Steirerherz
sie zu
den Tatszenarien zurück. Dabei rollte sie mit ihrem Stuhl zur Seite, um die Magnettafel
besser überblicken zu können. »Warum hat der Täter seinen Modus Operandi geändert?
Sowohl vor der Tat als auch danach? Valentina war allem Anschein nach zwei Tage
lang verschwunden, ehe sie erdrosselt wurde«, wiederholte Sandra. »Anschließend
hat der Täter ihre Leiche ins heimatliche Krottendorf-Gaisfeld gefahren, sie gepfählt
und auf dem Kürbisacker aufgestellt. Pia hingegen war schon daheim und ist ihrem
Mörder vermutlich freiwillig in den Weingarten gefolgt. Am Tatort und an der Leiche
waren keine Kampfspuren auszumachen – zumindest keine offensichtlichen. Auch das
Nachtatverhalten spricht dafür, dass der Täter das Opfer gekannt hat.«
»Wegen der gefalteten Hände?«, fragte
Miriam.
»Genau. Eine solch typische Wiedergutmachungsgeste
fehlte bei Valentina. Im Weingarten gab es auch keine Schleifspuren wie auf dem
Kürbisacker. Um sicherzugehen, müssen wir allerdings noch die gerichtsmedizinischen
und die kriminaltechnischen Gutachten abwarten. Vorerst spricht aus meiner Sicht
aber alles dafür, dass Pia ihren Mörder kannte. Auch die – zugegebenermaßen ziemlich
wackelige – Aussage des alten Herrn Fürnpass. Bei Valentina wissen wir nicht, ob
sie den Täter kannte. Zumindest hat sie sich laut gerichtsmedizinischem Gutachten
heftig gewehrt. Unser Serientäter scheint auf alle Fälle ungewöhnlich flexibel zu
sein und dennoch strukturiert vorzugehen. Er plant, berücksichtigt die Rahmenbedingungen
und hinterlässt kaum Spuren.«
»Stimmt. Pia Fürnpass war zu schwer,
um ihre Leiche auf den Berg hinaufzuschleppen. Also musste er zu einer anderen Taktik
greifen. Er hat sie wohl unter irgendeinem Vorwand in den Weingarten gelockt, um
sie dort zu töten«, meinte Bergmann. »Die Stelle hat er wahrscheinlich auch nicht
zufällig gewählt.«
»Du hast recht. Er dürfte ziemlich
intelligent sein und geht äußerst planvoll vor. Das meint auch Christiane.«
»Und was ist mit den Schuhen der
Opfer? Nimmt er die mit?«, fragte Miriam.
»Anzunehmen. Sie könnten Trophäen
für ihn sein«, sagte Sandra.
»Ein Schuhfetischist?« Bergmann
überlegte, während er den Kaffeebecher in seinen Händen drehte. »Wie weit seid ihr
denn mit dem Abgleich der Freundeskreise der Opfer?«, fragte er schließlich.
»Fast fertig«, meldete Miriam, die
in den beiden vergangenen Tagen hauptsächlich damit beschäftigt gewesen war, unzählige
Handykontakte von Pia zu überprüfen. »Abgesehen von fünf Kontakten, die ich noch
nicht erreichen konnte, bin ich damit durch.«
»Und?«
»42 Übereinstimmungen. 16 Männer
haben beide Mädchen gekannt – und 26 Frauen. Auf Facebook sind es noch wesentlich
mehr.«
Bergmann verdrehte die Augen. »Konzentrieren
wir uns doch erst mal auf die realen Kontakte, bevor wir uns den virtuellen Mördern
zuwenden.«
»Von den Handykontakten entsprechen
bisher zwei Mädchen, die sowohl mit Pia als auch mit Valentina befreundet waren,
dem möglichen Opferprofil, das wir gestern mal so im Groben erstellt haben. Der
Befund der Obduktion lässt wie das Gutachten der Kriminaltechniker noch immer auf
sich warten. Könntest du nicht wenigstens bei Frau Doktor Kehrer mal ein bisschen
Druck machen?«, meinte Sandra.
»Nichts lieber als das …« Bergmann grinste. »Wo ich doch
jetzt wieder ein freier Mann bin«, fügte er hinzu.
»Sag bloß! Ist deine Scheidung endlich
durch?« Die Bemerkung, dass er auch während seiner Ehe nichts hatte anbrennen lassen,
schluckte Sandra in Miriams Anwesenheit lieber hinunter. Obwohl die Kollegin dies
wahrscheinlich selbst längst mitbekommen hatte.
Bergmann nickte.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte
Sandra stattdessen. »Deshalb mussten wir also drei Tage lang auf dich verzichten.«
Bergmann nickte
erneut. Sein Grinsen war jedoch verschwunden. »Es ging leider nicht anders. Habt
ihr schon Personenschutz für die beiden potenziell gefährdeten Mädchen angefordert?«,
wechselte er das Thema.
»Den genehmigen sie uns doch nie
und nimmer – ohne dass Gefahr im Verzug wäre«, meinte Sandra.
»Wie bitte? Der Fall hat höchste
Priorität!«, wurde Bergmann laut.
»Das musst du nicht mir sagen«,
meinte Sandra.
»Dann werde ich mich also auch darum
noch kümmern. Ich möchte nicht ein weiteres Mädchen verlieren, nur weil an allen
Ecken und Enden gespart wird. Diese McKinseys und Konsorten kotzen mich dermaßen
an!« Und wieder landete ein leerer
Weitere Kostenlose Bücher