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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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verschlossen!
    „Welcher Idiot ist dafür verantwortlich?“ Webers Gesicht lief puterrot an. „Wieso ist die Tür abgeschlossen?“
    Gedanken jagten sich in Sekundenbruchteilen.
    Sie wusste, dass sie es konnte!
    Tausend Seelen!
    Es war an ihr!
    Geistesgegenwärtig griff ihre Rechte zu. Die Finger krallten sich ins Mauerwerk. Ein harter Ruck in ihrem Arm, und sie schleuderte mit dem Gesicht gegen die Wand.
    Suchte auch für die linke Hand einen sicheren Halt. Stück für Stück zog sie sich hoch, bis sie endlich wieder schwer atmend in der Fensternische stand.
    Los, sagte sie sich selbst, schob sich zur Seite und nahm das letzte Stück in Angriff.
    Vom Fenster aus sah sie, dass im Tagungsraum getanzt, gelacht, getrunken wurde.
    Lucifer, der Bringer des Lichts, der gefallene Engel, stand nur wenige Schritte von ihr entfernt und rührte sich nicht.
    Ganz in Weiß gekleidet, mit weit ausladenden Flügeln. Wo war seine Waffe?
    Sie bemerkte eine ebenfalls weiße Hirtentasche, die Lucifer an der rechten Hüfte trug. Ab und zu griff er hinein und bewarf andere Narren mit Sternenstaub.
    War dort eine Maschinenpistole verborgen?
    Groß genug war die Tasche allemal – und ganz offensichtlich war ihr Inhalt schwer. An mehreren Stellen beulte sich der Stoff aus, und der Tragegurt war gespannt.
    Hier stand eindeutig Mario – wo hielt sich Julian auf?
    Maja Klapproth fühlte sich wie aus der Realität herausgelöst. Als agiere sie vor einer Kinoleinwand, die unbeschwerte Menschen beim ausgelassenen Feiern zeigte, während die Zeit in ihrer Dimension schneller lief. Die Geräusche aus dem anderen Universum erreichten ihr Ohr nur aus weiter Ferne.
    Noch eine Minute.
    Durch die Scheibe musterte sie das Halbprofil des Engels.
    Sein Gesicht war völlig unbewegt.
    Mario war weder nervös noch aufgeregt.
    Hoffentlich dreht er sich nicht gerade jetzt herum, dachte sie.
    Doch der Blick Lucifers war auf eine Tür am anderen Ende des Raumes gerichtet, durch die eine junge Frau auf Stöckelschuhen und in aufreizendem Kostüm hereingetänzelt kam.
    Klapproth war so vom Anblick der Schönheit fasziniert, dass sie gar nicht bemerkte, dass sich der Bücherwurm hinter der Tänzerin ebenfalls in den überfüllten Raum drängelte. Die Musik perlte aus den Lautsprechern, und die junge Frau wiegte sich in ihrem Rhythmus, kam dabei dem Engel immer näher.
    Das Signal!
    Ab jetzt war Karneval.
    Mario griff in die Hirtentasche, hielt plötzlich einen Molotowcocktailin der Hand. Spitze Schrei signalisierten den anderen im Raum, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Das Kölle-Allaaaf-Geschrei erstarb nach und nach. Einige versuchten durch die Türen in den Flur zu kommen.
    Maja Klapproth trat die Scheibe ein und sprang danach durch das gesplitterte Glas.
    Alle im Raum erstarrten, als sie blutend auf dem Parkett landete.
    „Raus!“
    „Ich bin Lucifer! Der Bringer des Lichts!“, schrie Mario unbeirrt, entzündete die Lunte und schleuderte die Flasche in eine Ecke des Raumes. Sofort loderten Flammen an den Vorhängen empor, der Benzinsee auf dem Boden verwandelte sich im Bruchteil von Sekunden in ein Flammenmeer.
    „Raus!“, brüllte Klapproth. „Sofort!“
    Menschen schrien durcheinander, Panik brach aus. Ungerührt sah Lucifer zu, wie Kostüme Feuer fingen, Menschen sich gegenseitig zu löschen versuchten.
    Er griff nach der schönen Tänzerin, die sich an ihn schmiegte.
    Yvonne!
    Dann zerrte Mario aus der Hirtentasche eine Maschinenpistole hervor.
    Klapproth reagierte blitzschnell.
    Sie riss ihre Dienstwaffe aus dem Holster und richtete sie auf den Bringer des Lichts.
    „Waffe runter!“ Sie schoss in die Luft.
    Mario lächelte.
    Maja sah, wie er seine Maschinenpistole auf die durcheinanderlaufende Menge richtete und gelangweilt abdrückte. Emotionslos. Klapproth zielte ihrerseits und feuerte. Siesah, wie sich auf dem weißen Engelskostüm ein Blutfleck ausbreitete. Sie schoss erneut. Unerträglich laut hallte das Mündungsfeuer durch den Raum. Die Schmerzensschreie der Getroffenen mischten sich mit dem qualvollen Kreischen der Brennenden.
    Unbeeindruckt von seinen eigenen Verletzungen hielt Mario weiterhin in die Menge.
    Die Dienstwaffe der Ermittlerin klickte leise. Ladehemmung.
    Sie schleuderte sie zu Boden und warf sich entschlossen auf Lucifer, den plötzlichen heißen Schmerz in ihrer Schulter ignorierend. Ein erbitterter Kampf entbrannte. Keuchend versuchte sie ihm die Waffe zu entwinden. Ihre blutigen Finger rutschen immer wieder ab.

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