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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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unmerklich von den Einsatzkräften Gelenkten ins Erdgeschoss hinunterkam, um das Haus zu verlassen, sondern seine Richtung änderte.
    „Die rechte Tür Maja! Dahinter ist ein Gang.“
    „Such mir einen anderen Weg! Hier komme ich nicht durch!“, forderte sie verzweifelt.
    „Es gibt nur diesen Gang.“
    „Dann gehe ich außen lang!“, entschied Klapproth und öffnete ein Fenster.
    „Maja! Lass das! Das ist viel zu gefährlich! Es regnet, alles ist glitschig!“ Doch seine Kollegin ignorierte seinen Rat.
    „Wenn ich draußen bin, machst du es hinter mir einfach wieder zu“, hörte Paulsen sie zu einem Zwerg sagen.
    „Du hast Recht, Malte. Es ist verdammt glitschig hier draußen!“
    Tausend Seelen!
    Es war ihre einzige Chance!
    „Maja, wie willst du von dort nun weiterkommen?“, flüsterte Paulsen angespannt.
    „Haben Sie nicht vorhin von zwei Tätern gesprochen?“, fragte Richard Weber.
    „Ja, das stimmt. Es sind zwei Täter. So, Maja. Drei Fenster weiter. Er hat wohl seinen Standort erreicht. So wie es aussieht, lehnt er entspannt am Fensterbrett.“
    „Ich will Sie ja nicht stören, Herr Paulsen, aber wenn es zwei sind, wo ist dann der andere?“ Richard Webers linker Mundwinkel zuckte nervös.
    Maja legte den geliehenen Umhang ab, den ihr der Wind um die Beine wickelte. Ihre Fingerkuppen tasteten das Mauerwerk entlang, fanden ausreichend Halt in den Mauerfugen,konnten ihr Körpergewicht problemlos stabilisieren. Vorsichtig schob sie sich zur Seite. Um auf das nächste Fenstergesims zu gelangen, war eine schmale Begrenzung zu überwinden.
    Paulsens Fingernägel bohrten sich tief ins Fleisch seiner Handteller.
    „Maja! Verdammt nochmal!“
    Auf dem anderen Monitor suchte er nach dem zweiten Amokläufer.
    Klapproth spürte, wie sie mit jedem Schritt sicherer wurde. Es war, als erinnerte sich ihr Körper an die unzähligen Stunden in der Kletterwand, in der sie vor ein paar Jahren trainiert hatte. Ihre Finger fanden winzige Vorsprünge, ihre Füße arbeiten selbständig. Nur noch die nächste Unterteilung überwinden, und schon könnte sie ihn sehen!
    Plötzlich öffnete sich das Fenster unmittelbar vor ihr! Jemand warf lachend einen Rucksack hinaus, eine andere Person im Hintergrund protestierte schreiend.
    Klapproth wurde von dem kraftvollen Schlag gegen ihre Knie getroffen, verlor das Gleichgewicht und rutschte über den Rand des Simses in die bodenlose Leere!
    „Nein!“, schrie Paulsen entsetzt auf, und auch Richard Weber starrte entgeistert auf den Bildschirm.
    „Könnte das der zweite Mann sein?“ Weber hatte eine andere Kamera auf den Monitor geschaltet.
    Paulsen schluckte hart.
    Maja!
    Er hatte sie sich selbst überlassen!
    Tatsächlich, der zweite Attentäter stand im großen Konferenzraum.
    „Da! Sehen Sie – da steht der zweite Engel! Sonderbares Kostüm, aber er sieht tatsächlich genauso aus wie der andere.“ Er nahm alle Kraft zusammen und versuchte sich zu konzentrieren.
    „Den können wir relativ leicht überwältigen. Ich ziehe meine Männer zusammen, und wir kommen über den Gang. Hinter dem Attentäter befindet sich eine Tür. Wir öffnen sie leise und haben ihn schon, bevor er überhaupt merkt, was los ist.“
    „Gut. Dann los. Wir kriegen ihn!“
    Paulsen warf einen letzten, gequälten Blick auf Michaela und riss sich vom Bildschirm los.
    „Mein Kollege wird es schon noch schaffen, Ihre Frau da rauszubegleiten! Es ist wie verhext. Immer wenn er sie fast erreicht hat, biegt sie ab!“, murmelte Weber.
    Der Raum war von Kindergruppen beherrscht.
    Nervös zappelten sie von einem Bein auf das andere, ihre Betreuer zippelten an Rüschen, Hörnchen und Fühlern herum, überprüften den Sitz von Kleidern und Krawatten. Die Honoratioren der Stadt waren versammelt und sahen wohlwollend auf die Nachwuchsgruppen der großen Traditionsvereine hinunter.
    Knisternde Spannung lag in der Luft.
    In wenigen Minuten durften alle zeigen, was sie in den letzten Monaten einstudiert hatten.
    Dem Engel, der lasziv am Türrahmen lehnte und hier und da Sternenstaub in die Luft warf, schenkte kaum jemand Beachtung.
    Paulsen und Weber rannten, so schnell es ihnen im Gedränge möglich war. Im Gegensatz zu dem jungen Kripobeamten war der Einsatzleiter allerdings in keinem gutenTrainingszustand und begann schon nach wenigen Metern dramatisch zu keuchen. Aus den umliegenden Räumen schlossen sich ihnen immer mehr Polizeikräfte an.
    Der Gang war endlos lang.
    Sie rannten!
    Und die Tür am anderen Ende

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