Steirerkind
vergrößert worden, ohne jedoch ein zum Körper passendes, ästhetisches Maß zu überschreiten, wie es leider allzu oft der Fall war.
Auch Bergmann schien die Arbeit des plastischen Chirurgen zu goutieren. Wenngleich er dies für Sandras Geschmack ein wenig zu auffällig tat. Bei der Sitte hatte der Chefinspektor jedenfalls nie gearbeitet, stellte sie amüsiert fest. Dass er um ein Pokerface bemüht war, konnte man ihm aber immerhin ansehen. Sandra unterdrückte nur mühsam ein Schmunzeln.
»Sie haben den Abend des 23. Dezember also mit Roman Wintersberger und seinen Freunden verbracht. Genauer gesagt, waren Sie wahrscheinlich eine der Letzten, die Herrn Wintersberger lebend gesehen haben. Kannten Sie ihn gut?«, fragte sie.
»Er war schon ein paar Mal im Engel. Aber nicht so oft. Vielleicht zweimal im Jahr. Hat immer viel Trinkgeld gegeben.«
»War an diesem Abend etwas anders als sonst?«
Elena zuckt mit den Schultern, was Bergmanns Blick unwillkürlich wieder auf ihr Brustniveau sinken ließ.
»Haben die Männer viel getrunken?«
»Ein paar Bier. Nicht viel. Nur der Toby hat Wodka Red Bull getrunken.«
Sandra schwieg und sah Elena in die Augen.
Bergmann bemühte sich redlich, ihrem Beispiel zu folgen.
Elenas Blick wanderte von einem Ermittler zum anderen. Sandra hatte den Eindruck, dass ihnen das Mädchen bei weitem noch nicht alles erzählt hatte, was sie wusste.
»Elena, ich darf Sie doch Elena nennen?«, fragte sie.
Wieder nickte die Tänzerin und lächelte zaghaft zurück.
»Sie können sicher sein, dass alles, was Sie uns sagen, unter uns bleibt«, sagte Sandra. »Sie sollten uns nichts verschweigen. Sie sind Zeugin in einem Mordfall.«
Elena sah sie erschrocken an. »Ich? Aber ich hab nix vom Mord gesehen«, sagte sie.
»Dennoch sollten Sie uns alles sagen, was Sie wissen, Elena. Sonst könnten Sie ernsthafte Probleme mit dem Gesetz bekommen.«
Das Mädchen kiefelte nervös auf seinen relativ dezent geschminkten Lippen herum. Ihre Augen waren umso verruchter bemalt. »Na ja«, meinte sie schließlich, »der Roman und der Toby hab’n am Schluss ziemlich gestritten, als die anderen schon weg waren.«
»Worum ging es?« Sandra machte eine aufmunternde Geste.
»Der Roman hat sich beschwert, dass der Toby so viel trinkt«, erzählte sie weiter. »Er hat ihn geschimpft, weil er doch Sportler ist, und Alkohol schlecht für die Leistung ist. Dann hat er ihm noch verboten, mit dem Auto heimzufahren.«
»Und wie hat Tobias Autischer reagiert?«
»Nicht gut. Er war schon ganz schön betrunken. Er hat Roman angeschrien, dass er nicht sein Vater ist, na ja, und dass er genug hat von seiner ewigen Bevormundung und so weiter.«
»Und Herr Wintersberger?«
»Der hat zurückgeschrien. Der Toby ist ein undankbares Gfrast. Und er wird schon sehen, wo er landet, wenn er sich nicht z´ammreißt. Er wollte über die Feiertage überlegen, ob er ihn aus dem Team schmeißt. Dann hat er gezahlt und ist gegangen.«
»Wann war das?«
»So um zwei herum.«
»Und Herr Autischer?«
Die Tänzerin druckste herum, ehe sie fortfuhr.
»Na ja, der hat noch einen gekippt und wollt mit mir schmusen und so. Aber ich darf so was nicht machen bei der Arbeit. Auch nicht mit Promis. Außerdem hab ich einen festen Freund. Der Toby ist dann gleichzeitig mit mir abgezogen. Vielleicht eine halbe Stunde nach dem Roman.«
»Die anderen Herren sind alle schon früher gegangen?«
»Ja. Schon vor dem Streit. Auch die Jitka und die Lucy waren längst wieder am Tanzen. Nur ich hab schon um halb drei Schluss machen dürfen, weil ich für ein krankes Mädchen eingesprungen bin.«
»Sonst noch was?«
»Nein. Sonst nix.«
»Okay«, sagte Sandra, »schicken Sie Frau Zhang als Nächste zu uns herein, bitte?«
Elena Novacek stöckelte aus dem Raum, um Platz für ihre Kollegin aus China zu machen. Doch weder die Befragung von Lucy Zhang noch von Jitka Fischer brachte den Ermittlern neue Erkenntnisse. Dafür hatte Bergmann nur allzu offensichtlich seine helle Freude am Anblick der Mädchen.
Am Ende der Einvernahmen folgten die Ermittler Jitka Fischer in den mittlerweile gut besuchten Club, wo die Tänzerin wieder an die Arbeit ging. Sandra hielt nach dem Chef Ausschau, um sich von ihm zu verabschieden. Ihr Blick schweifte an der Bar entlang, weiter von einer Nische zur nächsten und blieb schließlich bei einem Mann hängen. Sie fühlte, wie sich ihr der Magen umdrehte. Das konnte doch nicht wahr sein! Das durfte einfach nicht wahr
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