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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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selbstbewusst. „Wie sehen sie denn aus?“
    Die Ermittlerin legte das Blatt mit den aufbereiteten Fotos vor den Monitoren auf den Tisch. Weber warf einen flüchtigen Blick darauf.
    „Nein! Das meine ich nicht! Ich wollte wissen, welche Kostüme sie tragen!“ Richard Weber wies mit seinem margarineverschmierten Daumen auf die Kamerabilder. „Sehen Sie sich doch mal um – keiner kommt hier nur mit seinem Gesicht her!“
    Maja Klapproth entdeckte eine Gruppe, die in diesem Moment das Gebäude betrat. Vorneweg stolzierte ein Papagei, auf dessen gelbem Bauch ein Schild mit der Aufschrift „Arche Noah“ prangte. Ihm folgte, was zwei oder vier Beine hatte.
    „So können wir die beiden nicht finden!“, ächzte Paulsen mutlos.
    „Dazu kommen noch all die Kellner und sonstigen Servicekräfte, die mit Sekt und Sandwiches für gute Stimmung sorgen.“ Auch Klapproth war ratlos. Entschlossen kämpfte sie die aufsteigende Panik nieder. „Können wir mit diesen Kameras wirklich in jeden Winkel sehen?“
    „Theoretisch schon, aber es gibt Tabubereiche. Zum Beispiel können wir nur in die Vorräume der Toiletten, aber nicht in die Kabinen sehen. Privatsphäre! Vielleicht erklären sie mir einfach etwas genauer, um was es geht!“
    Noch fündundzwanzig Minuten.
    Klapproth lieferte dem Einsatzleiter eine kurze Zusammenfassung.
    Richard Weber war nun fast so bleich wie die beiden Kollegen.
    „Haben Sie eigentlich eine Vorstellung davon, wie viele Jecken sich hier versammelt haben? Zweieinhalbtausend fröhliche Leute – mindestens.Und die Mitglieder des Städtetags mit ihren Leuten! Wir müssen den Gasthof und den gesamten Alter Markt evakuieren!“, flüsterte er dann.
    „Wie lange wird das dauern?“
    „Wenn es geordnet ablaufen soll, ein, zwei Stunden.“
    „Wir haben noch etwa zwanzig Minuten!“
    „Scheiße! Dann bleibt nur umleiten. Ich organisiere meine Beamten neu. Sie werden versuchen, die Leute aus dem Tagungsraum nach draußen zu leiten. Wenn wir Glück haben, merken die das erst, wenn sie in der Kälte stehen!“
    Er gab entsprechende Anweisungen.
    Michaela war nicht über ihr Handy zu erreichen. Wahrscheinlich konnte das Klingeln den Lärm der Narren nicht übertönen. Paulsen schickte ihr eine SMS: „Bring dich sofort in Sicherheit! Raus!“ Wenn sie auf das Display schauen würde …
    „Da!“, rief Paulsen plötzlich erstickt. „Da ist Michaela!“ Klapproth starrte mit brennenden Augen auf den Schirm. Malte. Würde er in wenigen Minuten Mutter und Kind verlieren?
    Mit großer Anstrengung drängte sie den Gedanken zurück.
    Noch konnten sie etwas unternehmen und den Anschlag scheitern lassen!
    „Wo ist das?“
    „Oben, im kleinen Konferenzraum.“
    Während Paulsen den dicken grünen Bücherwurm im Auge behielt, arbeitete Klapproths Verstand auf Hochtouren.
    „Wir schicken Leute da rein!“, Weber nickte zur Bestätigung. Er hatte kaum seine Leute instruiert, da hatte Klapproth schon die nächste Idee. „Diese Tasche von Dolorus! Da waren die Kostüme für Mario und Julian drin!“
    Hastig tippte sie eine Nummer.
    „Dr. Glück. Eine Streife muss in das Haus der Sekte in der Nikolausstraße fahren. Wir müssen wissen, welche Kostüme Dolorus den beiden Schützen gebracht hat – und die Zeit rennt! Außerdem sollten wir auch versuchen, Baumeister danach zu befragen!“
    „Gibt es denn keine Teufel unter den Gästen?“
    Kevin Baumeister lag in einem Spezialbett.
    Schmerzmittel brachten eine gewisse Erleichterung, doch das Fieber war weiter gestiegen. Wenn er die Augen aufschlug, fiel sein Blick auf ein Holzkreuz an der Wand direkt ihm gegenüber – manchmal glaubte er, den Gekreuzigten hämisch lachen zu hören. Doch der magere Mann am Kreuz freute sich zu früh, davon war Kevin Baumeister fest überzeugt. Er selbst müsste vielleicht sterben – aber der Satanismus würde heute einen großen Sieg feiern! Niemand konnte danach mehr so tun, als gäbe es ihn nicht. Und Zerberus würde ihm keinerlei Schwierigkeiten machen! Ihm ganz sicher nicht! Er schloss die Augen wieder und gab sich ganz der Vorstellung der Szenen hin, die sich in wenigen Minuten abspielen würden! Untergang und Verderben!
    Mitten in seine angenehme Fantasie von der Agonie, die diese Stadt ergreifen würde, platzten zwei Beamte der KölnerPolizei hinein und stürzten an sein Bett, gefolgt von einer zeternden Krankenschwester.
    „Wir wissen, dass sich zwei Todesschützen unter die Gäste der Karnevalsparty gemischt haben. Sie

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