Steirerherz
ganze Nacht dauern sollte. Wenn ich etwas überhaupt nicht ertragen
kann, sind es solche Arschlöcher, die kleine Mädchen oder Jungs missbrauchen. Verdammte
Kinderficker … Ich muss
jetzt unbedingt eine rauchen. Geh du schon mal vor und mach mir diesen Abschaum
ausfindig!«
Sandra sah dem Chefinspektor kopfschüttelnd
nach, ehe sie auf ihre Armbanduhr blickte. Wenngleich sie seine Ansichten über Kindesmissbrauch
teilte, hoffte sie, dass sie ihre private Verabredung, die in knapp zwei Stunden
stattfinden sollte, nicht versetzen musste. Es war doch immer wieder dasselbe. Dieser
Scheißjob ließ einfach kein geregeltes Privatleben zu, dachte sie frustriert, als
sie das Büro betrat.
»Und? Was wollte
die Fürnpass?«, begrüßte Miriam sie. Sandra überreichte ihr das Tonband, das sie
heute noch abtippen sollte. »Hör es dir selbst an«, meinte sie und lächelte bitter.
Dann setzte sie sich an ihren Computer und gab die Daten von Josef Laubichler ins
zentrale Melderegister ein. Zuallererst wollte sie den aktuellen Aufenthaltsort
des Verdächtigen ausfindig machen.
Erneut blickte Sandra auf ihre Uhr.
Wo blieb Bergmann nur? Konnte er nicht schneller rauchen? Schließlich hatte sie
heute Abend noch etwas anderes vor. Ärgerlich schrieb sie die Adresse auf, an der
der Gesuchte derzeit gemeldet war, und fragte hernach das Strafregister ab. Zuletzt
gab sie noch seinen Namen in die Suchmaschine ein.
Als Bergmann den Raum betrat, druckte
Sandra gerade die Ergebnisse ihrer Ermittlungen aus. »Laubichler ist hier in der
Stadt gemeldet. In der Brockmanngasse in Jakomini«, schmetterte sie Bergmann ungefragt
entgegen und erhob sich, um die Papiere aus dem Drucker zu nehmen.
»Sehr gut. Dann nichts wie hin«,
erwiderte Bergmann und warf ihr vom Garderobenständer aus ihre Jacke zu. Sandra
fing sie mit einer Hand auf. Die Ausdrucke ließ sie auf dem Schreibtisch liegen.
Das Wichtigste hatte sie ohnehin im Kopf. »Bis morgen«, verabschiedete sie sich
von Miriam und nahm ihre Handtasche.
»Pfiat euch«, grüßte die Kollegin
zurück.
»Gemma, gemma!«, drängte Bergmann
und schob Sandra aus dem Büro.
»Ich komm ja schon«, motzte sie
zurück.
»Was wissen wir sonst noch über
diesen Laubichler? Irgendwelche Vorstrafen?«, fragte Bergmann auf dem Weg zum Wagen.
»Außer einem Führerscheinentzug
wegen Alkohol am Steuer sind keinerlei Verstöße gegen das Strafgesetz registriert.
Das war vor knapp drei Jahren«, berichtete Sandra.
»Und womit verdient dieser Kerl
sein Geld?«
»Laut seiner Homepage arbeitet er
als selbstständiger Software-Entwickler.« Sie stiegen in den Wagen ein.
»Na bitte, das passt doch bestens …« Bergmann seufzte. »Los, fahr
schon! Kaufen wir uns dieses Schwein.«
»Welche Taktik schwebt dir denn
vor?«
»Wirst du schon sehen …«
»Sascha, bitte! Mach bloß nichts
Unüberlegtes«, warnte Sandra ihn.
»Keine Sorge«, brummte Bergmann.
Ohne nachzudenken, schaltete Sandra
das Radio ein.
»Seit wann hörst du beim Einsatz
Radio?« Die Verwunderung in Bergmanns Stimme war nicht zu überhören. Für den spontanen
Chefinspektor zählte die ihm zugeteilte Abteilungsinspektorin zu den berechenbaren
Zeitgenossen, die kaum je ihre Gewohnheiten änderten. Dass Sandra dies nun ausnahmsweise
doch einmal tat, irritierte ihn offenbar.
»Wieso? Stört es dich?«, antwortete
sie mit einer Gegenfrage.
Bergmann schüttelte den Kopf und
schwieg fortan.
Den Sender, bei dem Julius arbeitete,
hatte Sandra am Montagmorgen auf der Fahrt ins Büro eingestellt. Doch das ging Bergmann
nun wirklich nichts an.
Glaubte man dem Nachrichtensprecher,
stand ihnen am Wochenende weiterhin sonniges bis bewölktes Wetter bevor, ehe am
Sonntagabend vom Westen her eine Schlechtwetterfront ins Land zog, die massive Abkühlung
mit sich brachte. Ihr morgiger Ausflug würde also nicht ins Wasser fallen, freute
sich Sandra, auch wenn es nicht Julius’ Stimme war, die diese Prognose verkündete.
Aber der sprach ja auch keine Wetter-Nachrichten.
2.
Kaum hatte Sandra den Wagen vor dem gesuchten Hauseingang in der gebührenpflichtigen
Grünen Zone geparkt, sprang Bergmann hinaus auf den Gehsteig. »Welches Stockwerk?«,
fragte er ungeduldig.
»Zweites. Tür Nummer acht. Laubichler,
Josef«, fasste Sandra die wichtigsten Informationen zusammen und lief hinter dem
Kollegen her. An der Gegensprechanlage drückte Bergmann mehrere Türglocken zugleich,
woraufhin ein Stimmengewirr einsetzte. »Ja, bitte?«, lautete die
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