Steirerherz
Kaffeebecher in hohem Bogen im Papierkorb.
»Vielleicht sollte man einfach zu
den guten, alten, umweltfreundlichen Kaffeetassen zurückkehren, die vor der Automatenära
verwendet wurden. Das wäre doch mal eine sinnvolle Einsparungsmaßnahme«, schlug
Sandra vor.
»Das hab ich auch schon angeregt,
aber die neue Einwegbecher-Automatenlösung sei hygienischer und am Ende des Tages
auch effizienter, hat es geheißen.« Bergmann klang gewollt gespreizt.
»Ach ja? Am Ende des Tages wird
die Erde im Müll ersticken«, meinte Sandra und seufzte.
»Stimmt. Das regt mich auch voll
auf«, echauffierte sich nun auch Miriam. »Wisst ihr was? Morgen bring ich uns Häferln
mit.«
»Von mir aus«, meinte Bergmann,
als Sandras Telefon klingelte.
»Wer? … Ja, geht klar. Ist der Verhörraum
frei? … Dann schick
sie rauf. Wir kommen gleich. Danke«, meinte Sandra und legte auf.
»Und?«, fragte Miriam.
Sandra atmete tief durch, ehe sie
die Kollegen einweihte. »Frau Fürnpass ist hier. Sie möchte dringend mit uns sprechen.«
»Aha … Miriam, du bleibst bitte an den
ausstehenden Kontakten der beiden Opfer dran«, sagte Bergmann und erhob sich. »Und
finde endlich heraus, wo diese Halsbänder gekauft wurden.«
»Nichts leichter als das …«, maulte Miriam und verzog ihren
Mund. Viel lieber wäre sie mit den Kollegen mitgekommen, wusste Sandra.
»Dir entgeht schon nichts. Du darfst
ihre Aussage dann gleich abtippen«, meinte Bergmann, was Miriams Unmut sichtlich
noch verstärkte. Doch sie schwieg.
»Das war ja nun nicht gerade motivierend«,
rügte Sandra ihn, kaum dass sie die Bürotür hinter sich geschlossen hatte.
Bergmann zuckte mit den Schultern,
als wäre ihm sein jüngstes Teammitglied auf einmal völlig egal.
Sandra verstand seine Reaktion nicht.
»Wir waren uns doch einig, dass wir Miriam respektvoll begegnen und sie nicht von
oben herab behandeln, wie es unsere Vorgesetzten so gern tun.«
»Ich dachte, das machen wir ohnehin.«
»Du hast sie aber gerade behandelt,
als wäre sie die letzte Tippse«, widersprach Sandra.
»Wie bitte? Ich bin noch immer ihr
Boss und habe sie lediglich höflich ersucht, ihren Job zu erledigen.«
»Ach, das war höflich?«
»Verdammt! Jetzt mach kein Drama
draus, Sandra! Außerdem bin ich auch noch dein Boss, wenn ich dich daran
erinnern darf.«
Sandra erschrak über Bergmanns schroffen
Ton. Was war bloß in ihn gefahren? »Ich bin nicht deine Ex, Sascha«, wehrte sie
sich und brachte ihn damit offenbar noch mehr in Rage. Bergmann blieb abrupt stehen.
»Ich möchte, dass du Manuela nie wieder in meiner Gegenwart erwähnst. Nie wieder!
Ist das klar?«
Sandra schluckte. So hatte Bergmann
noch nie mit ihr gesprochen. »Ja. Sonnenklar.« Sie nickte. Was hatte Manuela Bergmann
bloß getan, um ihren Mann dermaßen zu verletzen?, fragte sie sich einmal mehr.
Entschlossen drückte Bergmann die
Türklinke hinunter und betrat das Verhörzimmer, um Frau Fürnpass zu begrüßen. Sandra
folgte ihm. »Was können wir für Sie tun?«, sprach sie die Zeugin an.
Frau Fürnpass zögerte. Schließlich
gab sie sich einen Ruck, um mit brüchiger Stimme zu erzählen, was ihr sichtlich
schwerfiel. »Vor sieben Jahren gab es bei uns daheim eine hässliche Geschichte.«
Sandra startete die Tonaufzeichnung.
»Ja?« Mit einer Geste ermunterte sie die Mutter des zweiten Mordopfers fortzufahren.
Frau Fürnpass räusperte sich, ehe
sie weitersprach. »Mein Bruder Sepp – Josef Laubichler – hat die Pia damals belästigt.
Sexuell. Und die Valentina auch.« Sie stockte.
»Und was genau ist damals vorgefallen?«,
fragte Sandra möglichst behutsam nach.
Frau Fürnpass fuhr sich durch die
halblangen kastanienbraunen Haare, die von einigen wenigen weißen Strähnen durchzogen
waren. Obwohl sie tiefe Trauer ausstrahlte, war sie in Sandras Augen eine sehr attraktive
Frau.
»Erst hat der Sepp mit den Mädchen
Verkleiden gespielt. Er hat sie wie kleine Prinzessinnen herausgeputzt …« Wieder
machte Frau Fürnpass eine Pause.
Sandra rechnete nach. »Die beiden
waren damals zwölf Jahre alt?«, vergewisserte sie sich.
Frau Fürnpass nickte und ignorierte
die Tränen, die über ihre Wangen liefen. Erst nachdem sie als Tropfen auf der Tischplatte
gelandet waren, wischte sie diese mit ihrem Ärmel weg.
»Und dann? Was hat er dann mit den
Mädchen gemacht?«
»Anfangs mussten sie dabei zusehen,
wie er sich selbst befriedigte. Später zwang er meine kleine Pia, seinen Penis in
den Mund …« Wieder stockte
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