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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Ganze ab!“
    „Ich habe auf ihn geschossen – er war voller Blut. Und dann funktionierte die Pistole plötzlich nicht mehr!“
    „Du hast ihn getroffen – in die Lunge und die Milz. Dr. Mathei meint, es sei mehr als erstaunlich, dass er sich danach noch so lange auf den Beinen halten konnte. Er hatte viel Blut verloren.“
    „Und was ist mit Julian? Ist er ebenfalls tot?“
    „Nein. Ich habe ihn angeschossen. Er liegt in der Kinder-und Jugendmedizin. Und bevor du jetzt wieder aufspringst“, er hob abwehrend die Hände in die Höhe. „Er hat einen polizeilichen Aufpasser. Seine Eltern sind auch da.“
    „Lucifers verlorene Kinder“, murmelte Klapproth tonlos.
    Dr. Solveigh Kramer besuchte ihre beste Freundin nur wenig später.
    „Wenn du dich nicht mit mir zu unserem traditionellen Antikarnevalsessen treffen wolltest, hättest du doch nur anzurufen brauchen!“, meinte sie mit gespieltem Vorwurf und schloss Klapproth vorsichtig in die Arme.
    Dann griff sie nach dem Besucherstuhl.
    „Bevor mich die Schwester in wenigen Minuten an die frische Luft setzt: Erstens, großartige Leistung! Zweitens, ich nehme mir den, wie er sich selbst nennt, ,Herrn auf Rädern‘ vor deiner Tür mit und gehe mit ihm essen. Fabian sieht aus, als habe er dringend eine Stärkung nötig.“
    Klapproth nickte dankbar.
    Dr. Kramer drückte Klapproths Hand.
    „Solveigh? Du hast doch ein bisschen Ahnung von Satanismus – ich verstehe das nämlich nicht. Wenn die Lebensfreude ein wichtiger Bestandteil der Lehre ist … warum suchen sich die beiden ausgerechnet eine Karnevalsveranstaltung aus? Warum bringen sie ausgerechnet Menschen um, die sich ausgelassen ihres Lebens freuen?“
    „Wie fit bist du denn, so kurz nach der Narkose?“
    „Ich fühle mich etwas träge, aber meine grauen Zellen sind hoffentlich noch alle an Bord!“
    „Nun gut. Der echte Satanist soll das Leben in vollen Zügen genießen! Aber daran sind Regeln geknüpft. Zum Beispiel Freiwilligkeit. Du sollst tun, was dir Freude macht, wenn dir danach ist, nicht weil es im Kalender steht. Es darf keine Heuchelei sein. Sei fröhlich, wenn du fröhlich bist, nicht wenn es jemand inszeniert. Wenn ich an allen anderen Tagen im Jahr fordere, dass man spießig leben muss, darf der Karneval kein Freibrief für freizügiges Verhalten sein. Und nun weiß ja jeder, wie es beim Karneval so zugeht. Für die Satanisten ist er geradezu ein Symbol für Perversion – fast so schlimm wie die Kirche.“Langsam begriff Klapproth, was ihre Freundin ihr zu erklären versuchte.
    „Du meinst, man ist bestellt fröhlich, nutzt den Zeitpunkt als Entschuldigung für alkoholische Exzesse und sexuelle Übergriffe. Der brave, heuchelnde Familienvater darf die Sau rauslassen.“
    „Wenn du es so ausdrücken möchtest. Karneval ist dekadent. Die Fröhlichkeit aufgesetzt – keine wahrhaft empfundene Lebensfreude, sondern egoistisches Streben nach Befriedigung perverser Triebe. Vielleicht ist das der einzige Punkt, in dem sich Kirche und Satanismus nicht ganz uneinig sind.“
    Nikola Mendetti hatte seinen Urlaub in Köln verlängert.
    Er holte Maja Klapproth mit dem Rollstuhl im Krankenzimmer ab.
    „Welch ein Blumenmeer!“
    „Ja, Dr. Glück, mein Bruder, meine Freundin …“ Sie lächelte müde.
    „Wir werden jetzt dieses Krankenhaus für ein paar Stunden verlassen! Wenn du möchtest, bringe ich dich nachher auch wieder zurück, aber das sehen wir später“, erklärte der Italiener und lenkte das Gefährt mit elegantem Schwung durch die Gänge.
    „Und die Schwestern hatten keine Einwände, mich in deine Hände zu geben?“
    „Nein! Stell dir vor. Nicht die geringsten!“
    „Weißt du schon, dass dieser junge Mann mit der Narbe sich umgebracht hat?“
    „Kevin Baumeister. Ja. Er hatte eine Kapsel Zyankali dabei. In seine Hosentasche eingenäht. Auf diese Möglichkeit ist natürlich niemand gekommen. Als die Berichteüber den Amoklauf im Radio kamen, folgte er den anderen in Satans Reich. Deine Kollegen haben uns eine Kopie seines Abschiedsbriefes geschickt.“
    „Julian hat inzwischen ein umfassendes Geständnis abgelegt. Wir wissen nun, dass die Freunde die Morde begangen haben. Die drei Einladungen zu dieser Veranstaltung im St.Peter hatte Kevin Baumeister über Beziehungen besorgt. Der Einsatzleiter vor Ort wird erklären müssen, wie es Mario und Julian gelingen konnte, die Waffen ins Gebäude zu schmuggeln. Mit der Zeit wird Julian wohl noch mehr erzählen“, meinte Klapproth.

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