chalet Cofete‘ eingezeichnet.“
    „Es leben auch kaum Menschen hier, da sind nur die paar Hütten dort unten vor dem Hügel. Stromleitungen habe ich unterwegs auch nirgendwo gesehen.“ Linda fotografierte und nickte phlegmatisch, was man aber auch für ein gewisses Hungergefühl der Lehrerin halten konnte. Schließlich hatten sie seit dem Frühstück im Hotel nichts mehr gegessen.
    „In Cofete soll es eine Bar geben, wir werden sehen, dass wir da etwas zu essen bekommen“, murmelte Wolf und lenkte den Landrover die Kurven des Berghanges hinunter.
    „Pass auf, da kommt uns ein Wagen entgegen!“ Linda schaute mit ängstlichen Blicken den steilen Abgrund hinunter. Spätestens jetzt, als Wolf in eine kleine Ausweiche fahren wollte, machte sich der schlechte Einschlag der Lenkung bemerkbar. Er musste etwas zurücksetzen, um in die kleine Lücke an der Felswand hineinzukommen. Der Kleinwagen, welcher ihnen entgegenkam, hatte nun genügend Platz und fuhr hupend vorbei. Freilich hatte man es mit so einem kleinen Wagen leichter auf dem schmalen Weg als mit dem schweren Landrover.
    Wolf hatte aber unbedingt einen echten Geländewagen gewollt, mit dem er wirklich überall hinfahren konnte. Und das war eben dieser Landrover Defender, wie ihn auch das israelische Militär im Einsatz hatte. So wurde diesmal auf die Annehmlichkeiten einer bequemen Automatik-Limousine verzichtet.
    Bis auf einige Ausflügler, von denen die meisten wegen der holprigen Piste mit offenen Suzuki Allradautos unterwegs waren, gab es in der Nähe von Cofete keine Leute zu sehen. Einzig in der Bar war ein Kellner, der den beiden außer einem Bier auch einen Ziegenbraten mit Kartoffeln brachte. Linda schaute argwöhnisch auf das Ziegenfleisch und stocherte mit ihrer Gabel daran herum. „Das nächste Mal könntest du mich wenigstens fragen, bevor du mir einfach so etwas Exotisches bestellst.“
    „Was heißt hier exotisch?“, Wolf schaute sie verwundert an, „der Ziegenbraten ist, außer einem Toast aus der Mikrowelle, das Einzige, das es hier zu essen gibt.“ Die Ziege war gut und schmeckte ihr schlussendlich doch. Das Essen war zwar nicht so wie im Sheraton, aber ihr Hunger machte doch einiges wett. Außerdem bekamen sie ja Ziegenbraten ohnehin sonst nirgends zu essen.
    Irgendwo draußen brummte ein Dieselgenerator, der wohl den Strom für die Elektrogeräte der Küche lieferte. Auf Wolfs Frage, ob sie in das alte Haus dort oben am Berghang hineingehen könnten, meinte der Kellner, das wäre die „Villa Winter“. Ein reicher Deutscher, dem bereits schon vor dem Krieg die gesamte Halbinsel Jandia gehört hatte, hätte sich damals dieses Anwesen errichten lassen. Auch das Flugfeld im Süden stammte noch von ihm. Dort in dem Landhaus haust jetzt eine arme, alte Spanierin mit ihren zwei Brüdern. Sie würde sich bestimmt über einen Besuch und das damit

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